Sarkinit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist Kristalle mit einem dicktafeligen bis kurzprismatischen Habitus bis etwa vier Millimeter Größe mit einem fettähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Er kommt aber auch in Form von grob kugelförmigen oder körnigen bis derben Mineral-Aggregaten vor. Das Mineral ist durchscheinend und findet sich in verschiedenen Farbvarianten von fleischrot bis dunkelblutrot über rosarot, orange bis orangebraun und braun. Im Durchlicht erscheint Sarkinit auch blassrosa bis gelb.
Die Analyse und Erstbeschreibung des Minerals erfolgte 1885 durch Anton Sjögren (1822–1893[8]), der es in Anlehnung an dessen oft blutrote Farbe und fettigem Glanz nach dem altgriechischen Wort σάρκινός [sárkinós] für „aus Fleisch bestehend“ oder „fleischig“ benannte.
Da der Sarkinit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Sarkinit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[3] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Sarkinit lautet „Srk“.[1]
Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[11]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Sarkinit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- beziehungsweise Vanadatkomplex. Das Mineral ist entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 ≤ 1 : 1“ zu finden, wo es zusammen mit Joosteit, Staněkit, Triploidit, Wagnerit und Wolfeit die „Triploiditgruppe“ mit der Systemnummer 8.BB.15 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Sarkinit die System- und Mineralnummer 41.06.03.03. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)2(XO4)Zq“ in der „Wolfeitgruppe“, in der auch Wolfeit, Triploidit, Staněkit und Joosteit eingeordnet sind.
Chemismus
In der idealen, stoffreinen Zusammensetzung von Sarkinit (Mn2(AsO4)(OH)) besteht das Mineral im Verhältnis aus je zwei Teilen Mangan (Mn), einem Teil Arsen (As), fünf Teilen Sauerstoff (O) und einem Teil Wasserstoff (H) pro Formeleinheit. Dies entspricht einem Massenanteil (Gewichtsprozent) von 41,34 Gew.-% Mn, 28,19 Gew.-% As, 30,10 Gew.-% O und 0,38 Gew.-% H[12] oder in der Oxidform 53,38 Gew.-% Mangan(II)-oxid (MnO), 43,24 Gew.-% Arsen(V)-oxid (As2O5) und 3,39 Gew.-% H2O.[13]
Bei natürlichen Sarkiniten können diese Werte je nach Bildungsbedingungen (Stofftransport) und möglichen Fremdbeimengungen oder Einschlüssen in geringem Umfang abweichen. So ergab die Analyse des Typmaterials aus der Grube Harstigen eine Zusammensetzung mit 51,60 Gew.-% MnO, 41,60 Gew.-% As2O5 und 3,06 Gew.-% H2O sowie zusätzlich 1,40 Gew.-% Calciumoxid (CaO), 0,98 Gew.-% Magnesiumoxid (MgO), 0,76 Gew.-% Kohlenstoffdioxid (CO2), 0,25 Gew.-% Blei(II)-oxid (PbO), 0,21 Gew.-% Phosphorpentoxid (P2O5), 0,13 Gew.-% Eisen(II)-oxid (FeO) und 0,38 Gew.-% nicht weiter aufgeschlüsselte Beimengungen.[6]
Eine weitere, mit der Elektronenmikrosonde durchgeführte Analyse an Sarkinitproben aus Långban (ebenfalls Gemeinde Filipstad) ergab eine Zusammensetzung von 51,77 Gew.-% MnO, 44,09 Gew.-% As2O5 und einen ermittelten Wassergehalt von [3,40] Gew.-% sowie zusätzlich 0,29 Gew.-% CaO, 0,19 Gew.-% MgO, 0,15 Gew.-% Zinkoxid (ZnO), 0,02 Gew.-% FeO und 0,01 Gew.-% Kupfer(II)-oxid (CuO). Diese Werte entsprechen der empirischen Formel (Mn1,93Ca0,01Mg0,01)Σ=1,95(AsO4)1,02(OH), die zur oben genannten Formel idealisiert wurde.[6]
Die Verbindung Mn2[OH|AsO4] ist dimorph und kommt in der Natur neben dem monoklin kristallisierenden Sarkinit noch als orthorhombisch kristallisierender Eveit vor.[6]
Bildung und Fundorte
An seiner Typlokalität im Bergwerk Harstigen bildete sich Sarkinit in metamorphisierten Fe-Mn-Erzvorkommen. Als Begleitminerale fanden sich hier unter anderem die Manganminerale Bementit und Brandtit, aber auch Baryt, Calcit und gediegenBlei.[6] Weitere bisher bekannte Fundorte in Schweden sind außer Harstigen und der bereits genannten Erzlagerstätte Långban in Värmland, die Sjögruvan bei Grythyttan (Gemeinde Hällefors) im Örebro län, die Grube Unga Assersorskan in der Gemeinde Norberg im Västmanlands län und die Grube Kesebol im Strandhem-Erzfeld bei Åmål im Västra Götalands län.[14]
In der Schweiz konnte Sarkinit bisher nur in der Grube Falotta am gleichnamigen Berg in der Gemeinde Tinizong-Rona zusammen mit Grischunit, manganhaltigem Berzeliit, Brandtit, Braunit, Rhodochrosit, Tilasit[6] sowie auf der Tanatz Alp nahe Splügen GR im Kanton Graubünden und am Pipji-Gletscher bei Pipjitälli im Turtmanntal im Kanton Wallis gefunden werden.[14]
Anton Sjögren: Sarkinit, ett nytt manganarseniat från Pajsbergs jern- och mangan-malmsgrufva i Filipstads bergslag. In: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band7, 1885, S.724–726 (schwedisch, rruff.info [PDF; 125kB; abgerufen am 24. August 2024]).
A. dal Negro, G. Giuseppetti, J. M. M. Pozas: The crystal structure of sarkinite, Mn2AsO4(OH). In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen. Band21, 1974, S.246–260, doi:10.1007/BF01081034 (englisch).
E. Welin: Notes on the mineralogy of Sweden 6. X-ray powder data for minerals from Långban and the related mineral deposits of Central Sweden. In: Arkiv för Mineralogi och Geologi. Band4, 1968, S.499–541 (englisch).
Sarkinite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 26. August 2024 (englisch).
↑ abcdCharles Palache, Harry Berman, Clifford Frondel: The System of Mineralogy of James Dwight Dana and Edward Salisbury Dana. Halides, Nitrates, Borates, Carbonates, Sulfates, Phosphates, Arsenates, Tungstates, Molybdates, etc. 7. Auflage. Band2. John Wiley & Sons, New York u. a. 1951, S.855.
↑ abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.443 (englisch).
↑ abcd
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdefghijklmno
Sarkinite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 54kB; abgerufen am 26. August 2024]).
↑ abcdefSarkinite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. August 2024 (englisch).