Stanisław Leśniewski wurde zwar in Russland geboren, er stammte aber aus einer polnischen Familie. Sein Vater arbeitete als Eisenbahningenieur im Russischen Kaiserreich und zog viel umher. Deswegen besuchte Leśniewski das Gymnasium in Irkutsk.
1919, mit der Neugründung des polnischen Staates, bekam Leśniewski einen Lehrstuhl für Philosophie der Mathematik an der Universität Warschau. Philosophisch war seine Position die des Reismus, eines radikalen Nominalismus. Er formulierte seine Kritik an der klassischen Mathematik, insbesondere der Mengenlehre, die nach seiner Auffassung von der Russellschen Antinomie erschüttert wurde. Ihre nachfolgende Axiomatisierung durch Ernst Zermelo lehnte er ebenfalls ab. Als Ersatz für die Mengenlehre entwickelte er die Mereologie.
Leśniewski publizierte zu seinen Lebzeiten nur einige hundert Seiten, verfasste aber eine weitaus größere Menge an handschriftlichen Notizen, die er in seinen Vorlesungen verwendete, die aber bei seinem Tode unveröffentlicht geblieben waren. Diese Papiere wurden in der Universität Warschau gelagert und während der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes durch deutsche Truppen im August oder September 1944 komplett vernichtet. Durch die Arbeit seiner Studenten Bilich, Mieczyslaw Choynowski, Henryk Hiz, Kreczmer, Lejewski und Bolesław Sobociński blieben Abschriften über den Zweiten Weltkrieg hinaus erhalten.[1]
Veröffentlichungen
Über Funktionen, deren Felder Gruppen mit Rücksicht auf diese Funktionen sind. In: Fundamenta Mathematicae. Band 13, 1929, S. 319–332, (Digitalisat).
Grundzüge eines neuen Systems der Grundlagen der Mathematik. In: Fundamenta Mathematicae. Band 14, 1929, S. 1–81, (Digitalisat).
Über Funktionen, deren Felder Abelsche Gruppen in bezug auf diese Funktionen sind. In: Fundamenta Mathematicae. Band 14, 1929, S. 242–251, (Digitalisat).
Literatur
Jan T.J. Srzednicki, Zbigniew Stachniak (Hrsg.): S. Lesniewski's Lecture Notes in Logic. Kluwer Academic Publishers, Dordrecht 1988, ISBN 978-94-010-7730-9