Das Spannungsarmglühen erfolgt mit dem Zweck, im Werkstück innere Spannungen abzubauen. Es wird bei Stahl meist in einem Temperaturbereich von 550 bis 650 °C durchgeführt, wobei der Werkstoff den Spannungen entsprechend plastisch zu fließen beginnt.
Glühen bei einer Temperatur unterhalb des Beginns der Austenitbildung, wird in den werkstoffabhängigen Zeit-Temperatur-Umwandlungsschaubild (auch: ZTU-Diagramm) mit Ac1 (frz.: Arrêt point chauffage 1) bezeichnet. Die Temperaturen liegen meist unter 650 °C, mit anschließendem, langsamen Abkühlen zum Abbau innerer Spannungen, ohne wesentliche Änderung der vorliegenden Eigenschaften.
Vorgang
Die Werkstücke werden beim Spannungsarmglühen langsam und gleichmäßig auf circa 580 °C erwärmt. Diese Temperatur wird dann in der anschließenden Haltezeit gehalten. Der entscheidende Vorgang ist die langsame und gleichmäßig Abkühlphase, welche noch im Glühofen vonstattengeht. Bei einer zu schnellen Abkühlung können wieder Spannungen und sogar Risse im Material entstehen.[2]
Vorteile
Verzugsarme Weiterverarbeitung
kürzere Bearbeitungszeiten durch ein geringeres Aufmaß
Nachweislich längere Standzeit der Werkzeuge
Vermeidung von Härterissen in der nachgelagerten Wärmebehandlung
Vorteile in der Automatisierung, insbesondere bei der Verwendung von Spannsystemen[3]
Literatur
Hans-Jürgen Bargel, Günter Schulze u. a.: Werkstoffkunde, VDI-Buch. 10., bearbeitete Auflage. Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-79297-0.
Wolfgang Weißbach: Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung. 15. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2004, ISBN 3-528-11119-4.