Angesichts der als bedrohlich empfundenen Aufrüstung des Warschauer Pakts und insbesondere der Sowjetunion in den 1960er Jahren entschloss sich die NATO, multinationale Eingreifverbände aufzustellen. Diese Verbände waren ihr als NATO Command Forces bereits im Frieden für den Einsatz unterstellt und standen für sofortige Reaktionen in Krisensituationen zur Verfügung. Mit ihrem Einsatz sollten die Streitkräfte möglichst vieler NATO-Mitgliedstaaten an der Krisenbewältigung beteiligt werden, um Bündnissolidarität zu zeigen.
Als erster Eingreifverband war 1960 die Allied Command Europe Mobile Force (ACE Mobile Force/AMF) mit einer Land- (AMF/L) und einer Luftkomponente (AMF/A) geschaffen worden, die dem NATO-Kommandobereich Europa (ACE) unterstand.[1] Als Marineäquivalent wurde 1968 die Standing Naval Force Atlantic (STANAVFORLANT/SNFL) unter dem NATO-Kommandobereich Atlantik (ACLANT) aufgestellt.[2]
Die SNFL war Vorläufer der SNMG 1. Sie bestand aus Zerstörern und Fregatten und wurde am 13. Januar 1968 gegründet, nachdem zuvor der Einsatz eines gemeinsamen Übungsverbandes mit dem Namen Matchmaker (1965–1967) erprobt worden war.[3][4] Dieser Verband ist der älteste, noch bestehende ständige Einsatzverband der NATO. Seit seiner Aufstellung fuhren über 500 Schiffe und mehr als 150.000 Seeleute unter seinem Kommando.
Der Verband unterstand im damaligen Kommandobereich Atlantik dem Befehlshaber Ostatlantik (CINCEASTLANT) in Northwood, Großbritannien. Ständige Teilnehmernationen waren die USA, Großbritannien, Kanada, die Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland. Das Kommando wechselte zunächst zwischen den vier erstgenannten Nationen, die Bundesmarine verzichtete bis 1984 auf die Führung, weil sie grundsätzlich ACE unterstellt war. Die Marinen Norwegens, Dänemarks, Belgiens, Portugals und seit 1990 Spaniens beteiligen sich zeitweise an dem Verband. Aufgabe im Kalten Krieg war es, in Krisenfällen schnell als multinationaler Verband Bündnissolidarität demonstrieren zu können.
Der Verband wurde hauptsächlich im Nordatlantik eingesetzt. Mit dem Ende des Konflikts wurde die STANAVFORLANT auch, unter anderem 1993 für die Operation Sharp Guard (Mittelmeer), in anderen, angrenzenden Regionen eingesetzt. Dafür wurde die Flotte mit der Standing Naval Force Mediterranean und der Western European Union Maritime Contingency Force integriert. Diese Operation dauerte bis 1996, anschließend wurde der Verband wieder in den Atlantik verlegt.
2004 wurde die Gruppe in Standing NATO Response Force Maritime Group 1 umbenannt und die regionale Bindung aufgehoben. Gleichzeitig wurde der für den Mittelmeerraum zuständige Verband Standing Naval Force Mediterranean (STANAVFORMED) in Standing NATO Response Force Maritime Group 2 umbenannt. Als solche nahmen beide unter anderem an der Operation Active Endeavour teil. Die Bezeichnung wurde später auf Standing NATO Maritime Group verkürzt.
Konzept
Ständige Mitglieder des jetzigen, sechs bis zehn Zerstörer, Kreuzer und Fregatten umfassenden Verbands sind die kanadische, deutsche, niederländische, britische und die amerikanische Marine, die jeweils ein Schiff abstellen. Der Verband wird zeitweise durch Einheiten aus anderen NATO-Nationen verstärkt.
Jährlich werden im Rahmen der Flotte Übungen abgehalten, die vor allem auch die multinationale Zusammenarbeit stärken sollen.
Einsätze
Am Nachmittag des 30. September 2007 befand sich die SNMG 1 im Roten Meer auf dem Weg Richtung Suezkanal als sie von der HMCS Toronto alarmiert wurde, dass sich eine größere Explosion vor der Küste Jemens ereignet haben soll. Die Fregatten Álvares Cabral und Evertsen wurden vorausgeschickt und bestätigten so dem Rest des Einsatzverbands kurz darauf einen Vulkanausbruch auf der Insel Dschazirat Dschabal at-Tair. In Absprache mit der jemenitischen Küstenwache unterstützte die SNMG 1 die Rettungsaktionen vor Ort, bei denen die Einheiten NRP Álvares Cabral, USS Bainbridge, Zr.Ms. Evertsen, HDMS Olfert Fischer, Spessart und HMCS Toronto die Gewässer im Umfeld der Insel nach Überlebenden absuchten. Auch der Super Lynx Mk.95-Bordhubschrauber der Álvares Cabral kam dabei zum Einsatz. Am Morgen des 1. Oktobers fanden und retteten die USS Bainbridge und die HMCS Toronto während der Suchaktion zwei überlebende jemenitische Soldaten aus dem Roten Meer.[5][6][7]
↑Peter Monte: Die Rolle der Marine der Bundesrepublik Deutschland in der Verteidigungsplanung für Mittel- und Nordeuropa von den 50er Jahren bis zur Wende 1989/90. In: Werner Rahn (Hrsg.): Deutsche Marinen im Wandel – Vom Symbol nationaler Einheit zum Instrument internationaler Sicherheit. S. 17ff. [20], ISBN 3-486-57674-7.