Ulam entstammte einer polnisch-jüdischen Mittelstandsfamilie mit Angehörigen im Bankensektor und der holzverarbeitenden Industrie. Sein Vater war Anwalt.
Sein Mathematiklehrer war der polnische Mathematiker Stefan Banach, einer der führenden Köpfe der Lemberger Mathematikerschule. Entsprechend der Ausrichtung der polnischen Schule beschäftigte sich Ulam dort hauptsächlich mit Fragen aus Maßtheorie, Topologie und Logik. Typisch waren in Polen auch intensive Diskussionen in Cafe-Häusern, und Ulam sammelte die damals diskutierten Probleme später in einigen Büchern, z. B. in „The Scottish Book“, benannt nach dem „Schottischen Cafe“ in Lemberg.
1930 führte er das Konzept der messbaren Kardinalzahl ein (eine spezielle Große Kardinalzahl, die Kardinalzahl einer Menge ist, für die ein -additives (0,1)-wertiges Maß auf der Potenzmenge definiert werden kann)[1] und bewies, dass diese stark unerreichbar sind. Das Konzept hat sich als fruchtbar für die axiomatische Mengenlehre erwiesen.
Ulam war an der frühen Entwicklung von Nuklearwaffen beteiligt. Er zeigte, dass Edward Tellers frühes Modell der Wasserstoffbombe unzulänglich war und begann, eine bessere Methode zu entwickeln. Er war der Erste in den USA, der feststellte, dass man alle Komponenten einer H-Bombe in eine Hülle packen kann, eine Spaltbombe an das eine Ende und das thermonukleare Material an das andere, und dann die Schockwellen der Spaltbombe verwenden kann, um den Fusionsstoff zu komprimieren und explodieren zu lassen. Teller widersprach dieser Idee zuerst, erkannte dann aber ihre Vorzüge und schlug die Verwendung von Röntgen- bzw. Gammastrahlung anstelle von Schockwellen vor. „Strahlungsimplosion“ – wie die Methode dann genannt wurde – ist seither die Standardmethode für die Zündung von Wasserstoffbomben (siehe Teller-Ulam-Design).
Weiterhin ist sein Name durch die Untersuchung des Collatz-Problems bekannt; die dort verwendete Funktion wird manchmal „Ulam-Funktion“ genannt. Bisher ungelöst ist auch das Muster der Ulam-Spirale, einer grafischen Darstellung von Primzahlen.
2020 wurde die Filmbiografie Abenteuer eines Mathematikers veröffentlicht. Der Originaltitel des Films (Adventures of a Mathematician) entspricht dabei demjenigen der Autobiografie, die Ulam 1976 veröffentlichte.
Schriften (Auswahl)
The Scottish Book: A Collection of Problems, Los Alamos 1957
Collection of Mathematical Problems, New York 1960
Sets, Numbers and Universes, Cambridge, Massachusetts 1974, ISBN 0-262-02108-0.
Adventures of a Mathematician, Berkeley, Kalifornia 1976, ISBN 0-520-07154-9.
↑Ulam Zur Masstheorie in der allgemeinen Mengenlehre, Fundamenta Mathematicae, Band 16, 1930, S. 140–150.
↑Nicholas Metropolis, S. Ulam: The Monte Carlo Method. In: Journal of the American Statistical Association. Band44, Nr.247, September 1949, ISSN0162-1459, S.335–341, doi:10.1080/01621459.1949.10483310 (englisch, tandfonline.com [abgerufen am 16. Juni 2023]).