2014 nahm Varatharajah – ohne zuvor etwas veröffentlicht zu haben – an den 38. Tagen der deutschsprachigen Literatur teil und erhielt den 3sat-Preis. Sein vielbeachteter und mehrfach ausgezeichneter Debütroman Vor der Zunahme der Zeichen erschien im Frühjahr 2016 im S. Fischer Verlag. Die Literaturkritikerin Meike Feßmann bezeichnet den Roman in der Süddeutschen Zeitung als ein Werk, das durchgängig „mit der Überblendung von Theorie und Literatur“ arbeite und „von enormer gedanklicher Konsequenz und einer sprachlichen Radikalität“ sei, „die selten geworden ist in der deutschen Gegenwartsliteratur“.[4] Die Schriftstellerin Ulla Hahn beschreibt Vor der Zunahme der Zeichen als „ein langes Prosagedicht“, als „denkendes Dichten“. Der Roman sei „ein Geschenk an die deutsche Sprache“.[5] Varatharajah beschreibt sich selbst als „Schriftsteller ohne Sprache“.[6] In einem Essay für den Merkur schreibt Varatharajah: „Wenn ich gefragt werde, wo ich herkomme, sage ich: aus der Sprachlosigkeit.“[7]
Im Frühjahr 2022 erschien Varatharajahs zweiter Roman Rot (Hunger), ebenfalls im S. Fischer Verlag. Die Literaturkritikerin Shirin Sojitrawalla bespricht den Roman im Deutschlandfunk mit den Worten: „Heiligkeit, Schönheit und Grausamkeit des Zerbrechens sind dem Roman eingeschrieben. […] Rot (Hunger) erweist sich als extrem eigen. Und als ebenso verstörender wie faszinierender Solitär innerhalb der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.“[8] Der Literaturwissenschaftler Christian Metz beschreibt Rot (Hunger) in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als „provozierend brillanten Roman über Liebe und Kannibalismus“, in dem „die fatale, mitunter kaum zu ertragende menschliche Mechanik mit einer hochpräzisen Mechanik des Erzählens einhergeht. In diesem Roman herrscht größtmögliche und zudem symmetrische Ordnung. Keine Zeile zu viel, keine zu wenig. Fein ausbalancierte, kühle erzählerische Akribie, wie sie einst Goethe in Die Wahlverwandtschaften zum Maßstab seines Liebesexperiments machte.“[9] Die Literaturkritikerin Claudia Kramatschek beschreibt den Roman im Deutschlandfunk Kultur als „eine verstörende Studie, als Meditation über den verstörenden Hunger nach Liebe, dessen Natur und dessen sprachliche Struktur, und auch die Sprache des Autors selbst oszilliert zwischen einem sehr lyrischen Ton, sehr atmosphärisch dicht, sehr intensive Bilder, sie ist auch unerbittlich, aber das Zepter hat dann zugleich auch eine sehr starke philosophische Strenge. Dieser sprachlich, formal und analytisch wirklich radikale Zugriff macht Rot (Hunger) zu einer literarischen Grenzerfahrung, und zu einem literarischen Ereignis.“[10] Im Bayerischen Rundfunk fasst der Literaturwissenschaftler Andreas Trojan zusammen: „Die Farbe Rot bestimmt den Roman: Blut der Liebe. Blut des Krieges. Blut eines Körpers, der sich verzehrt, und der verzehrt wird. Mit seinem Roman ist der Schriftsteller und Theologe ein großes Wagnis eingegangen. Varatharajahs Experiment ist zu 100 Prozent gelungen. Einen Prosatext mit annähernd ähnlicher Intensität wird man in der Gegenwartsliteratur schwerlich finden.“[11]. Im Lesenswert-Quartett des SWR Fernsehens sagt die Literaturkritikerin Insa Wilke, dass der Roman die „Schönheit einer mathematischen Gleichung“ besitzt. Der Literaturkritiker Denis Scheck bezeichnet in derselben Sendung Rot (Hunger) als „Meisterwerk“.[12] Varatharajah erzählt in Rot (Hunger) unter anderem die Geschichte des Kannibalen von Rotenburg – allerdings als Liebesgeschichte. Im ARD resümiert Denis Scheck in seiner Literatursendung Druckfrisch: „In seinem neuen Roman Rot (Hunger) macht Senthuran Varatharajah aus diesem Fall grandiose Literatur.“[13]
Institutspreis für den besten Studienabschluss im akademischen Jahr 2010/2011 am Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin, verliehen von der Carl und Max Schneider Stiftung zur Förderung der Philosophie[34]
Vor der Zunahme der Zeichen (Roman). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-002415-2.
Rot (Hunger) (Roman). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2022, ISBN 978-3-10-397075-3.
Beiträge in Anthologien und Literaturzeitschriften (Auswahl)
k (wir gehen von bildern aus). In: Matthias Jügler (Hrsg.): Wie wir leben wollen – Texte für Solidarität und Freiheit. Suhrkamp, 2016, ISBN 978-3-518-46710-7.