Saint-Jean-de-la-Léqueraye liegt in Nordfrankreich in der Landschaft Lieuvin, 42 Kilometer südöstlich von Le Havre, etwa 16 Kilometer nordwestlich von Bernay, dem Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements, und 2,7 Kilometer südwestlich von Saint-Georges-du-Vièvre, auf einer mittleren Höhe von 143 Metern über dem Meeresspiegel. Nachbarorte von Saint-Jean-de-la-Léqueraye sind La Poterie-Mathieu im Nordwesten, Saint-Georges-du-Vièvre im Nordosten, Saint-Victor-d’Épine im Südosten und Saint-Georges-du-Mesnil im Süden. Der Bach La Croix Blanche fließt durch das Gebiet.[2]
In Saint-Jean-de-la-Léqueraye besteht die Gefahr sich plötzlich im Boden bildender metertiefer Löcher. Die sogenannten Marnières sind alte Mergelgruben, die sich zum Beispiel nach starkem Regen öffnen können, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Durchschnittlich gibt es im Département Eure etwa 15 unterirdische Hohlräume, besonders Mergelgruben und Versickerungsstrecken pro Quadratkilometer. In Saint-Jean-de-la-Léqueraye gibt es insgesamt dreißig unterirdische Hohlräume, zwei davon sind Mergelgruben, ein Hohlraum ist karstischen Ursprungs.[3]
Die Ortschaft ist einer Klimazone des Typs Cfb (nach Köppen und Geiger) zugeordnet: Warmgemäßigtes Regenklima (C), vollfeucht (f), wärmster Monat unter 22 °C, mindestens vier Monate über 10 °C (b). Es herrscht Seeklima mit gemäßigtem Sommer.
Geschichte
Saint-Jean-de-la-Léqueraye wurde im 13. Jahrhundert unter den Namen Laschereia[4] und Lesquereia erstmals urkundlich erwähnt. 1376 trug die Ortschaft den Namen S. Jean de la Lesqueraie. Bei Saint Jean handelt es sich um Johannes den Täufer. Laut Walther von Wartburg ist Laschereia aus einem Dialektwort entstanden, das ‚Sumpfwiese‘ bedeutet.[5]
Im Ancien Régime gab es neben dem Hauptlehen drei kleine Lehen in der Gemeinde: Laudière, Le Bois Louvet und Beaupotier. Drei weitere Lehen mit Sitz in anderen Ortschaften hatten Grundbesitz in Saint-Jean-de-la-Léqueraye: La Graffionaire, Launay (in Saint-Georges-du-Vièvre) und La Fortière (in Épreville-en-Lieuvin).[4]
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche der Gemeinde zerstört. Seitdem hat die Gemeinde keine Pfarrkirche mehr. Eine ursprüngliche Kirche soll schon im 11. Jahrhundert existiert haben. Der Pfarrer der Gemeinde wurde vom Bistum Lisieux gewählt.[4]
Das Lehen Le Bois Louvet wurde 1190 erstmals urkundlich erwähnt, also schon, vor Saint-Jean-de-la-Léqueraye. Das Taubenhaus wurde im 17. Jahrhundert erbaut, das Hauptgebäude und die Scheune im 18. Jahrhundert, der Brotbackofen im 19. Jahrhundert.
Das Lehen L’Audière wurde 1698 erstmals urkundlich erwähnt. Wohngebäude und landwirtschaftliche Gebäude stammen aus dem 17. Jahrhundert.[7]
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Jahr 2009 waren 26,9 Prozent der Erwerbstätigen in der damaligen Gemeinde beschäftigt, die anderen waren Pendler. 3,7 Prozent der Arbeitnehmer waren arbeitslos.[8]
Auf dem Bauernhof des ehemaligen Lehens Le Bois Louvet wird unter anderem Speiseeis hergestellt. Neben den normalen Geschmacksrichtungen gibt es auch regionale Spezialitäten, wie zum Beispiel Calvadoseis oder Pont-l’Évêque-Eis.[9]
↑Cavités souterraines. In: bdcavite.net. Ministère de l’Écologie, du Développement durable et de l’Énergie, abgerufen am 26. August 2013 (französisch).
↑ abcAuguste Le Prévost: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. Hrsg.: Léopold Delisle, Louis Paulin Passy. Band3. Auguste Herissey, Évreux 1869, S.131 (französisch, online).