Dieser Artikel behandelt die Dorfform. Zum Ortsteil der Stadt Wittichenau siehe Keula (Wittichenau).
Runddorf ist eine allgemeine Bezeichnung für ein Dorf, das in einer runden oder ovalen Form um einen Platz gebaut ist. Runddörfer gibt und gab es in verschiedenen Regionen zu verschiedenen Zeiten.
Die Wohnhäuser stehen in der Regel mit der Giebelseite um einen Platz, traufständig in Keil- oder Sektorenform. Es gibt historisch verschiedene Bezeichnungen für diesen Siedlungstyp, je nach Region und Entstehungszeit.
Circulades, Runddörfer im Languedoc in Südfrankreich
Platzdorf, Häuser um einen Platz, in runder, ovaler oder ähnlicher Form
Ringdorf, Runddorf in den Niederlanden um einen runden Platz, meist mit einer Kirche in der Mitte
Rundling, Bezeichnung für Dörfer im Hannoverschen Wendland, von slawischer Bevölkerung im Mittelalter
Rundangerdorf, Häuser um einen Anger, in ovaler Form
Verbreitung
Runddörfer sind ein seltener Siedlungstyp (häufiger sind unregelmäßige Dorfformen, sowie Straßen- bzw. Langdörfer).
In Mitteleuropa entstanden Runddörfer im Mittelalter vor allem in slawisch besiedelten Gebieten, meist unter deutschen Regionalherrschaften, besonders häufig im Wendland, aber auch in Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, dem östlichen Thüringen, und Sachsen und Böhmen.
In Afrika gibt es Runddörfer in traditionell besiedelten Gebieten, ebenso in Brasilien und weiteren Ländern.
In Nord- und Südamerika ist diese Dorfform aus präkolumbianischer Zeit bekannt.
Slawische Runddörfer (Auswahl)
Entstehung
Die Gründe für die Entstehung der slawischen Runddörfer ist bisher nicht bekannt. Sie entstanden aber vor allem in den westlichsten slawischen Gebieten in direkter Nähe zu dichter besiedeltem deutschsprachigen Siedlungen.
Die Entstehungszeit lag frühestens im 13. Jahrhundert, da dort bisher keine typisch slawische Keramik aus der vorhergehenden Zeit gefunden wurde.
Auch im Warnowgebiet waren einige Runddörfer bekannt.[2]
Brandenburg
Im westlichen Brandenburg gab es einige Runddörfer. Diese wurden später überformt und haben dann überwiegend die Form von Sackgassendörfern angenommen. Der Zugang zum Dorfinneren wurde dann wie die Spitze eines Dorfangers, so dass sich für das Dorf eine Tränenform ergibt. Die Häuser stehen fast immer traufständig. In einigen Fällen wurden Kirchen auf der Mitte des Platzes errichtet.
Die ältesten Erwähnungen sind erst aus dem 14. Jahrhundert erhalten.
Louisendorf in NRW am linken unteren Niederrhein. Das Dorf ist zwar nicht rund, sondern quadratisch, aber sonst treffen die Eigenschaften eines Runddorfes zu. Die Neugründung von 1820 besteht aus einem Straßenkarree mit einer Kirche auf dem mittleren Platz.
Runddorf Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache
Einzelnachweise
↑Franz Engel: Archäologische Methoden in der mittelalterlichen Siedlungsforschung. Neue Wege zur Erforschung der Ostkolonisation In: Mecklenburgische Jahrbücher, 100, 1936, S. 258
↑Alfred Schulz: Die Siedlungen des Warnowgebietes in Mecklenburg, 1909, S. 5–25 kurze Auszüge