Die BBC/SIG Em 2/2 ist eine dieselelektrischeRangierlokomotive für Anschlussgleise. Sie wurde durch Brown Boveri (BBC) in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Industriegesellschaft Neuhausen am Rheinfall (SIG) entwickelt und ab 1959 in Betrieb gestellt. Bis 1967 konnten allerdings nur neun Exemplare abgesetzt werden, davon drei für den Eigenbedarf von BBC, drei an Anschlussgleisbesitzer und drei an Privatbahnen.
Als Nachfolgemodell der 1953/54 von BBC gemeinsam mit der SLM entwickelten dieselelektrischen Em 2/2, die dann durch die SBB als SBB Tm III 901–924 beschafft wurde, lancierte BBC nun zusammen mit dem Wagenbauer SIG die dieselelektrische Rangierlokomotive Em 2/2. Aufgrund der höheren Leistung wurden sie bewusst als Lokomotiven und nicht als Traktoren bezeichnet. Dies war auch insofern gerechtfertigt, als die Lok bei einigen Privatbahnen auch im Streckendienst zum Einsatz kam.
Nach der Inbetriebnahme von zwei Lokomotiven bei BBC im Birrfeld und in Baden 1959/60 konnte die erste Lokomotive an die Sodafabrik Zurzach verkauft werden. 1961 erwarb die Stadt Bern eine Lokomotive für die starke Steigungen (35 ‰) aufweisende Gaswerkbahn der Stadt Bern und die Wohlen-Meisterschwanden-Bahn (WM) die Em 2/2 101 zur Bewältigung des ansteigenden Güterverkehrs. Die nächste Lokomotive wurde erst 1964 geliefert, wiederum an BBC selbst. Danach folgte jedes Jahr noch je eine Lokomotive. 1965 die Em 2/2 1 der Sursee-Triengen-Bahn (ST), die eine leicht höhere Maximalgeschwindigkeit erreichte und anfänglich auch im Personenverkehr eingesetzt wurde. 1966 erhielt die WM die zweite Lokomotive Em 2/2 102 und 1967 konnte noch eine Lokomotive an Roche in Sisseln geliefert werden.
Während die an Privatbahnen gelieferten Lokomotiven Nummern erhielten, trugen die Anschlussgleis-Lokomotiven nur Namen. Im Laufe der Jahre erhielten alle Lokomotiven Namen. Diese blieben auch bei Halterwechseln die gleichen und erlauben die sichere Identifizierung der neun Lokomotiven.
Die Lokomotiven waren fertigungstechnisch aufwändig, aber von hoher Qualität, was sich darin zeigt, dass von den neun Lokomotiven deren acht immer noch in Betrieb sind. Der Qualität entsprechend war auch der Preis, der 1965 bei 450'000 Franken lag. Das war mehr als das Doppelte, das für einen der ab 1970 in Betrieb gekommenen, leistungsstärkeren SBB Tm IV zu bezahlen war und erklärt auch die geringe Stückzahl.
Technik
Die Lokomotiven erhielten einen Saurer-Sechszylinder-Dieselmotor des Typs SD mit einer Stundenleistung von 330 PS (243 kW). An sich wäre es möglich gewesen, einen BBC-Abgasturbolader einzubauen (440 PS (324 kW)) und eine Ladeluftkühlung (500 PS (368 kW)). Davon wurde aber kein Gebrauch gemacht.
Der Dieselmotor treibt einen BBC-Gleichstrom-Generator des Typs 506c an, der auf 1400 A und 950 V bei 1500/min ausgelegt ist. Damit werden die beiden in Serie geschalteten, fremdventilierten Tatzlagermotoren angetrieben.
Verwandte Bauart
Auf der Basis des mechanischen Teils von SIG wurden auch drei elektrische Rangierlokomotiven gefertigt. Diese erhielten aber, bei gleicher Gesamtlänge, auch an der Führerstandsseite eine vollwertige Plattform für das Rangierpersonal und die Führerstandstür ist auf dieser Seite. Die erste Lokomotive wurde von den Freiburger Bahnen 1960 beschafft, um die für den geplanten Umbau des Triebwagens 154 beschaffte elektrische Ausrüstung sinnvoll verwenden zu können. Zehn Jahre später beschaffte die mit Gleichstrom elektrifizierte Orbe–Chavornay-Bahn (OC) zwei Loks, die aber von MFO elektrisch ausgerüstet wurden.
Urs G. Berger: Die Rangierfahrzeuge Em 2/2 der Bauart BBC/SIG, Schweizerischer Eisenbahn-Amateur-Klub Zürich (SEAK), Eigenverlag, Zürich 2013, keine ISBN
Urs G. Berger: Die Rangierlokomotiven Em 2/2 der Bauart BBC-SIG, in: Eisenbahn-Amateur 10/2012, ISSN0013-2764.