Die Stadt liegt im äußersten Südosten Polens, am San in den Waldkarpaten. Die Grenze zur Slowakei im Süden ist 30 km entfernt (Radoszyce-Palota), die zur Ukraine im Osten ist 60 km entfernt (Krościenko). Die nächstgelegene Großstadt ist Rzeszów (ca. 68 Kilometer nordwestlich). Nahe gelegene Mittelstädte sind Jasło (ca. 70 Kilometer westlich), Biecz (ca. 100 Kilometer westlich), Lesko (ca. 18 Kilometer südöstlich) und Medzilaborce (ca. 45 Kilometer südlich).
Bereits zwischen dem späten 3. Jh. v. Chr. und dem 8. Jahrhundert gab es eine Burg an der Stelle des heutigen Sanok[4], im 12. Jahrhundert bildete „das Tor zu Ungarn“[5] Die erste urkundliche Erwähnung der Burg findet sich 1150, zur damaligen Zeit war das Gebiet Teil der Kiewer Rus. Darin ist die Eroberung von Burg und Umgebung durch den ungarischen König Géza II. vermerkt.
In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde an der Stelle des heutigen Sanok erneut eine Burg errichtet, sie diente auch als Verwaltungszentrum für das Umland. 1205 traf sich hier der ungarische König Andreas II. mit Anna, einer Prinzessin der Rus. 1231 wurde das Gebiet der Stadt mit einem Fürstentum der Rus zum Fürstentum Sanok-Wolhynien vereint.
Im 14. Jahrhundert begann die Blütezeit der Stadt, die bis ins 16. Jahrhundert andauerte. 1344, während der Expansion Polens unter Kasimir dem Großen, wurde auch Sanok Teil des polnischen Königreiches. Am 25. April 1366 bestätigte Kasimir die Stadtrechte. Zu dieser Zeit wurde die Stadt Hauptstadt des Sanoker Landes, das sich von den Quellen des San bis zu den Städten Błażowa und Krosno erstreckte. Dieses Gebiet ist seinerseits Teil der Woiwodschaft Ruthenien. Die Burg war Sitz des Land- und Kreisgerichtes und weiterer Verwaltungsbehörden.
1368 erhielt die Stadt das Recht, jährlich ab dem Freitag vor Pfingsten einen achttägigen Jahrmarkt abzuhalten. 1377 lud Wladislaus II. von OppelnFranziskaner nach Sanok ein, die schließlich 1384 ein Kloster innerhalb der Stadtmauern gründeten.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts erhielt der Ort das Recht auf einen weiteren Jahrmarkt am Tag Mariä Geburt am 8. September.
Am 2. Mai 1417 heiratete der polnische König Władysław II. Jagiełło in der Pfarrkirche von Sanok Elisabeth von Pilitza. Nach dem Tod Wladyslaws 1434 zog sich seine letzte Frau Sophie Holszańska auf die Burg Sanok zurück.
1470 wütete der erste große Brand. 1487 wurde ein Krankenhaus gestiftet, das die Gebäude der Franziskaner nutzt. 1498 wütete erneut ein Feuer in der Stadt und zerstörte große Teile.
Auch 1514 brannte sie wieder. Im selben Jahr befreite Sigismund der Alte die Stadt von einigen Abgaben und genehmigte einen weiteren Jahrmarkt.
1523–1548 erfolgte der Umbau der gotischen Burg im Stil der Renaissance. 1549 suchte erneut ein Brand die Stadt heim. 1566 brach ein großer Brand aus und legte schließlich fast die gesamte Stadt in Schutt und Asche. Nur die Burg, das Franziskanerkloster, fünf Häuser und der obere Teil der Stadt blieben verschont.
1782 vernichtete ein Brand das Rathaus, die Pfarrkirche und rund 70 andere Häuser. Zwei Jahre später wurde der Bau einer Kirche im Stil des Klassizismus begonnen und 1789 abgeschlossen.
Um 1845 gründeten Walenty Lipiński und Mateusz Beksiński in Sanok eine Kesselschmiede, die 1886 zu einer Fabrik erweitert wurde. Von 1894 bis 1895 wurde im Stadtteil Posada Olchowska eine Fabrik für Kessel- und Maschinenbau errichtet.
Karol Pollak gründete 1848 eine Druckerei; hier wurde 1855 unter der Redaktion von Kazimierz Józef Turowski das erste Heft der Biblioteka Polska (Polnische Bibliothek) gedruckt. Karol Pollak richtete 1861 auch die erste Bibliothek des Ortes ein.
Der Anschluss an das Schienennetz erfolgte 1872, damit hatte die Stadt Anbindung nach Chyrów und bis nach Ungarn. 1874–1878 wurde eine neue Pfarrkirche erbaut.
1918 fiel die Stadt an das neu erstandene Polen. Die Wirtschaft belebte sich; so wurden etwa ein Gummi- und ein Akkumulatorenwerk errichtet. 1934 wurde das Heimatmuseum eröffnet.
Im Zuge des deutschen Überfalls auf Polen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Sanok am 9. September 1939 besetzt. Die Stadt war zunächst Grenzstadt zwischen dem sowjetisch besetzten Teil Polens und dem Generalgouvernement. 1940 begann die polnische Untergrundbewegung sich zu formieren. Bis 1942 verliefen hier Kurierwege nach Ungarn, die Polnische Heimatarmee (Armia Krajowa) führte vor Ort einige Störmanöver durch.
Die in der Region um Sanok und innerhalb der Stadt ansässigen großen Minderheiten der Boyken, Lemken und Ukrainer wurden teilweise zur Kollaboration mit den deutschen Besatzern gezwungen. Im Jahre 1943 wurde von der deutschen Besatzungsmacht und den SS-Behörden die Aufstellung der Waffen-SS-Division Galizien befohlen. Ukrainer, Lemken und Volksdeutsche traten ihr bei. Am 3. August 1944 wurde die Stadt von der Roten Armee erobert.
Im Bieszczady südlich von Sanok kämpfte die ukrainische Untergrundarmee (UPA) noch bis 1948. 1947 führte die Aktion Weichsel zur Zwangsumsiedlung der Boyken und Lemken nach Westpolen.
Durch eine Verwaltungsreform fiel Sanok am 2. Juni 1975 unter die Hoheit der Woiwodschaft Krosno. Der Powiat Sanocki wurde aufgelöst.
Am 29. September 1980 wurde in der Busfabrik Autosan eine unabhängige Gewerkschaft gegründet, was den Anfang der Solidarność-Bewegung in Sanok bedeutete.
Am 6. September 1983 wurde die Stadt Sitz eines neuen orthodoxen Bistums. Im Rahmen einer erneuten Verwaltungsreform 1999 wurde Sanok Teil der Woiwodschaft Karpatenvorland und wieder Sitz des Powiat.
Heute zählt Sanok ca. 40.000 Einwohner. Erholungsmöglichkeiten bietet ein Park mit ca. 12 ha Fläche, die landschaftlich reizvollen Bergregionen des Słonne-Gebirges sowie zahlreiche Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Touristen, die sich für Ikonen und hölzerne griechisch-orthodoxe Kirchen begeistern, können von Sanok aus zur sogenannten Ikonenroute aufbrechen. Eine ihrer Attraktionen ist das größte Museum der Volksbauweise im Lande, das Objekte der Holzarchitektur zeigt. Hier befinden sich 120 Sakral- und weltliche Bauten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Ihr Weg gabelt sich an zwei Flüssen und führt an diesen entlang – der nördliche Teil am Fluss San entlang, der südliche Teil am Fluss Osława – bis an die slowakische Grenze. Von hier aus kann mit dem Zug Medzilaborce, Prešov und Budapest erreicht werden.
Einwohnerentwicklung
Jahr
1589
1883
1939
2000
Einwohnerzahl
1.700
5.181
15.600
41.401
Gemeinde
Stadtgemeinde
Die Stadt Sanok bildet eine eigenständige Stadtgemeinde (gmina miejska).
Auto-, Chemie- und Maschinenindustrie weisen eine lange Tradition in Sanok auf. Der Bushersteller Autosan führt die 182 Jahre alte Tradition der Maschinenindustrie in Sanok fort und produziert derzeit Spezialfahrzeuge. Er war die erste Firma in der Maschinenindustrie, gegründet im Jahre 1832 durch Mateusz Beksiński und Walenty Lipiński als Kesselschmiede- und Behälterbau. In der Zeit bis Juli 1944 wurden auch 5000 Stücke ganz neuer Güterwagen und 180.000 Tragbahren für die Wehrmachtsoldaten hergestellt.[7] Es wurden Panzerkampfwagen und Panzerhaubitzen repariert, auch die Reparatur von Panzer IV erfolgte dort.[8]
In der Automobilindustrie hatte der Betrieb 1970 7000 Beschäftigte. Die Privatisierung und die Krise in der Industrie sowie der Verwaltung trieben die Fabrik in den Bankrott. Derzeit ist Autosan in Konkurs und zählt rund 380 Beschäftigte.
Der Ort mit der Umgebung von Lesko bis Gorlice gehört zu den ältesten Orten im Sanoker Flachland, wo die Wurzeln der Weltölindustrie liegen. In den Wäldern der Beskiden nordwestlich des Vorgebirges in der Nähe von Sanok wurde das erste Ölfeld der Welt in Galizien vom galizischen Chemiker Ignacy Łukasiewicz geschaffen und 1854 eröffnet. Noch heute wird dort Öl gefördert. Der Warschauer Energiekonzern PGNiG im Sanok-Kreis führt die Geschäfte.
Die längste Tradition in der Produktion von technischen und industriellen Gummisorten in Polen hat das Unternehmen Stomil. Das Stomil-Gummiwerk wurde 1932 vom österreichischen Chemiker und Unternehmer Oskar Schmidt (1902–1976) als Polnische Gesellschaft für Gummiindustrie – Sanok gegründet und befasste sich als Kunststoff- und Vulkanisierte Gummi mit der Herstellung unterschiedlichster Industrieartikel, besonders für die Automobilindustrie, und von Konsumgütern. 1938 zählte das Unternehmen 2000 Beschäftigte. Stomil produziert weiterhin Profildichtungen für Stahl- und Kunststoff-Rohrleitungen, Gummiriemen und Dichtungen für Fenster und Türen. Das Unternehmen wurde 1991 in die Stomil Sanok S.A. umfirmiert. Im Jahr 1994 wurde das Unternehmen (SNK) an der Warschauer Wertpapierbörse ausgewiesen. Derzeit beschäftigt das Gummiwerk mehr als 1750 Mitarbeiter.
Wichtige Unternehmen
Die bekanntesten Unternehmen am Ort sind wohl der Autosan, Stomil Sanok, PASS-POL, und das Erdgasunternehmen PGNiG von Sanok.
Die wichtigsten Industrieunternehmen der Stadt waren im Jahr 2013:
Stadtpark; In der Mitte der Stadt ist ein einzeln stehender Berg im Stadtbezirk Innenstadt 2., auf dem sich jetzt Stadtpark befindet. Von hier aus kann man im Norden den Selp-Wald am San-Fluss und einen neuen Stadtteil sehen.
Neugotisches Rathaus am Marktplatz errichtet im 18. Jahrhundert
Katholische Pfarrkirche von der Verklärung des Herrn am Michaelplatz, eine Kirche mit zwei Türmen, 1874–1887 an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet. In der Kirche, an der Nebenwand befindet sich ein Epitaph des Starost von Sanok Sebastian Lubomirski. Dieses Denkmal wurde an der Stelle der ersten Kirche aus dem 14. Jh. gefunden.
Der bekannteste Hockeyverein der Stadt ist der KH Sanok[10]
, der mehrmals die polnische Meisterschaft gewinnen konnte. Der frühere Autosanklub KH Sanok trägt seine Spiele in der Sanok-Arena aus, die über 3.000 Zuschauern Platz bietet. In der Stadt gibt es ein Eisstadion.
An der Eisbahn vor dem Sanok-Arena im Jahr 2013 fanden auch Finalläufe zur Eisspeedway-Weltmeisterschaft statt.
Tourismus
Durch die Region führt:
Der Radweg- und Fernwanderweg „Auf den Spuren von Schwejk“ beginnt in Tschechien und weiter nach Österreich, Ungarn, Slowakei, Polen/Sanok nach Ukraine.
Sanok – Biała Góra – Orli Kamień/Adlerfels 517 m – Słonna/Salzig 639 m – Przysłup – Rakowa – Chwaniów nach Przemyśl[12]
Sanok – Orli Kamień/Aldlerfels 517 m zurück nach Sanok[13]
Wanderweg im beskidischen Karpatenvorland von Holzkirchen über Sanok zur Dorfkirche von Bączal Dolny und weiter nach Międzybrodzie – Mrzygłód – Ulucz – Dobra – Hołuczków zurück nach Sanok.[14]
Sanok – Załuż – Przysłup 658 m zurück nach Sanok[15]
Sanok – Der Lehrpfad im Naturschutzgebiet von Polanki (Salzgebirge)[16]
↑„Es ist möglich, eine Gruppe der Latènekultur (keltische Besiedlung im Oberen Theißbecken) abzusondern. Bisher wurden ca. 160 Fundstellen registriert. Sie sind in unterschiedliche Kategorien zu unterteilen, die folgende umfassen: Siedlungen, Produktionsstätten, Bestattungen, wie Gräberfelder und einzelne Gräber, und Horte (Niederlegungen von Münzen und Werkzeugen). Hinzu kommen drei Oppida: Zemplin, Bückszentlászló und Galish-Lovacka. Die chronologische Einordnung dieser Gruppe erfolgt in LT B1-LT D1/D2. Von besonderem Interesse ist das Problem, welcher Bezug zwischen dieser Gruppe und der Fundstellengruppe in Südostpolen besteht. Materielle Verbindungen sind auch in alten Schriftquellen dokumentiert. Diese erlauben es, die Gruppe der Oberen Theiß als Stamm der Anarti und die von Südostpolen als Anartophracti zu bestimmen, wobei letztere Teil des ersteren Stammes waren.“ Marek Olędzki: La Tine culture in the Upper Tisza Basin = La Culture de la Tene dans le Bassin de la Haute Tisza. In: Ethnographisch-archäologische Zeitschrift, ISSN0012-7477
↑Autosan. Praca zbiorowa. Adam Orłowicz. Edit. LSW, Warszawa 1982, S. 19.
↑Panzer-Instandsetzungs-Kraftfahr-Werken, Instandsetzungsgruppe „Süd“ (kurz K-Werk). In: Lukas Friedli, Die Panzer Instandsetzung der Wehrmacht. Verlag Wolfgang Schneider, Uelzen 2005, S. 207, ISBN 3-935107-08-0.