Die Kirche wurde von 1957 bis 1958 im Nordwesten der Gemeinde Gadderbaum errichtet. Das Patrozinium bezieht sich auf PapstPius X., sein Wappen war über dem Eingang angebracht. Die Kirche war ein charakteristisches Beispiel für neue Tendenzen im Kirchenbau der Region, die neben west- und ostfälischen Traditionen liturgische und architektonische Anregungen aus dem Rheinland aufnahm. Diese neue Bewegung setzte sich zunächst nur langsam und in sehr unterschiedlichen Bauten durch. Die vom Bielefelder Architekten Willy Kirchner entworfene Kirche St. Pius galt als „das erste typische Beispiel neuer Form“ im Kirchenbau dieser Zeit.[1] Das errichtete Gebäude stand auf einem trapezförmigen Grundriss, es besaß als erste Kirche im Erzbistum keine sichtbar geneigten Dachflächen. Die Orgel wurde 1973 aus Teilen der ursprünglich für St. Jodokus von Anton Feith in den Jahren 1913 und 1954 erbauten Orgeln errichtet; sie enthielt damit den zweitältesten Pfeifenbestand der Stadt.[2]
Die Kirche wurde Ende August 2016 entwidmet und 2017 abgerissen.[3][4] Orgel, Glocken und sonstige Kunstwerke wurden geborgen und entweder verkauft oder eingelagert. Die Kirche machte einer Erweiterung des Pius-Heims Platz. Gottesdienste finden seitdem in der Marienkapelle des Pius-Heims statt.
Ausstattung
Das Kirchenportal und verschiedene Reliefplatten schuf Erich Leiss,[5] die Bronze-Skulptur des heiligen Johannes für das Taufbecken stammt von Wilhelm Heiner aus dem Jahr 1959.[6] Der Altar und der Taufstein wurden in der Peter-und-Paul-Kirche in Dessau wieder aufgestellt.[7]
↑Hugo Schnell: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Verlag Schnell und Steiner, München / Zürich 1973, S. 125.
↑Andreas Kamm: Zur Geschichte der Orgeln in Sankt Jodokus zu Bielefeld. Mit besonderer Berücksichtigung der Orgelbauerfamilie Reinking. In: Acta Organologica Bd. 34, hrsg. v. Alfred Reichling, Kassel 2014, S. 37–88.
↑Gudrun Pamme-Vogelsang: Alles Ton und Schwingung. Kerber Verlag, Bielefeld 2002, S. 20 f.
↑Oliver Gierens: Kirche in neuem Glanz. In: Tag des Herrn, Ausgabe 6/2023 vom 12. Februar 2023, S. 10.
↑Harald Propach: Die Glocken von Bielefeld. Stimme der Kirche. Kulturgut und Kunstwerk. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2008, ISSN1619-9022, S. 200 f.