Jochen Sommer (* 1966) ist gelernter Maschinenschlosser und Diplom-Ingenieur Maschinenbau. Seine Diplomarbeit schrieb er bei dem Schweizer Motorradhersteller, Motorradtuner und Importeur Egli zum Thema Homologation und Tuning. 1993 eröffnete er im südhessischenEppstein-Vockenhausen ein Verkaufsgeschäft und einen Reparaturbetrieb für Motorräder von Royal Enfield.[1] Wie auch sein Mentor Fritz Egli, der Importeur der Marke für die Schweiz war, machte sich Sommer in der Folge einen Namen als „Tuner“ für die indischen Motorräder und fertigte Individualumbauten.[2][3]
Die indische Marke hatte in den 1990er Jahren das erste Dieselmotorrad auf den Markt gebracht, das sich jedoch nicht durchsetzte. Im Jahr 2001 entstand bei Egli und Sommer der Gedanke, ein Dieselmotorrad zu bauen. Den Rahmen bot die bekannte Enfield Bullet, beim Motor entschieden sie sich für den Einzylinder-Dieselmotor der Motorenfabrik Hatz, der ansonsten eher als Industriemotor in Baumaschinen und anderen Motorgeräten zu finden ist. Die Umsetzung des Projekts besorgte letztlich Sommer allein, während Egli später den Import in die Schweiz übernahm.[3][4]
Die Serienfertigung des Modells „Sommer Diesel 462“ auf Basis eines Fahrgestells von Royal Enfield (Bullet 350 und 500) begann 2002.[5] 2003 wurde die EG-Genehmigung erteilt, und 2004 wurde das Modell gefertigt.[1] 2005 erfolgte der Vertrieb europaweit. Neben Händlern in Berlin, Hannover und dem süddeutschen Raum war seine Marke zu dieser Zeit auch in der Schweiz und in Großbritannien vertreten.[6]
Nachdem Royal Enfield die Produktion der Modelle Bullet 350 und 500 einstellt hatte, endete mit dem Jahrgang 2010 die Produktion des Modells „Sommer Diesel 462“. Im Februar 2011 stellte Sommer daher auf ein neues Fahrwerk aus eigener Produktion um. Der Rahmen wird aus Stahlrohr gefertigt.[7] Sommer bezieht die meisten Teile extern.[8] Seit Mitte 2015 ist Sommer in Bergen-Geyern in Mittelfranken ansässig.[9]
Das aktuelle Modell „Sommer Diesel 516“ erfüllt die Abgasnorm Euro 4, wird jedoch ohne ABS gefertigt. Die hohen Kosten des ABS stellen nach Aussagen Sommers für den Kleinserienhersteller ein schwer zu überwindendes Problem dar. Die Betriebserlaubnis für das Modell Diesel 516 gilt bis 2021; danach müssen alle neu zugelassenen Motorräder über ein ABS verfügen.[4]
Motorräder
Sommer Diesel 462, produziert von 2004 bis 2010, basierte auf einem zugelieferten Rahmen von Royal Enfield
Sommer Diesel 516, produziert seit 2011 mit selbst entwickeltem und hergestellten Rahmen
Technische Daten
Kenngrößen
Sommer Diesel 516 (2020)
Motor
Einzylinder-Viertakt-Dieselmotor
Ventilsteuerung
untenliegende Nockenwelle, Stoßstangen und Kipphebel
Hubraum
516 cm³
Leistung
8,5 kW (12 PS) bei 3500/min
Maximales Drehmoment
27,5 Nm bei 2000/min
Kühlung
Luft (Gebläse und Fahrtwind)
Kraftübertragung
Primärantrieb über Duplexkette, Vierganggetriebe mit Klauenschaltung (Fußschalthebel rechts), Hinterradantrieb mit Zahnriemen
Rahmen
Einschleifen-Stahlrohrrahmen mit geschlossenen Unterzügen, Teleskopgabel, Hinterradschwinge mit zwei Federbeinen
Bremsen
Vorn Einzelscheibenbremse 280 mm mit Zweikolbenschwimmsattel, hinten Bremstrommel 152,4 mm (kein ABS)