Die Anfänge, eine hölzerne Feste am linken Ufer der Eger, an deren Stelle das heutige Schloss steht, ebenso wie die Anfänge der unweit gelegenen Burg Hazmburk und kleinere, von Wallanlagen umgebenen Ansiedlungen liegen im 12. Jahrhundert oder noch früher. Im Jahr 1205 gehörten die Feste Libochovice zur Herrschaft Klapy. 1336 verkaufte Johann von Böhmen diese an die Zajíc von Hasenburg, welche die Burg Klapy in Burg Hasenburg nach dem Hasen in ihrem Wappenbild umbenannten und zu einer stark befestigten gotischen Burg umbauen ließen. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts erfolgte durch sie der Umbau der hölzernen Feste am Flusslauf der Eger zu einer bewohnbaren Festungsanlage im Stil der Gotik. Von diesem durch die Hussiten niedergebrannten Bau ist nichts mehr erhalten.
Umbau zum Schloss
Auf dem Platz der gotischen Feste ließ Johann Hase von Hasenburg auf Budin und Libochowitz, höchster Erbmarschall im Königreich Böhmen, 1560–1564 als Wohnsitz ein Renaissance-Schloss mit einer Kapelle in spätgotischem Stil errichten, der bei kirchlichen Bauwerken noch länger Anwendung fand. Von 1594 bis 1613, bis zur Konfiskation, waren Schloss und Grundherrschaft Eigentum der Herren von Lobkowicz. Nach ihnen gelangte der Besitz an die Herren von Sternberg.
Bei einem verheerenden Brand des Untertanenstädtchens Libochowitz im Jahre 1661 wurden auch das Schloss und die Schlosskapelle erfasst. Nur Teile des Mauerwerkes blieben erhalten. 1676 verkaufte Wenzel Adalbert von Sternberg die Gebäude an Gundekar von Dietrichstein zu Nikolsburg, welcher 1682 einen Auf- und Umbau des Schlosses im Stil der Zeit in Auftrag gab.
Das Schloss Libochovice wurde 1683–1690 nach Entwürfen von Antonio della Porta, welcher auch den Bau des naheliegenden Schlosses Roudnice nad Labem leitete, im Stil des Früh-Barock erweitert und ausgebaut, blieb aber in seinem Grundriss erhalten. Die rote Färbung der Umfassungsmauern wurde erneuert. In der Kapelle waren in nachfolgender Zeit nach 1848 ein Getreidespeicher und eine Schnapsbrennerei eingerichtet. Unter dem heutigen barocken Verputz haben sich Renaissance-Malereien erhalten.
Von dem letzten Majoratsherrn Josef Reichsfürst von Dietrichstein zu Nikolsburg (1847–1858) ging das Majorat an dessen älteste Tochter Theresia (1822–1909) über, die laut Familienvertrag das Fideikommiss Budin und Libochowitz mit dem Schloss Libochowitz erbte und bei ihrer Eheschließung mit Graf Friedrich von Herberstein und Proskau, Statthalter der Steiermark, als Mitgift einbrachte,[1] und deren Nachkommen bis 1945 und der Verstaatlichung zu Gunsten der Tschechoslowakei Eigentümer waren.[2]
Innenausstattung und Museum
Im Schloss befindet sich im Südflügel der Saturnsaal, benannt nach dem römischen Gott des Ackerbaus Saturn, der zwei Stockwerke umfasst und Festsaal des Schlosses war. Der Kamin, bestückt mit Statuen der vier Jahreszeiten aus Stuck und Stein, in welcher die Statue des römischen Gottes Saturn umgeben von Amoretten in plastischen Wolken hervorragt, wird einem Entwurf des Johann Brokoff zugeschrieben. Den Saal schmückt eine Decke mit gegliederten Lüstern. Die großen Wandgemälde des Saales sind Werke des Barockmalers Christian Schröder (Maler), Kopien von Tizian, Tintoretto, Veronese, Rubens, die im Auftrag des Bauherrn Gundekar von Dietrichstein zu Nikolsburg angefertigt wurden, dessen Porträt in einem großen Gemälde dominiert. In Schildern über den Fenstern sind die Namen der Majoratsherren festgehalten.
Die weiteren Innenräume, beispielsweise die Salla terenna, die kleine und große Galerie, das Arbeitszimmer, der orientalische Salon, die barocken Schlafzimmer, der große Speisesaal, der Spielsalon und die Bibliothek spiegeln die Veränderungen der architektonischen Stile vom Barock bis zu den Stilrichtungen des 19. Jahrhunderts wider. Neben Möbeln befinden sich im Schloss auch Sammlungen von Gobelins, Bildern, Glas und Porzellan. Im Erdgeschoss ist eine ständige Ausstellung über das Leben und Werk des Jan Evangelista Purkyně untergebracht. Im Schloss als Sohn eines fürstlichen Verwaltungsbeamten geboren wurde er einer der bedeutendsten böhmischen Physiologen.
Landschaftsgarten
Der französische Garten wurde ab 1685 durch den Schlossgärtner Jan Tulip (Tulipán) nach dem Vorbild der Gärten von Versailles angelegt. Dazu gehörte auch eine Orangerie. Die barocken Brunnenanlagen sind ein Werk des Jakob Mitthofer. Im 19. Jahrhundert erweiterten diese Anlagen ein Englischer Landschaftsgarten. Eine Erneuerung des Parkes erfolgte 1912 durch Josef Rublič, dem Autor der Broschüre: Zweihundert Jahre des Schlossgarten Libochowitz in Böhmen, 1940.
Schloss Libochovice ist allgemein zugänglich und kann besichtigt werden.
Emanuel Poche: Kunstdenkmäler in der Tschechoslowakei. Böhmen und Mähren. Edition Leipzig 1986, ISBN 3-361-00071-8.
Josef Weiss: Das staatliche Schloss Libochovice, Führer. Herausgeber: Kreisverwaltung der staatlichen Denkmalspflege und des Naturschutzes in Usti nad Labem (Aussig an der Elbe), Bezirksnationalausschuss in Litomerice (Leitmeritz), 1973.
Mapa hradu a zamku Ceskoslovenska, Kartographia Praha 1971, Libochovice Seite 67.
Vinzenz Uhl: Burgen und Schlösser des Erzgebirges und Egertales. Kaaden, 1935.
↑Roman von Procházka: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien. Ergänzungsband, herausgegeben vom Vorstand des Collegium Carolinum (Institut) Forschungsstelle für die böhmischen Länder, München 1990, S. 31