Sigtuna (ursprünglich auch Sigituna, von sigi, ‚Sieg‘, und schwedisch -tuna[2] als plurale Bezeichnung für ein „wichtiges Verwaltungszentrum, bedeutendes administrative Zentrum“ von altnordisch tun, „eingehegter Platz, kleines eingezäuntes Gebiet“)[3][4] gilt neben Lund als die älteste noch bestehende Stadt Schwedens.[5] Ausgrabungen weisen darauf hin, dass Sigtuna (bzw. Sigituna oder – als ‚Siedlung des Siegreichen‘ – „Segertuna“)[6] um 980 von König Erik Segersäll, genannt der „Sieger“ (lateinisch victor), gegründet wurde. Unter dem ersten christlichen König Schwedens Olof Skötkonung und seinem Sohn Anund Jakob wurden in Sigtuna die ersten schwedischen Münzen[7] zwischen 995 und 1030 geschlagen. Sigtuna, das sich nicht nur auf Münzen aus der Münzwerkstatt des Königs Olof, sondern auch auf Runensteinen[8] erwähnt findet, war zu dieser Zeit Mittelpunkt der heranwachsenden Zentralmacht. In der Mitte des 11. Jahrhunderts wurde Sigtuna Bischofssitz und man begann mit dem Bau einer Domkirche. Bald hatte Sigtuna sieben Kirchen, und 1247 wurde ein Dominikanerkloster in Sigtuna eingeweiht.
Die Plünderung von Sigtuna im Jahr 1187 war der Überfall durch Heiden aus der östlichen Ostsee, der zu ihrer Zerstörung führte. Die Plünderung wird den Esten, Kuroniern, Kareliern oder Nowgorodern zugeschrieben.
In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde der Bischofssitz nach Östra Aros (Uppsala) verlegt, dennoch verblieb Sigtuna eine wichtige Stadt bis ins ausgehende 13. Jahrhundert. Doch mit der Entwicklung der Städte Uppsala und Stockholm verlor Sigtuna im ausgehenden Mittelalter an Bedeutung.
Mit der Reformation im 16. Jahrhundert wurde das Kloster abgerissen und die Kirchen – bis auf eine – dem Verfall preisgegeben. Sigtuna stagnierte, die Einwohnerzahl sank und die Kirchen verfielen. Im 19. Jahrhundert wurde Sigtuna in der Literatur als ein kleiner, gottvergessener Ort mit romantischen, überwachsenen Ruinen beschrieben.
Erst am Beginn des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Wende. Sigtuna wurde zu einer Schul- und Konferenzstadt, nachdem eine Reihe von Schulen, aber auch staatliche Ausbildungsstätten hierher verlegt worden waren. Auch die Touristen entdeckten das Städtchen. Der Bau des nahegelegenen Flughafens Stockholm/Arlanda trug zum wirtschaftlichen Aufschwung bei.
Stadtbild
Sigtuna hat den Charakter einer idyllischen Gartenstadt der Jahrhundertwende bewahrt. Das Zentrum ist mit kleinen Wohn- und Geschäftshäusern aus Holz, die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen, bebaut. Westlich des Stadtkerns liegen einige Bildungseinrichtungen im klassizistischen Stil der 1920er Jahre.
Sehenswürdigkeiten
Die Hauptstraße der Innenstadt (Stora Gatan) weist zahlreiche bunt bemalte Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert auf
Das Sigtuna-Museum bewahrt und zeigt wertvolle mittelalterliche Fundstücke aus Schwedens Geschichte. Seine Entstehung geht auf eine im Jahre 1916 gegründete Stiftung zurück.
Im Stadtgebiet finden sich mehr als ein Dutzend Runensteine und -fragmente.
Die Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert als frühes Beispiel für die Backsteingotik in der Region
Die hochmittelalterlichen Kirchenruinen von St. Olof, St. Lars und St. Per
↑Karl Holmberg: De svenska tuna-namnen. Dissertation Uppsala 1949 (= Acta Academicae Regiae Gustavi Adolphi XLV. Studier till en svensk ortnamnsatlas. Band 12).
↑Ernst Förstemann: Altdeutsches Namenbuch. 2 Bände (I: Personennamen; II: Orts- und sonstige geographische Namen) 1856/59 (Band 1. Personennamen: teilweise online); Band II in 3. Auflage in zwei Bänden hrsg. von Hermann Jellinghaus, Bonn 1913/16; Neudruck München und Hildesheim 1966–1967, Sp. 1457 f.; und Ergänzungsband, hrsg. von Henning Kaufmann, Wilhelm Fink, München / Olms, Hildesheim 1968, Sp. 1477 und (zu „Sifrid“/„Sig[i]frid“) S. 312.
↑Thorsten Andersson: Tuna-problem. In: Namn och Bygd. Band 56, 1968, S. 89–124.
↑Erik Flodérus: Sigtuna. Sveriges äldsta medeltidstad. Stockholm 1941.
↑Hans Jeske: Sigtuna: Ett ortnamm – försök till dess tolkning. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015, S. 97–103 (englische und deutsche Zusammenfassung: S. 101 f.)
↑Brita Malmer: The Sigtuna coinage c.995-1005. In: Commentationes de nummis saeculorum IX-XI in Suecia repertis. Neue Folge. Band 4, London 1989; Brita Malmer: Sigtunamyntningen som källa till Sveriges kristnande. In: Bertil Nilsson (Hrsg.): Kristnandet i Sverige. Gamla källor och nya perspektiv. Uppsala 1996, S. 85–113.
↑Sven Jansson: Runes in Sweden. Stockholm 1987, S. 118.