Einer der Vorgänger des Museums war das Staatliche Museum Saarbrücken, das in der Weimarer Republik eine bedeutende Sammlung moderner Kunst aufgebaut hatte. Aus diesem Bestand wurde von den Nazis 1937 in der Aktion „Entartete Kunst“ eine große Zahl von Werken beschlagnahmt, viele davon vernichtet.[1]
Namentlich bekannte Künstler, deren Werke 1937 als „entartet“ beschlagnahmt wurden
Rudolf Bornschein, dem ersten Direktor der Modernen Galerie, ist der Aufbau einer Sammlung expressionistischer Kunst zu verdanken. Sein Nachfolger war Georg W. Költzsch dessen Engagement für das Informel die Sammlung in diese Richtung besonders prägte. Ihm folgte Ernst-Gerhard Güse[2] der bedeutende Ausstellungen zu den Werken von Jean Dubuffet, Giorgio Morandi und Arnulf Rainer zeigte und den bisherigen hohen Rang des Museums und seiner Sammlungen unterstrich.
Der ehemalige Direktor Ralph Melcher wurde im Oktober 2011 wegen grober Pflichtverletzung fristlos entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen ihn wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder in die Wege geleitet hatte.[3] Kommissarischer Direktor des Museums war von Mai 2011 bis April 2013 der Kunsthistoriker und Generaldirektor des Weltkulturerbes Alte Völklinger HütteMeinrad Maria Grewenig. Im Dezember 2013 wurde Roland Mönig neuer Direktor. Unter seiner Leitung wurde das Museum fertiggestellt und im November 2018 wiedereröffnet. Seit Juli 2020 leitet Andrea Jahn das Haus, nachdem Mönig im April an das Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal gewechselt war.[4]
Standorte
Museum in der Schlosskirche
Das in der Saarbrücker Schlosskirche untergebrachte Museum zeigt sakrale Kunst vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Beachtenswert sind auch die barocken Fürstengräber und die farbenprächtigen Fenster von Georg Meistermann. Die Schlosskirche wurde 2004 modernisiert und mit einem neuen gläsernen Erschließungstrakt, der an der Südseite des Chores angebracht ist, mit der „Alten Sammlung“ im Kreisständehaus verbunden. Weiterhin nutzt die Hochschule für Musik Saar die Räumlichkeiten der Schlosskirche als ständige Spielstätte für musikalische Aufführungen. Im Kirchenschiff der Schlosskirche werden seit 2012 auch zeitgenössische Kunstausstellungen durchgeführt, so etwa von Roland Fischer und Eberhard Bosslet.
Der Bau der Modernen Galerie entstand nach Plänen des Architekten Hanns Schönecker zwischen 1965 und 1978 am Ufer der Saar neben dem Saarländischen Staatstheater. Zunächst standen drei miteinander verbundenen Pavillons zur Verfügung, ein vierter Pavillon wurde über Jahrzehnte geplant. 2007 begann eine von Skandalen geprägte Bauphase. Diese „wurde zum kulturpolitischen Desaster, die Kosten explodierten, es gab Fälle von Veruntreuung und Korruption, Entlassungen, eine aufgebrachte Bevölkerung und schließlich Baustopp.“[5] Nachdem das Projekt 2013 vom Architekturbüro Kuehn Malvezzi übernommen worden war, konnte der vierte Pavillon 2017 eröffnet werden.[6]
Die Moderne Galerie zeigt die Kunst vom 19. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart. Zu den bedeutendsten Werkgruppen zählen Werke der Berliner Secession, des Expressionismus und der informellen Kunst. Die umfangreiche Grafische Sammlung besitzt rund 18.000 Arbeiten auf Papier. Zum Bestand gehört auch eine Sammlung mit Fotografien, die durch den Nachlass von Monika von Boch, einer Schülerin von Otto Steinert, ihr Profil erhält.[7] Weiterhin besitzt das Saarlandmuseum eine umfangreiche Sammlung mit Werken des Künstlers Alexander Archipenko. Zudem finden regelmäßig Wechselausstellungen mit moderner und zeitgenössischer Kunst statt.
Bereits in den 1960er Jahren wurde südlich der Modernen Galerie oberhalb des Willi-Graf-Ufers ein Skulpturengarten angelegt.
2024: in der Modernen Galerie: Daniel Hausig. Sunset Guest House
2024/25: in der Modernen Galerie: Bienvenue dans le voisinage. Ingeborg Knigge
Kataloge (Auswahl)
Gebr. Röchling Bank (Hrsg.): Neuerwerbungen für die Moderne Galerie. Katalog zur Ausstellung im Saarlandmuseum von Courbet bis Santomaso eine Auswahl, Saarbrücken, 1966
Deutsches Informel. Symposion Informel. K.F. Dahmen, K. O. Götz, Gerhard Hoehme, Bernard Schultze, Emil Schumacher, K. R. H. Sonderborg, Fred Thieler. Herausgeber: Georg W. Költzsch, Berlin, Edition Galerie Georg Nothelfer, 1986, 2. Auflage, 294 Seiten, ISBN 3-87329-923-2
Gerhard Hoehme. L'Etna Mythos und Wirklichkeit. Saarlandmuseum, Saarbrücken 1990
Bernard Schultze. Werke aus der Sammlung Rugo und dem Atelier des Künstlers. Herausgeber: Ralph Melcher, Saarlandmuseum, Hatje Cantz, Ostfildern 2005, ISBN 978-3-7757-1637-6
Die Brücke in der Südsee – Exotik der Farbe. Herausgeber: Ralph Melcher, Katalog zur Ausstellung im Saarlandmuseum, Saarbrücken 2005, ISBN 978-3-7757-1680-2
Ulrike Rosenbach. figur/natur. Katalog zur Ausstellung im Saarlandmuseum, Zweibrücken 2007
Die Gemälde der Alten Sammlung im Saarlandmuseum. Herausgeber: Ralph Melcher, Saarlandmuseum, Saarbrücken 2009, ISBN 978-3-932036-44-6
Museum für Vor- und Frühgeschichte. Alte Sammlung. Museum in der Schlosskirche. Führer durch die Sammlungen. Herausgeber: Ralph Melcher, Dillingen 2009, ISBN 978-3-932036-45-3
Jürgen Liefmann. Zeichnungen. Saarlandmuseum, Saarbrücken 2001, ISBN 3-932036-13-1