Sandelholzöl (lateinischOleum santali, französischessence de santal, englischsandalwood oil, FEMA 3005[1]) ist ein ätherisches Öl, das aus verschiedenen Arten Sandelhölzern gewonnen wird. Je nach Herkunft variieren die Bezeichnungen und die zur Herstellung verwendeten Pflanzen:
Ostindisches Sandelholzöl stammt aus dem Holz des Sandelholzbaums (Santalum album, Familie der Santalaceae); dieser wächst hauptsächlich in Südindien.
Westindisches Sandelholzöl wird dagegen aus Amyris balsamifera L. (Familie der Rutaceae) gewonnen und stammt hauptsächlich aus der Karibik.[2]
Das ätherische Öl wird per Wasserdampfdestillation aus den Holzchips gewonnen.[2] Die Ausbeute liegt zwischen 4 und 6,5 %.[3] Für 1999 lag die geschätzte Jahresproduktion in Indien bei ca. 30 t. Frühere Schätzungen bezifferten die Jahresproduktion in Indien auf 50 t und weltweit auf 70 t.[2]
Eigenschaften
Sandelholzöl ist eine farblose bis gelbliche, leicht viskose Flüssigkeit. Die Dichte liegt zwischen 0,968 und 0,983 g·ml−1, der Brechungsindex liegt bei 20 °C zwischen 1,5030 und 1,5080,[2] der Siedepunkt bei 276 °C (760 mm Hg)[11]. Das ätherische Öl ist in Ethanol, Pflanzenölen und anderen ätherischen Ölen löslich, in Wasser ist es nahezu unlöslich.[3]
Die Geruchsnote wird als typisch holzig-süß, animalisch-balsamisch und sehr haftfest beschrieben.[2] Sandelholz gehört zu den aussagekräftigen, aber auch teuren Duftrohstoffen (Provenienz Mysore) und ist eine klassische Holznote für Parfüms des Typs „Chypre“, „Fougère“ und „Orient“.
Westindisches Sandelholzöl enthält zusätzlich Sesquiterpenoide wie Elemol, Eudesmol und α-Agarofuran.[2]
Der typische Sandelholzgeruch wird β-Santalol zugeschrieben.
Verwendung und Bedeutung
Echtes Sandelholz ist eine Kostbarkeit, da der Bestand des Baums stark gefährdet ist. Der Preis des Öls betrug 2006 1600 US-Dollar pro Kilogramm.[13] In Indien sind der Besitz, der Handel und die Lagerung von Sandelholz und dessen Produkten gesetzlich geregelt. In Osttimor steht der Baum unter Schutz, nachdem während der indonesischen Besatzung fast der gesamte Bestand vernichtet wurde. Nur letzte Reste verblieben von jenem Baum, der in der Kolonialzeit das Hauptexportgut der Insel Timor war. Von hier stammte früher die beste Qualität an Sandelholz. Allgemein erhält man eine hohe Qualität, wenn das Holz von Bäumen stammt, die älter als 30 Jahre sind.
Sandelholz ist der wohl am meisten „gefälschte“ Holzduft, so wird vieles als Sandelholzöl deklariert, was mit dem Sandelholz nichts zu tun hat. Letzten Endes gibt nur der botanische Name sicheren Aufschluss darüber, was sich im Fläschchen befindet. Die jährliche Produktion an indischem Sandelholz liegt bei etwa 1000 Tonnen. Im Jahr 2006 wurden aus Indien zwischen sechs und zehn Tonnen und aus Indonesien zwei Tonnen Sandelholzöl exportiert. Die angegebenen Mengen reichen aber nicht für das weltweite Angebot an Räucherstäbchen, Parfums (fast 80 % aller weltweit verkauften Parfums enthalten synthetisches Sandelholzöl), Holzprodukte und ätherischen Öle. Zweifelhaft ist auch die Menge an Sandelholzöl mit der sogenannten „Mysore-Qualität“, die nur aus zwei staatlichen indischen Destillen in Mysore und Shivamogga stammt. Deren Jahresproduktion erreicht aber nicht die Mengen, die sich im Handel befinden.[13]
Als preiswerte Variante wird auch das sogenannte Westindische Sandelholzöl beziehungsweise Amyrisöl eingesetzt (Provenienz Westkaribik). Dieser Duft ähnelt dem Zedernholz. Es stammt von Amyris balsamifera, dem Westindischen oder Jamaica Rosenholz, einem Rautengewächs, das zur selben Pflanzenfamilie wie die Zitrusdüfte gehört.[14]
Als Ersatzstoff für ostindisches Sandelholzöl ist der synthetische Sandelholzriechstoff Sandalore entwickelt worden,[2] der am GeruchsrezeptorOR2AT4 wirkt.[15]
Literatur
Robert Tisserand, Rodney Young: Essential Oil Safety. Second Edition, Elsevier, 2014, ISBN 978-0-443-06241-4, S. 193 f, 355, 418 f.
↑John O. Kokwaro: Classification of East African Crops. Second Edition, Univ. of Nairobi Press, 2013, ISBN 978-9966-792-24-2, S. 131.
↑Brachylaenahuillensis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 17. November 2017.
↑K. P. Laladhas, P. Nilayangode, O. V. Oommen: Biodiversity for Sustainable Development. Springer, 2017, ISBN 978-3-319-42161-2, S. 65.
↑J. Kuijt, B. Hansen: The Families and Genera of Vascular Plants. Vol. XII: Flowering Plants Eudicots, Springer, 2015, ISBN 978-3-319-09295-9, S. 46.
↑ abEintrag zu Sandalwood oil bei thegoodscentscompany.com, abgerufen am 8. Januar 2017.
↑Eduard Winkler: Vollständiges Real-Lexicon der medicinisch-pharmaceutischen... Erster Band: A–L, F. A. Brockhaus, Leipzig 1840, S. 80.
↑Daniela Busse, Philipp Kudella u. a.: A Synthetic Sandalwood Odorant Induces Wound-Healing Processes in Human Keratinocytes via the Olfactory Receptor OR2AT4. In: Journal of Investigative Dermatology. 134, 2014, S. 2823, doi:10.1038/jid.2014.273, PMID 24999593.