San Polo ist einer der sechs Stadtteile des historischen Zentrums von Venedig. Er liegt rechts des Canal Grande in der durch diesen gebildeten großen Schleife. Seinen Namen leitet das Sestiere (Sechstel) von der Kirche San Polo ab, benannt nach dem hl. Paulus. Dieser Kirche war ehemals eine eigene Pfarrei zugeordnet; heute gehört sie zur Gemeinde Santa Maria Gloriosa dei Frari, auch als Frari-Kirche bekannt. Das Sestiere hatte im Jahr 1171 acht Contrade (Kirchengemeinden); bis 1586 stieg die Zahl auf neun.
2009 lebten in San Polo 5022 Menschen,[1] die sich auf die Pfarreien San Silvestro (mit San Giacometto), San Cassiano (mit Santa Maria Mater Domini) und Santa Maria Gloriosa dei Frari (mit San Polo und San Rocco) verteilten.
San Silvestro, Sant'Apollinare, San Giovanni Elimosinario?
Sestiere San Polo
46,7
5022
3 Pfarreien
10 contrade (San Matteo?)
Sehenswürdigkeiten
Das Sestiere ist mit rund 34 Hektar das kleinste der Stadt,[3] birgt in seinen Grenzen jedoch den ältesten Teil Venedigs und den zweitgrößten Platz, den Campo San Polo.
Herzstück ist der Rialto mit dem Mercato di Rialto, dem Handelszentrum der Stadt. Der Name ist von rivo alto (dt. hohes Ufer) abgeleitet und umfasste zu Beginn der Stadtentwicklung eine Gruppe von Inselchen, die Isole Rialtine, die ihr Zentrum um den Rio Businiaco bildeten. In diesem Teil der Stadt befand sich im 9. Jahrhundert auch der erste Regierungssitz, der von Malamocco hierher verlegt worden war. Von den ursprünglichen Bauten ist nach der Brandnacht vom 10. Januar 1514, ausgenommen die Kirche San Giacometto, kaum etwas übrig geblieben.
Gabriele Matino, Dorit Raines (Hrsg.): La chiesa e la parrocchia di San Polo. Spazio religioso e spazio pubblico, Viella, Rom 2020.
Jean-François Chauvard: Pour une histoire dynamique de la propriété vénitienne. L’exemple de la paroisse de San Polo (XVIIe-XVIIIe siècles), in: Mélanges de l'Ecole française de Rome. Italie et Méditerranée 111,1, 1999, S. 7–72.
Joseph Wheeler: The Sestiere of San Polo. A Cross Section of Venetian Society in the Second Half of the Fifteenth Century, thesis, Warwick University, 1995.