Stückgold stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Warschau.[1] Er studierte zunächst am Warschauer Polytechnikum und im Anschluss daran Chemie und Philosophie in Zürich und der Sorbonne in Paris. Nach seinem Wehrdienst in der russischen Armee war er als Assistent an einem staatlichen chemischen Laboratorium in Berlin und in Düsseldorf tätig. In Warschau wurde er Betriebsleiter einer Chemiefabrik. Er gründete ein freies technisches Büro und verzeichnete Patente in der Textilindustrie und in der Kesselfeuerung. Er war in London bei Eisenbahn- und Dampfschiffunternehmungen tätig sowie in Polen im Kohlebergbau.
1905/06 unterstützte Stückgold auf sozialistischer, nationalpolnischer und jüdischer Seite die Revolution in Polen (Bewegung der Freiheit gegen Russland). Er wurde mehrfach verhaftet und in Moskau und Petersburg inhaftiert.[1] Nach Niederschlagung der Revolution gab er seine Tätigkeit als Ingenieur auf und begann ein Kunststudium in Warschau. Um einer Verschleppung nach Sibirien vorzukommen, floh er 1907 aus Polen nach München. Dort besuchte er die Malschule des Ungarn Simon Hollósy und im Sommer 1908 Hollósys Malerkolonie in Nagybánya, in Ungarn.[2] In Nagybánya lernte er seine spätere Frau Elisabeth Veress[3] kennen, mit der er ein schwerbehindertes Kind hatte.
Im Oktober 1908 zog Stückgold nach Paris und wurde Schüler von Henri Matisse. Er und seine Frau lebten seit Mitte Dezember in einem Wohnatelier in der Rue Notre-Dame-des-Champs[4]. In dieser Zeit lernte er Henri Rousseau kennen, der in der nahegelegenen Rue Perrel wohnte. Im März 1909 stelle Stückgold erstmals im Salon des Indépendants aus.
Stückgold eröffnete in München eine Malschule, die er bis 1921 führte. 1920 trennte sich das Ehepaar, Elisabeth zog mit Steffen nach Dornach zu Rudolf Steiner, und er war ab 1923 wieder in Paris, wo er bis 1926 nochmals eine Malschule führte. Nach seinem Tod zeigte André Salmon eine Retrospektive in der Galerie Bernheim-Jeune.
Exposition rétrospective d'oeuvres de Stanislas Stückgold (1868 - 1933) : du 14 octobre au 27 octobre 1933. Galerie Bernheim-Jeune, Paris. Paris: Moderne impr., 1933.
André Salmon: Stanislas Stückgold, 1868-1933. Les Gémeaux, Paris 1954.
Stückgold : Ausstellung. Galerie Münsterberg, Basel 1969. Einführung zum Katalog von Clemens Weiler.
Stanislas Stückgold: 1868–1933: Von der Thora zu Rudolf Steiner; 71 Gemälde aus dem Nachlass;Galerie Opper; Kronberg im Taunus, 2019
Literatur
Stückgold, Stanisław. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S.383 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Kuno Mittenzwey: Stanislaus Stückgold – München. und Adolf Vogdt: Von der Wandmalerei. In: Alexander Koch (Hrsg.): Deutsche Kunst und Dekoration. Band 40: April 1917–Dezember 1917. Alexander Koch, Darmstadt 1917, S. 345–348 (Textarchiv – Internet Archive).
↑Erster Deutscher Herbstsalon. Berlin 1913. Der Sturm, Berlin 1913, S. 29.
↑ abcSalomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Kraus Reprint, Nendeln 1979, ISBN 3-262-01204-1 (Nachdr. d. Ausg. Czernowitz 1925), Band 6, S. 59.
↑35. Ausstellung Neue Kunst Hans Goltz München. Stanislaus Stückgold. Mai–Juni 1917. Kuno Mittenzwey: Stanislaus Stückgold – München In: Deutsche Kunst und Dekoration. 1917, S. 345–346 (uni-heidelberg.de).