In ihrer Jugend widmete sich So-Jin Kim zunächst dem koreanischen Tanz, ließ sich dann aber in klassischem Ballett ausbilden. Über Ballett entwickelte sie ihr Interesse an der für sie faszinierenden farbenprächtigen europäischen Kunst. Von 1995 bis 1999 studierte So-Jin Kim zunächst an der Catholic Kwandong University in Gangneung, Südkorea, europäische Malerei.
Von 1999 bis 2001 leitete Kim eine eigene Malschule in Südkorea. Dann entschloss sie sich für ein Aufbaustudium in Deutschland. Von 2001 bis 2007 studierte Kim Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig bei Norbert Tadeusz und als Meisterschülerin bei John M. Armleder.
Ihre freie künstlerische Karriere begann mit einem Atelier in Berlin, ehe sie dann mehrfach Wohnsitz und Atelier ins Ausland verlegte: zunächst Basel, dann Mallorca, Frankreich, Italien und schließlich Südkorea. Seit 2001 lebt und arbeitet sie mit Unterbrechungen in Deutschland. Seit 2012 lebt So-Jin Kim als freie Künstlerin und Kunstlehrerin in Baden-Baden.
Werk
Thematisch erfährt ihr Werk eine fundamentale Veränderung mit dem Verlassen des südkoreanischen Kulturkreises. Ihre frühen Bildmotive widmen sich dem koreanischen Tanz und damit der Visualisierung von Bewegung und Bewegungsabläufen. Tänzer und Tänzerinnen reihen sich wie auf einem römischen Fries. Der Betrachter erlebt farbenfrohe Ornamente mit tanzenden und trommelnden Gestalten, Masken und Fabelwesen.[1]
Mit dem Wechsel nach Europa verändern sich allmählich ihre künstlerischen Themen. „Der Kulturschock war am Anfang sehr groß“, im Unterschied zum hohen Tempo eines der asiatischen Tigerstaaten, erlebt So-Jin Kim Deutschland als gründlich, konservativ und entschleunigt, aber auch mit Heimweh.
Das prägende Erlebnis für ihre neue Art der Kunst entwickelte sich während ihrer Schwangerschaft. Sie träumte von traditionellem südkoreanischem Essen, von reich gedeckten Tischen mit Tellern und Schalen, gefüllt mit allen Köstlichkeiten der koreanischen Küche[2]. Aus diesen Traumbildern entstehen Motive, die plakativ auf Leinwänden sichtbar werden. Essen wird zwar täglich millionenfach mit Handys fotografiert, „außer So-Jin Kim kenne ich keine Malerinnen der Gegenwart, die sich mit der Darstellung von Essen auf Tellern beschäftigen“, schreibt ein Kunstkritiker.[3]
Das aktuelle Werk von So-Jin Kim nimmt drei Richtungen: Essen, Tafelbilder/Abendmahl und Schüsselbilder. Beim Thema Essen stehen Speisen im Mittelpunkt (Äpfel, Wirsing[4], Pilze, Knoblauch, Austern und vieles mehr). Ihre Tafelbilder zeigen Arrangements von Tellern und Schüsseln, teils gefüllt, teils geleert, mal stehen sie auf einem reich gedeckten Tisch, mal schweben sie surreal wie Galaxien durch einen imaginären Raum. Die Messingschüsseln, koreanische Klangschalen, fangen fantasiereiche Landschaften ein. Eine auf dem Feuer brodelnde Paella-Pfanne schafft den Projektionsraum für eine mallorquinische Felsenbucht. „Ihre biografische wie künstlerische Reise macht sie zur Wandlerin zwischen den Welten“.[5]
Ihre Bilder entstehen nicht zufällig, sondern sind Ausdruck persönlicher Empfindungen und Wahrnehmungen. Sie hat zu jedem Bild eine besondere Beziehung, hinter jedem Gemälde steht ein Erlebnis. Ihre persönliche Wahrnehmung werde durch die Malerei zu etwas Allgemeinem, so dass jeder durch das Bild seine eigene Erinnerung wachrufen kann, beschreibt So Jin Kim ihre Philosophie der Bildgestaltung.[6]
Auszeichnungen
2022: Städtischer Kunstpreis „Künstlerin in Baden-Baden“
2013: „Kunstpreis für Junge Kunst“ in Südkorea
Ausstellungen
Einzelausstellungen
2024: "Haupt-Gericht" - Kunst im Herrenhof, Neustadt-Mußbach
2024: "Schatztruhe - treasure chest from Germany to Korea"[7], ARTRIN Museum Paju, Südkorea
2022: „tafeln“ – Städtischer Kunstpreis „Künstlerin in Baden-Baden 2022“ (Katalog), Gesellschaft der Freunde junger Kunst e.V. im Alten Dampfbad, Baden-Baden
2018: „Man lebt nur zwei-drei mal“, Kunst- und Kulturforum Laubach e.V., Laubach
2017 „Neue Arbeiten“ Galerie Holbein 4, Hannover
2013 Kunstpreis für Junge Kunst 2012 (Katalog) „Reise Bilder“, Chuncheon Art Gallery in Chuncheon, Südkorea
2012 „Kim-Hüppi“, Culture & Art Center in Samcheok, Südkorea (mit Johannes Hüppi)
2011 „Haus der Modernen Kunst“ (mit Dirk Sommer), Staufen, Deutschland / „International Drawing Show 2011“ (Solo Booth), Seoul Art Center Hangaram Museum in Seoul, Südkorea
2009 „tanzen essen“, Outstart, Berlin, Deutschland
2008 „Malerei“, Kunstförderverein Bildende Kunst Schöningen e.V., Schöningen, Deutschland / „Malerei“, Galerie Korea, Kulturabteilung, Botschaft der Republik Korea, Berlin, Deutschland / „West-östliche Maskerade“, Galerie Holbein4, Hannover, Deutschland (mit Katalog)
2006 „Aufführung“, Galerie auf Zeit, Braunschweig, Deutschland
2016 „Die Bilder der Anderen“, Kommunale Galerie Berlin, Berlin / „Verliebte Künstler-loosing control“, Künstlerbund Baden-Württemberg im AKKU, Stuttgart / „Rien ne va plus“, Kunsthalle der Sparkassenstiftung Lüneburg, Lüneburg
2015 „Summer Sale“, Galerie Anna Klinkhammer, Düsseldorf / „Rien ne va plus“, Süddeutscher Kunstverein, Ammerbuch Reusten / „Die gelbe Gefahr“, Milchhof e.V. und Kunsthalle am Hamburger Platz, Berlin / „Kunstpreis, Die Schwarzwaldstadt Schramberg aus der Sicht der zeitgenössischen Kunst“, Stadtmuseum Schramberg im Schloss, Schramberg
2014 „Missesüppi“, Galerie Gebuli, Baden-Baden / „UTA-Unter Tausend“, Kunsthalle am Hamburger Platz, Berlin / „Tuesday Afternoon“, Galerie Anna Klinkhammer, Düsseldorf, Deutschland / „Opening“, Galerie Peter Bäumler, Regensburg, Deutschland / „Der schwarze Hund“, Gesellschaft der Freunde junger Kunst, Kunstverein Baden-Baden / „Sommerausstellung“, Haus der Moderne Kunst, Staufen
2013 „Verliebte Künstler & lachende Dritte“, Süddeutscher Kunstverein, Ammerbuch Reusten, und in der Kunsthalle am Hamburgerplatz, Berlin, Deutschland / „Kunstsommer 2013“, Haus der Moderne Kunst, Staufen, Deutschland
2011 „Seoul Art-Basel, The Light of Korean Art“, M54 und Dreispitzhalle, Basel, Switzerland sowie in der Galerie Tablo, Seoul, Südkorea
2010 „International Drawing Show in Korea-Communication and Sympathy“, Seoul Art Center Hangaram Museum, Seoul, Südkorea / „Universum“, Galerie Holbein4, Hannover, Deutschland
2009 „Stipendium Junge Kunst-Alte Hansestadt Lemgo und STAFF STIFTUNG Lemgo“, Lemgo, Deutschland / „International Drawing Exhibition Korean 2009“, Se-Jong Kultur Museum in Seoul, Südkorea
2008 „International Invitation Exhibition (The 9th Shinsaimdang Art Festival)“, The city Art Museum in Gangrung, Südkorea / „Zirkus“, Kunstwoche Jesteburg e.V., Jesteburg, Deutschland / „For you and me“, Galerie Holbein4, Hannover, Deutschland
2007 „Kunstpreis BSA 2007“, Bad Sooden-Allendorf, Deutschland / „34. Kunstmarkt Detmold“, Detmold, Deutschland / „excellent 2007“, Finanz-Center Volkswagen Bank, Braunschweig, Deutschland
2006 „Lovely Shanghai Music“, Museum of Modern Art, Shanghai, China und in der Elisabeth Dee Gallery, New York sowie Los Angeles / „Lovely Shanghai Music“ Vertretung des Landes Niedersachsens, Berlin, Deutschland / „About“ art gallery der Nord/LB, Hannover, Deutschland
2005 „Lovely Shanghai Music“, Plattform # 2 im Kunstverein Hannover, Deutschland
2004 „The Long Goodbye“ Galerie der HBK Braunschweig, Braunschweig, Deutschland / „Home Alone“ in Stiftung Starke, Berlin, Deutschland / „Yellow Pages(Team404)“, Musée d’art moderne et contemporain, Genf, Switzerland / „Cherry Pickers – Neue Kunst in alte Kirchen“, Braunschweig, Deutschland
2003 „Kunst im Restaurants und Bars“ Kunsthalle, Koblenz, Deutschland
Arbeiten in öffentlichen Sammlungen
Seit 2013 Chun-Cheon Art Gallery, Chun-Cheon, Südkorea
Seit 2007 Finanz-Center der Volkswagen Bank, Braunschweig, Deutschland
↑Bernd Hefter: Malen hilft ihr in schwierigen Lebenssituationen. So Jin Kim aus Südkorea ist Künstlerin und Kunstlehrerin an der Klosterschule vom Heiligen Grab. In: Klaus Michael Baur (Hrsg.): Badische Neueste Nachrichten / Badisches Tagblatt. Nr.230. Badische Neueste Nachrichten, Verlagshaus,, Karlsruhe 4. Oktober 2024, S.24.
↑Bernd Hefter: "Haupt-Gericht" für Seoul. Die Baden-Badener Künstlerin So-Jin Kim stellt 55 neue Werke in Ihrer Heimat aus. In: Klaus Michael Baur (Hrsg.): Badische Neueste Nachrichten. Nr.199. Badische Neueste Nachrichten Badendruck GmbH, Karlsruhe 28. August 2024, S.13.