Ein erster Vorgängerbau entstand in der Merowingerzeit im frühen 8. Jahrhundert. Der Turm stammt aus dem 11./12. Jahrhundert.[2] Zwischen 1361 und 1557 wurde die Kirche im gotischen Stil umgebaut und zwischen 1769 und 1797 im Stil des Spätbarock umgestaltet.[2]
Beschreibung
Äusseres
Die Kirche grenzt an die alte Friedhofmauer. An der Südflanke steht das ehemalige Beinhaus St. Anna. An das ausserordentlich breite rechteckige Langhaus schliesst sich der stark eingezogene Chorraum an, dem im 18. Jahrhundert eine halbrunde Apsis angefügt wurde. Nördlich steht der mauerstarke Turm und südlich die im Jahr 1962 verbreiterte Sakristei. Der massig gedrungene Turm erhebt sich über quadratischem Grundriss. Das Uhrwerk zeigt die Jahreszahl 1526.
Inneres
Lage der Decke und der Wände sind weitgehend spätmittelalterlich, während der Raumeindruck dem Empfinden des späten Rokoko entspricht. Vor den vier Seitenaltären ist ein erhöhter Vorchor ausgeschieden, von dem weitere Stufen zum Altarhaus hinaufführen. Eine etwas unterlebensgrosse Figurengruppe des Bildhauers Michael Wickart (1622) zeigt Johannes den Täufer sowie die hl. Katharina, hl. Barbara und den hl. Sebastian. Das Deckengemälde im Chor, das frühere Versionen ersetzt, stammt von Jost Troxler (1827–1893); es stellt in spätnazarenischer Manier die vier Evangelisten dar.
Das Deckengemälde über der Orgel zeigt die Aufnahme des hl. Martin in den Himmel durch Christus (mit dem Gesicht von Troxler). Die Kartuschenbilder stellen die Eucharistie und Erlösung dar.
Die Kanzel, 1771 in Auftrag gegeben und Johann Baptist Babel zugeschrieben, ist ungewöhnlich voluminös und entspricht in Material und Formgebung den Seitenaltären.
Die nur fragmentarisch erhaltenen spätmittelalterlichenWandmalereien wurden 1855 wiederentdeckt und von 1961 bis 1964 restauriert. Sie zeigen Teile eines Apostelzyklus. Die Fresken an der Nordwand des Kirchenschiffs aus dem Jahr 1581 zeigen Teile Szenen aus dem Leben Jesu: in der oberen Reihe das «Stabwunder des Josef», die «Vermählung von Maria und Josef» und «Mariä Verkündigung», darunter die «Reise von Maria und Josef nach Jerusalem», die «Geburt Jesu» und die «Anbetung der hl. Drei Könige». Die drei Bilder über der nördlichen Tür zeigen die Szenen «Christus wird gefangen genommen», «Christus vor Annas» und «Christus vor Kajaphas».
Orgeln
Nach mehreren Vorgängerorgeln erhielt die Kirche 1917 eine neue, röhrenpneumatische Orgel von Orgelbau Carl Theodor Kuhn, Männedorf. Das Instrument mit Membranladen hatte 30 klingende Register.[3]
Das Gemälde Triumph der Eucharistie ist eine Kopie nach dem von Peter Paul Rubens entworfenen Bildteppich Ecclesiae triumphus, die Ende des 17. Jahrhunderts entstand.[2]
St. Annakapelle oder Beinhaus St. Anna
Die St. Annakapelle wurde 1507 eingeweiht. Im Inneren findet sich eine geschnitzte Holzdecke aus dem Jahr 1508. Der Flügelaltar ist spätgotisch mit Anna selbdritt und Nothelfern. In der barocken Bekrönung ist St. Michael als Seelenwäger dargestellt. Die lebensgrosse Holzstatue des kreuztragenden Christus stammt aus der Zeit um 1400.
An der Nordwand sind spätmittelalterliche Pilgerinschriften u. a. mit Savoyer Wappen zu sehen. Die Reste des Chorgestühls aus der gotischen Pfarrkirche entstanden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.[5]
Literatur
Linus Birchler et al.: Kirche St. Martin Baar, 1974.
Josef Grünenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug. Bd. 1, Das ehemalige Äussere Amt (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 93), Basel 1999.
Kirche St. Martin Baar. Katholische Kirchengemeinde Baar, 1. Aufl., November 2005.
↑Leo Langenegger: Kirche St. Martin Baar. Hrsg.: Heimatbuchkommission Baar. 1974.
↑ abcdJosef Grünenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug. Hrsg.: Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte. Das ehemalige äussere Amt. Wiese Verlag, Basel 1999, ISBN 3-909164-69-2, S.27–56.
↑H. R. Hahnloser, Alfred A. Schmid; Ges. f. Schweiz. Kunstgeschichte (Hrsg.): Kunstführer durch die Schweiz. Band1. Büchler Verlag, Wabern 1971, S.736–737.