Siedlungskolonien oder Siedlerkolonien waren eine Form der Kolonisation, die sich zur Zeit der europäischen Kolonialreiche herausbildete. Hierbei war der europäische Rassismus der Neuzeit die Motivation der Siedler. Georges Balandier bestimmte die für den Siedlerkolonialismus grundlegende koloniale Situation die von einer „fremden, rassisch (oder ethnisch) und kulturell andersartigen Minderheit im Namen einer dogmatisch behaupteten rassischen (oder ethnischen) und kulturellen Überlegenheit einer materiell unterlegenen eingeborenen Mehrheit aufgezwungene Herrschaft.“ Man unterschied zunehmend zwischen Siedlungskolonien und übrigen Kolonien (zum Beispiel Beherrschungs- und Stützpunktkolonie). Die Typen werden aber heute nicht mehr als ausschließend betrachtet, sondern können sich aus einem Typ in einen anderen entwickeln.[2]
Der Siedlerkolonialismus ist vor allem ein Phänomen der globalen europäischen Expansion in der Neuzeit. Wie stark die Vorbevölkerung dabei verdrängt wurde, hängt nicht zuletzt von der Dauer der Kolonialherrschaft und der anschließenden Einwandererstaaten (nicht zu verwechseln mit dem Begriff Einwanderungsland) ab. Zahlreiche ehemalige Siedlungskolonien sind heutzutage Staaten mit mehrheitlich europäischstämmigem Staatsvolk außerhalb Europas wie die USA, Kanada, Hawaii, Neuseeland, Australien, Uruguay, Chile und Argentinien. In anderen wie Algerien blieb die Vorbevölkerung in der Mehrheit und ist heute Staatsvolk. Religiöse und ethnische Minderheiten wanderten ebenfalls in bestehende Siedlerkolonien aus und bildeten dort eine Diaspora wie die Juden, Armenier und Iraner in den Vereinigten Staaten, andere siedelten aufgrund Abkommen zur Sendung ausländischer Arbeitskräfte, wie die chinesischen Kulis oder Inder in Südafrika.
Die übrigen Kolonien wurden aus machtpolitischen Gründen erworben. Ihre Wirtschaft wurde ohne wesentliche oder mit nur geringer Einwanderung nach den Interessen des Mutterlandes ausgerichtet. Im Unterschied zu Siedlungskolonien, die oft in gemäßigtem Klima der Nord- oder Südhalbkugel lagen, waren diese Kolonien oft tropisch bzw. äquatornah (z. B. Plantagenkolonien).[1]
In einigen karibischen Ländern wurde die Vorbevölkerung zahlenmäßig weniger durch die Kolonisatoren selbst, als vielmehr durch die von ihnen aus Afrika importierten Sklaven verdrängt.
Die Entkolonisierung stellte eine existenzielle Bedrohung für die weißen Siedlerminderheiten dar, in Afrika kämpften nationale Befreiungsbewegungen in Guerillakriegen gegen die Kolonialmacht und ihre Siedler. Nach der Unabhängigkeit verließen die meisten europäischen Siedler und ihre Nachkommen die ehemaligen Kolonien, weil sie ihre privilegierte Stellung verloren und zum Teil die Vergeltung der nun herrschenden Mehrheitsbevölkerung fürchteten.[3]
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