Das Schloss beherbergt heute das Museum Weißenfels. Neben einer Ausstellung zum Schuhhandwerk, die auf das dort seit 1964 beheimatete Schuhmuseum der DDR zurückgeht, wird seit 2007 auch eine neugestaltete Ausstellung zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels gezeigt.
Das Schloss wurde in der alten Burganlage errichtet, die 1644 von den Schweden während des Dreißigjährigen Krieges geschleift worden war. Mit Ende des Krieges und dem damit verbundenen Westfälischen Frieden 1648 erwarb das Kurfürstentum Brandenburg allerdings den Anspruch auf das Herzogtum Magdeburg, den säkularisierten Besitz des Erzstifts Magdeburg. Der Übergang Magdeburgs an Brandenburg sollte jedoch erst erfolgen, wenn Herzog August als letzter Administrator des Erzbistums gestorben war. Es wird daher vermutet, dass Herzog August in diesem Wissen Neu-Augustusburg für seinen Sohn bauen ließ, der nach seinem Tod auf die Sekundogenitur Sachsen-Weißenfels beschränkt war.
Hier entdeckte Herzog Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels auch das musische Talent des jungen Georg Friedrich, als er seinen LeibarztGeorg Händel darum bat, dessen Sohn bei ihm in der Schlosskirche Orgel spielen zu lassen. Johann Sebastian Bach komponierte für Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels die Kantate Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd BWV 208 (Jagdkantate), die 1713 zu Ehren des Herzogs in Weißenfels uraufgeführt wurde (heute Hotel Jägerhof). Seine Kantate Entfliehet, verschwindet, entweichet, ihr Sorgen BWV 249a (Schäferkantate) erklang zum Geburtstag des Herzogs 1725 auf Schloss Neu-Augustusburg. Für die Orgel der Schlosskirche komponierte er seine Toccata und Fuge F-Dur BWV 540. Georg Philipp Telemann schuf für die 50. Wiederkehr des Kirchweihfestes der Schlosskirche im Jahr 1732 eine prächtige Festmusik mit dem Titel "Jauchzet dem Herrn alle Welt" (TVWV 1:951).
Nach dem Aussterben des Weißenfelser Herzogshauses 1746 ging das Schloss zunächst wieder an das Kurfürstentum Sachsen und wurde nur noch selten bewohnt. Ab 1815 gehörte es zu Preußen und wurde als Kaserne für ein Bataillon des 1. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 31 zu Erfurt, umgebaut. Als solche wurde es bis 1920 vom Heer als Unteroffiziersschule, dann von der Polizei genutzt. Von März bis August 1933 diente das Schloss als „Gefangenensammellager“ für politische Häftlinge. Nach 1945 fanden Flüchtlinge dort eine Unterkunft, anschließend wurden im Schloss eine Fachschule für Heimatmuseen sowie das Schuhmuseum der DDR eingerichtet. Im Jahr 1993 wurde es der Stadt Weißenfels zur Verwaltung übergeben. Seither wird das Gebäude in Abschnitten restauriert.
Heute befindet sich im Schlossgebäude das Museum Weißenfels. Neben einer Ausstellung zum Schuhhandwerk, die im Kern auf die Konzeption des dort seit 1964 beheimateten Schuhmuseums der DDR zurückgeht, wird seit 2007 auch eine neugestaltete Ausstellung zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels gezeigt. Von der Schlossterrasse bietet sich ein weiter Blick über die Stadt Weißenfels. Der Schlosskeller und das Schlosscafé wurden bis 2017 als Veranstaltungsorte für Konzerte, Diskotheken, Comedy und Ähnliches genutzt. Das Schlosscafé wird nunmehr als Teil des Museums umgebaut, der Schlosskeller bleibt wegen zu hoher Sanierungskosten geschlossen.[2]
Blick von Osten auf den Ehrenhof mit teilrestauriertem Nordflügel, Juni 2008
Gedenktafeln an der Schlosskirche
Gedenktafel am Schlossturm
Blick auf die Weißenfelser Altstadt
Stadtseite 2014
Schlosskirche St. Trinitatis
Besonders sehenswert ist die weitgehend im Original erhaltene Schlosskirche Sankt Trinitatis. Von außen ist sie nicht als Kirche erkennbar, der Innenraum zählt zu den schönsten frühbarocken Sakralbauten Mitteleuropas.
Als Schlosskapelle ist der Raum vom Gegenüber von Altar und Fürstenloge auf der Empore her konzipiert. Die Ausmalung übernahm Johann Oswald Harms; die umlaufenden Emporenbilder zeigen typologisch entsprechende Szenen aus dem Neuen (1. Empore) und Alten Testament (2. Empore). Ein besonderes Schmuckelement sind die zahlreichen Emblemata. Der ursprüngliche Kanzelaltar von Johann Heinrich Böhme aus Schneeberg und Johann Balthasar Stockhammer (1678/80) wurde nach dem Übergang des Schlosses an das katholische Haus Sachsen 1751 auseinandergenommen; der Altar erhielt ein Relief der Verkündigung als Altarbild. Die Orgel stammt von Christian Förner.
Die Kirche wird seit 1946 sonntäglich von der evangelisch-lutherischen St.-Trinitatis-Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche genutzt, die nach dem Abschluss einer Nutzungsvereinbarung mit der Stadt 2004 im angrenzenden Nordostflügel des Schlosses auch Gemeinderäume und das Pastorat eingerichtet hat. Dort befindet sich auch die Superintendentur des Kirchenbezirks Sachsen-Thüringen.
Blick zum Altar
Blick zur Förner-Orgel
Verkündigungs-Altar
Emblem
Fürstengruft
In der Gruft unter dem Altarraum der Kirche befindet sich das Erbbegräbnis der Weißenfelser Herzogsfamilie, in welchem die fürstlichen Mitglieder der Familie in zum Teil sehr kunstvoll und prunkvoll gestalteten Särgen aus Holz bzw. Zinn-Legierungen bestattet wurden. Es stellt ein bedeutendes Denkmal barockerBestattungskultur in Mitteldeutschland dar. Sie ist in der Regel einmal im Monat für Besucher zugänglich. Folgende Mitglieder der herzoglichen Familie wurden hier bestattet:
August (1614–1680), 1. Herzog von Sachsen-Weißenfels
Karl Friedrich Adolf 1736–1737), Erbprinz von Sachsen-Weißenfels, Sohn des Herzogs Johann Adolf II.
Johann Adolf (1738–1738), Erbprinz von Sachsen-Weißenfels, Sohn des Herzogs Johann Adolf II.
August Adolf (1739–1740), Erbprinz von Sachsen-Weißenfels, Sohn des Herzogs Johann Adolf II.
Johann Georg Adolf (1740–1740), Erbprinz von Sachsen-Weißenfels, Sohn des Herzogs Johann Adolf II.
Friederike Adolfina (1741–1751), Tochter des Herzogs Johann Adolf II. (Eingeweide separat in einer Urne bestattet)
sowie wahrscheinlich noch zwei namenlose (totgeborene) Kinder
Orgel
Die Orgel auf der dritten Empore der Schlosskirche wurde 1667 bis 1673 vom Orgelbauer Christian Förner erbaut. Sie umfasste 22 Register auf zwei Manualen und Pedal und galt Zeitgenossen als ein technisches wie musikalisches Meisterwerk des mitteldeutschen Orgelbaus. An dieser Orgel wurde das musikalische Talent des Komponisten Georg Friedrich Händel durch den damaligen Herzog von Sachsen-Weißenfels entdeckt.[3][4]
Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung in der Zeit der Nutzung des Schlosses als Kaserne wurde die Orgel 1839 durch Johann Friedrich Schulze radikal umgebaut, 1864 nahm Friedrich Ladegast Reparaturen vor. Nach 1945 wurden Pfeifenwerk und Gehäuse schwer beschädigt; 1985 erfolgte ein als „Teilrekonstruktion“ bezeichneter weitgehender Neubau durch die Orgelbaufirma A. Voigt.
Trotz der massiven Eingriffe gilt die Förner-Orgel als musikgeschichtliches Denkmal und „Schlüsselinstrument zum gesamten Orgelbau in Mitteldeutschland“.[5] Sie hat heute 32 Register auf zwei Manualen und Pedal.[6]
Literatur
Gottlob Traugott Gabler: Die Fürstengruft auf Neu-Augustusburg, oder Die Herzöge von Sachsen-Weißenfels und Querfurth. gedruckt bei C.F. Meusel, Weißenfels 1844.
300 Jahre Schloss Neu-Augustusburg, 1660–1694 – Residenz der Herzöge von Sachsen-Weißenfels: Festschrift. Weißenfels 1994.
Mario Titze: Barockskulptur im Herzogtum Sachsen-Weißenfels. Hrsg. v. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt / Landesmuseum für Vorgeschichte. Michael Imhof Verlag 2007, ISBN 978-3-86568-316-8.
↑Manuel Brug: Barockkomponist: Händel – Ein Phantom versetzt uns heute in Ekstase. In: DIE WELT. 14. April 2009 (welt.de [abgerufen am 5. November 2017]).
↑Alexander Koschel, in: Textbuch zu J. S. Bach und die mitteldeutsche Orgelmusik des 16.-18. Jahrhunderts (CD)