Ab 1933 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Firma Leitz in Wetzlar, wo er an der Entwicklung der berühmten Kleinbildkamera Leica beteiligt war. 1937 wurde er Privatdozent und war schließlich von 1942 bis 1965 Professor für Mineralogie an der Universität Gießen.
Arbeiten
Während seiner Habilitation und der Beschäftigung mit der Farblehre hatte er 1927 in Dresden Kontakt zu Robert Luthers Gedanken über sogenannte Optimalfarben, die von Wilhelm Ostwald angeregt wurden. Daraus entwickelte er den Begriff der Relativhelligkeit.
Aus diesen Arbeiten heraus entstand auch ein Farbmessgerät, das Optimalkolorimeter. Die Entwicklung erfolgte am Institut für Mineralogie der Universität Leipzig. Während dieser Zeit (Ende der 1920er) arbeitete er mit Carl Pulfrich in Jena und Erwin Schrödinger in Berlin zusammen. Dabei entwickelte er die farbmetrischen Rösch-Kennzahlen und bot 1928 für die Entwicklung des CIE-Systems den passenden Farbkörper nach Rösch, in dem die xy-Farbartebene mit der Relativhelligkeit kombiniert ist. Dieser Farbkörper beinhaltet alle realisierbaren Körperfarben; dass nicht alle auf jedem Gerät darzustellen sind, liegt an dem jeweils begrenzten Gerätefarbraum.[2][3]
1931 entwickelte er in Leipzig den Spektralintegrator zur Integration von Spektren. In Wetzlar kamen weitere Geräteentwicklungen hinzu: der Dreifarben-Mischer und ein Polarisations-Farbmessgerät. Sein Hauptgebiet waren die Anwendung der Farbenlehre für die Mineralogie, Kristallographie und damit verbunden für die Bestimmung von Edelsteinen. Auf Grund seiner Habilitation war er neben seinem Fachgebiet der Mineralogie und Petrographie aktiv in der Farbmessung tätig. Er ist Mitbegründer des Farbnormenausschusses (FNF) und gab in dieser Funktion die Zeitschrift „Farbe“ mit heraus. Über seine Hauptgebiete hinaus beschäftigte er sich auch mit Mathematik, Sonnenuhren, Archivierung, Photographie, Harmonielehre und Genealogie.
Alfred Hickethier bat Rösch bei der Herausgabe der Großen Farbenordnung Hickethier um Hilfe. Während dieser gemeinsamen Arbeit an einem Farbkatalog verstarb Hickethier. Rösch führte daraufhin die Arbeit an dem Werk fort und übernahm die Herausgabe, posthum im Jahr 1972.[4]
Als Genealoge beschäftigte sich Rösch mit Goethes Verwandtschaft, der Familie Buff (Werthers „Lotte“), den Nachkommen Karls des Großen sowie besonders mit mathematischen Problemen in Zusammenhang mit dem Ahnenschwund und Verwandtenheiraten (Vielfachverwandtschaft).
Siegfried Rösch: Die Kennzeichnung der Farben. In: Physikalische Zeitschrift 29, 1928, S. 83–91
Siegfried Rösch (Hrsg.): Die Große Farbenordnung Hickethier. Otto Meier, Ravensburg 1972
Siegfried Rösch: Über den Verwandtschaftsgrad. In: Familie und Volk 1957, Heft 2, S. 313–317
Siegfried Rösch: Grundzüge einer quantitativen Genealogie. = Praktikum für Familienforscher, Heft 31, Degener, Neustadt/Aisch 1955 (auch in Goethes Verwandtschaft)
Siegfried Rösch: Goethes Verwandtschaft. Versuch einer Gesamtverwandtschaftstafel mit Gedanken zu deren Theorie. Degener, Neustadt/Aisch 1956
Siegfried Rösch: Caroli Magni Progenies, Pars I, Degener, Neustadt/Aisch 1977
Literatur
G. A. Agoston: Color Theory and Its Application in Art and Design. Heidelberg 1979
Manfred Richter: Einführung in die Farbmetrik. Walter de Gruyter, Berlin 1976
F.W. Euler: Professor Dr. Siegfried Rösch. In: Archiv für Sippenforschung 1984, Heft 93, S. 390–391
F.W.: In memoriam Siegfried Rösch. In: Der Herold 27, 1984
Wolfgang Ollrog: Professor Siegfried Rösch 80 Jahre alt. In: Norddeutsche Familienkunde 1979, Heft 2, S. 360–361
Wetzlarer Goethe Gesellschaft e.V. und Familienverband Buff-Kestner (Hrsg.): Siegfried Rösch 1899–1984, 1984
Peter Reuter: Farbforschung exemplarisch. Siegfried Rösch; Ausstellung in der Universitätsbibliothek Gießen vom 19.11.2010-6.2.2011, in: Gießener Universitätsblätter 44 (2011), S. 121–124 pdf