Zwei katholische Siedlungen, die Siedlung Mariengarten nahe dem ehemaligen Kloster Vom Guten Hirten und die Stadtrandsiedlung Marienfelde, gelten als Ausgangspunkte für die Bildung einer katholischen Kirchengemeinde in Marienfelde. 1928 fand sich der Orden der Redemptoristen bereit, eine Niederlassung in Berlin zu errichten und die Seelsorge für dieses Gebiet zu übernehmen. Er errichtete in Marienfelde trotz der schweren Wirtschaftsdepression jener Jahre den Gebäudekomplex aus Kloster und Kirche und wählte als Namenspatron ihren Ordensgründer Alfonso Maria de Liguori. 1942 wurde St. Alfons selbstständige Kuratie. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Gebäudekomplex beschädigt. Die Kirche wurde bereits 1945 notdürftig wiederhergestellt, das Kloster wurde erst 1952 wieder aufgebaut.
2020 wurde die Kirche anlässlich der 800-Jahr-Feier Marienfeldes Teil des Kunstprojekts Paste Up History – Marienfelde Goes Street Art des Künstlerduos Maria Vill und David Mannstein. Hierbei wurde an der Fassade über dem Haupteingang die Fotografie eines Redemptoristen angebracht, der den Text „Die Barmherzigkeit erhebt sich über das Gericht“ schreibt (Jakobus 2,13 EU).
Baubeschreibung
Die 1931–1932 gebaute Kirche St. Alfons gehört zu den historistischen Bauten der späten 1920er und 1930er Jahre. Der Architekt Josef Bischof hatte gleichzeitig auch wesentliche Teile der im versetzten Zeilenbau errichteten Siedlung entworfen. Bischof war von seinem Entwurf der Kirche nicht recht überzeugt, weil er auf Wunsch des Bauherrn eine Basilika mit romanischen Anklängen errichten musste. Die schwierige Aufgabe für den Architekten lag darin, einerseits dem Wunsche des Bauherrn gerecht zu werden, andererseits einem zeitgemäßen Formgefühl angemessen zu entsprechen. Der verputzte Mauerwerksbau entstand als dreischiffige Basilika ohne Querschiff, mit leicht eingezogenem Chor und halbrunder Apsis und niedrigen Anbauten für Kapelle und Sakristei. An der Gartenseite verbindet ein Kreuzgang den Chor mit dem ehemaligen Klostergebäude.
Der hohe, durch Gurtgesimse mit darunter liegendem Fries in vier Geschosse geteilte Glockenturm wurde asymmetrisch an die rechte Seite der Fassade gesetzt. Hinter den romanisierenden Klangarkaden des Turms hängt in der Glockenstube nur noch eine Glocke aus Bronze, die 1930 von Petit & Gebr. Edelbrock gegossen wurde. Die übrigen wurden im Krieg eingeschmolzen. Die einzige Glocke, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hat, wiegt 300 Kilogramm, hat einen Durchmesser von 85 und eine Höhe von 65 Zentimetern, trägt die Inschrift „ST. JOSEPH 1930“ und klingt im Schlagton h'.
Literatur
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
Christine Goetz und Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Kirchen Berlin Potsdam. Berlin 2003.
Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Berlin 1987.
Gerhard Streicher und Erika Drave: Berlin – Stadt und Kirche. Berlin 1980.