Die Bezeichnung M-Klasse leitete sich von den mit dem Buchstaben „M“ beginnenden Schiffsnamen der Baureihe ab. Die Baureihe wurde Ende der 1960er Jahre von Shell bei mehreren Werften in Japan, Dänemark, Nordirland, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden geordert. Die einzelnen Entwürfe der verschiedenen Bauwerften ähnelten sich zum Teil in den groben Abmessungen, waren aber nicht standardisiert. Alle Schiffe erhielten Tragfähigkeiten von etwa 210.000 Tonnen.
Im Zuge der Tankerkrise entschied sich Shell bei den M-Tanker schon ab Mitte der 1970er Jahre zum frühzeitigen Verkauf von überflüssig gewordenen Schiffen an andere Reedereien. Die schlechte Konjunktur in der Tankschifffahrt der späten 1970er und 1980er Jahre aufgrund der Wiedereröffnung des Suezkanals und der großen Tonnage-Überkapazitäten führte ab Ende der 1970er Jahre dazu, dass Tanker der M-Klasse direkt an Abwrackwerften verkauft wurden. Mitte der 1980er Jahre waren alle bis auf drei Einheiten wieder verschrottet oder verlorengegangen. Einige dieser Schiffe wurden als schwimmende Öllager genutzt.
Gleich mehrere Einheiten der M-Klasse waren in schwerwiegende Havarien verwickelt. Schon 1969 sank die erst drei Monate alte Marpessa auf einer Ballastreise nach einer Explosion beim Tankwaschen. Die Metula lief 1974 in der Magellanstraße auf Grund und verlor 53.000 Tonnen Öl. Die ehemalige Melania explodierte 1979 als Atlas Titan in Setubal ebenfalls beim Tankwaschen. Der folgenschwerste Seeunfall war die Kollision der Aegean Captain, der ehemaligen Marisa, mit dem Tanker Atlantic Empress vor Tobago, bei der mehrere Besatzungsmitglieder ums Leben kamen und etwa 310.000 Tonnen Rohöl ins Meer flossen.
Beschreibung
Die Schiffe sind als reine Rohöltanker in Einhüllenbauweise ausgelegt. Das Deckshaus war weit achtern über dem Maschinenraum angeordnet, der nach oben verjüngte Schornstein stand auf dem hinteren Decksaufbau hinter dem Brückenhaus. Die Tanker hatten zwei durchgehende Längsschotten und je nach Bautyp verschieden viele Querschotten. Alle Schiffe hatten Sloptanks sowie zwei Seitentanks für Ballastwasser. Das Manifold mit zwei Ladebäumen war mittschiffs platziert. Innerhalb der Bauserie gab es Unterschiede, an denen sich die einzelnen Entwürfe unterscheiden ließen. So gab es beispielsweise Vorschiffe mit oder ohne Bugwulst, wobei sich die Wulstbuggestaltung der verschiedenen Werften nochmals deutlich unterschied.
Als Antriebsanlagen dienten jeweils zwei Dampfturbinen von STAL-Laval, Mitsubishi oder IHI, die teilweise in Lizenz bei den jeweiligen Bauwerften hergestellt wurden. Ihre Leistung gaben die Turbinen über ein Untersetzungsgetriebe an einen einzelnen Festpropeller ab.
Galerie
Stapellauf der Melania (1), In: Nederlands Instituut voor Beeld en Geluid
Stapellauf der Melania (2), In: Nederlands Instituut voor Beeld en Geluid
Ankunft der Macoma, In: Nederlands Instituut voor Beeld en Geluid
Die Schiffe
Shell M-Klasse
Bauname
Bauwerft/ Baunummer
IMO-Nummer
Ablieferung
Auftraggeber/ Reederei
Umbenennungen und Verbleib
Macoma
IHI, Tokio/924
6729969
Januar 1968
Curacaosche Scheepvaart Maatschappij, Willemstad
am 17. Mai 1983 bei der An Hsung Iron & Steel Company in Kaohsiung zum Abbruch eingetroffen.
Megara
Mitsubishi, Nagasaki/1634
6727387
19. Januar 1968
Shell Tankers, London
1976 Dyvi Nova, ab 19. August 1978 bei der Korea Iron & Steel Company in Masan verschrottet.
von April 1975 bis Oktober 1976 aufgelegt, am 27. Dezember 1982 in Kaohsiung bei der Chien Yung Enterprise Company in Kaohsiung zum Abbruch eingetroffen.
am 9. August 1974 in der Magellanstraße auf Grund gelaufen, 1976 Tula, am 13. Juni 1976 bei Recup. Submarinos in Santander zum Abbruch eingetroffen.
Mangelia
Kawasaki, Kobe/1100
6822084
November 1968
Shell Tankers, London
1976 Andros Tanker, 1976 Jarmona, 1979 Korea Donghae No. 2, am 30. Dezember 1982 bei der Hyundai Mipo Dockyard Company in Ulsan zum Abbruch eingetroffen.
Medora
Mitsubishi, Nagasaki/1655
6823090
29. November 1968
Shell Tankers, London
1980 als Tanklager, 1981 Fulmar FSU, 1996 SPU 4, 1998 Red Fulmar I, ab 1. Oktober 2002 verschrottet.
Meta
Hitachi, Sakai/4164
6828296
Dezember 1968
Shell Tankers, London
am 24. Juli 1982 bei der Inchon Iron & Steel Company in Ulsan zum Abbruch eingetroffen.
1976 Andros Tempo, 1976 Atlas Titan, am 27. Mai 1979 in Setubal explodiert, ab 31. Mai 1980 bei Chi Young Steel Enterprise Company in Kaohsiung verschrottet.
Mitra
Odense Staalskibsværft, Lindø/25
6904301
Februar 1969
Shell Tankers, London
ab 8. November 1978 bei Keun Hwa Iron Steel Works & Enterprise in Kaohsiung verschrottet.
Mactra
HDW, Kiel/1200
6903058
März 1969
Shell Tankers, London
ab 27. Juni 1980 bei der Gi Yuen Steel Enterprise Company in Kaohsiung verschrottet.
Mytilus
Hitachi, Sakai/4165
6921678
12. August 1969
Curacaosche Scheepvaart Maatschappij, Willemstad
1981 Gregorio del Pilar, 1988 Nita I, ab 21. April 1993 bei der Star Cotton Corporation in Gadani verschrottet.
Mysia
Mitsubishi, Nagasaki/1656
6918467
September 1969
Shell Tankers, London
ab 8. September 1978 bei der Taiwan Ship Scrap Company in Kaohsiung verschrottet.
Am 12. Dezember 1969 auf einer Ballastreise von Rotterdam nach Mena al Ahmadi vor Senegal explodiert und am 15. Dezember auf Position 16,30°N; 017,45°W gesunken.
Miralda
Chantiers de l’Atlantique, Saint-Nazaire/S23
6929260
Oktober 1969
Société Maritime Shell, Paris
1982 Urania, ab 22. September 1985 bei der Hai Kwang Steel Enterprise Corporation in Kaohsiung verschrottet.
Melo
Kawasaki, Sakaide/1105
6924325
Oktober 1969
Shell Tankers, London
1976 World Recovery, 1976 Selefkia, ab 3. Juni 1980 bei der Tung Ho Steel Enterprise Corporation in Kaohsiung verschrottet.
Myrtea
Chantiers de l’Atlantique, Saint-Nazaire/X23
7005712
Februar 1970
Société Maritime Shell, Paris
ab 26. Juli 1982 bei der Gi Yuen Steel Enterprise Company in Kaohsiung verschrottet.
Mysella
NDSM, Amsterdam/536
7002667
27. Februar 1970
Shell Tankers, London
1976 Bergecaptain, am selben Tag 1976 Mobil Tern, 1978 Solon, 1982 Alaman, Vor- und Achterschiff ab 3. Dezember 1983 in Yokohama verschrottet, Mittelschiff als Tanklager behalten.
Marticia
NDSM, Amsterdam/537
7019062
1. August 1970
Shell Tankers, London
1976 Bergemaster, 1976 Mobil Raven, 1977 Al Qasim, ab 8. Dezember 1983 bei der Sun-Hua Enterprise Company in Kaohsiung verschrottet.