Rund um Leipzig

Rund um Leipzig war ein Straßenradrennen, das mit Unterbrechungen von 1904 bis 1990 ausgetragen wurde. Ausgearbeitet wurde die erste Tour „Rund um Leipzig“ 1904 als Ersatz für die „beliebte Distanzfahrt Zittau–Leipzig“ von SRB-Fahrwart, Herrn P. Clauss.[1]

Am 9. Oktober 1904 wurde Rund um Leipzig veranstaltet. Die Strecke war 146,4 Kilometer lang; der Sieger Walter Lorenz benötigte 5:45:00 Stunden. Das nächste Radrennen „Rund um Leipzig“ wurde erst 1907 ausgetragen, entwickelte sich dann aber sehr schnell zu einer bekannten Veranstaltung. Bereits in den nächsten Jahren wurden mehrere Rennen von verschiedenen Veranstaltern (Sächsischer Radfahrer-Bund, Deutscher Radfahrer-Bund, Deutsche Radfahrer-Union, Vereinigung Deutscher Radsport-Verbände) organisiert. Auch die Namen dieser Rennen waren andere; es ging aber immer über Straßen im Umland Leipzigs. Der letzte Sieger vor dem Ersten Weltkrieg fuhr eine 170 km lange Strecke.

In den 1920er Jahren wurde das Rennen erheblich ausgebaut. „Rund um Leipzig“ wurde ein fester Bestandteil einer Veranstaltungswoche mit vielen anderen Attraktionen. Die Fahrt 1921 über 266,3 Kilometer wurde für Profis und Amateure getrennt gestartet. Sieger der Amateure wurde Fritz Brenne aus Leipzig, Sieger der Profis Erich Aberger aus Berlin. 1923 wurde das Rennen als Deutsche Straßenmeisterschaft ausgeschrieben. Auch eine internationale Beteiligung wurde in den nächsten Jahren gewöhnlich. 1924 waren über 200.000 Zuschauer an der Strecke.

„Rund um Leipzig um den ‚Großen Preis der Leipziger Neuesten Nachrichten‘. – Glänzender Verlauf. – Starke Beteiligung. – Riesige Zuschauermengen. – In der A-Klasse x siegt der Berliner Risch vor seinem Landsmann Hoffmann und dem Dresdner Unger. – Der Berliner Tätweiler fährt in der B-Klasse x eine um 21 Minuten bessere Zeit als die A.-Fahrer!“

Illustrierter Radrennsport vom 2. Juni 1929, Nr. 23
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A- und B-Klassen waren Altersklassen.

1929 starteten 751 Fahrer, das Rennen war ausgezeichnet organisiert und wurde von namhafter Radsportpresse besucht. Fredy Budzinski nannte es sogar „das größte Straßenrennen der Welt“. Bis 1942 nannte es sich „Großer Preis der Leipziger Neuesten Nachrichten“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Rennen erst 1949 wieder gestartet. Sieger wurde Lothar Meister I, Zweiter war Walter Dittrich x

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Später wurde Walter Dittrich viele Jahre Trainer im SC DHfK Leipzig.

„In Abständen von drei Minuten gingen die drei Klassen auf die Reise und bereits nach 30 km gelang es den in dem Regen schwer fahrenden 6 A-Klasse-Fahrern in der Hobburger Schweiz Anschluß an die B-Klasse zu bekommen. Leider aber wurde den A-Fahrern diese Jagd zum Verhängnis, da sie den B-Fahrern, die kurz zuvor einen falschen Kurs eingeschlagen hatten, blindlings nachgefahren waren und dadurch mit diesen zusammen einen Umweg von 7 km in Kauf nehmen mußten. Die Spitze des C-Klasse-Feldes, das sich bereits stark auseinander gezogen hatte, kam dadurch in den Genuß eines Zeitvorsprungs von 10 Minuten. Dietrich und Meister (Leipzig), der Chemnizer Urban Ebert (Berlin) und Bernd (Mülhausen) führten die C-Klasse …“

Illustrierter Radrennsport vom 8. Juni 1949

In der DDR wurde das Rennen in den Jahren 1958–1969 als Qualifikationsrennen für die Friedensfahrt gewertet. Einige Jahre hieß das Rennen „Großer Preis des Neuen Deutschlands“. 1958 wurde erstmals eine Zwei-Etappen-Fahrt organisiert. Die erste Etappe war ein 3,5 Kilometer langer Rundkurs über 30 Runden, also insgesamt 105 Kilometer; die zweite Etappe – einen Tag später – war 170 Kilometer lang.

„Nach der Zwei-Etappenfahrt in Leipzig wurde am Sonntag die Mannschaft aufgestellt, die den Vorjahressieg der Deutschen Demokratischen Republik bei der XI. Friedensfahrt verteidigen soll. Um Kapitän Gustav Adolf Schur werden Günter Grünwald, Egon Adler, Erich Hagen, Roland Henning und Rolf Töpfer den Kampf aufnehmen.“

Radsport-Woche vom 22. April 1958

In den 1970er Jahren wurde das Rennen eingestellt. Erst 1985 wurde es mit Hilfe des SC DHfK Leipzig bis 1990 wieder aufgenommen. 1991 wurde das Rennen durch die Wende endgültig ad acta gelegt.

Palmarès

1904 Walter Lorenz
1907 Paul Winkler
1908 Hermann Müller
1909 Hermann Müller
1910 Albert Jahr ¦ Robert Gröbe
1911 Albert Jahr ¦ Gustav Gutjahr ¦
Albert Jahr ¦ Otto Franke
1912 Hermann Müller ¦ Frank Lemnitz
1913 Hermann Rosenhahn
1914–1919 nicht ausgetragen
1920 Willy Dietrich
1921 Fritz Brenne ¦ Erich Aberger ¦
Oskar Lippert
1922 Erich Henning ¦ Martin Schott
1923 Otto Papenfuß ¦ Richard Golle ¦
Erich Henning ¦ Paul Günther
1924 Otto Müller ¦ Herbert Nebe
1925 Alfred Schmidt ¦ Arthur Noerenberg ¦
Felix Seidel ¦ Alfred Schmidt
1926 Fritz Mattern ¦ Willy Meyer
1927 Otto Gugau ¦ Albert Blattmann ¦
Paul Günther
1928 Bernhard Stübecke ¦ Herbert Sieronski
1929 Rudi Risch ¦ Otto Böse
1930 Gerhard Hanke ¦ Hellmut Martin
1931 Rudi Risch ¦ Georg Bauer
1932 Otto Grindel
1933 Paul Münzer
1934–1936 nicht ausgetragen
1937 Rudi Kühn
1938 Rudi Kühn
1939 Rudi Kühn
1940 Harry Saager
1941 Heinz Günther
1942 Harry Saager
1943–1948 nicht ausgetragen
1949 Lothar Meister I
1950 Horst Gaede
1951 Hans Czikowski
1952 nicht ausgetragen
1953 Horst Siegel
1954 Martin Naumann
1955–1957 nicht ausgetragen
1958 Johannes Schober
1959 Gustav-Adolf Schur
1960 Gustav-Adolf Schur
1961 Klaus Kellermann
1962 Klaus Ampler
1963 Manfred Weißleder
1964 Günter Langhans
1965 Klaus Ampler
1966 nicht ausgetragen
1967 Rainer Marks
1968 Klaus Ampler
1969 Wolfgang Wesemann
1970–1985 nicht ausgetragen
1986 Olaf Merkel
1987 Frank Augustin
1988 Steffen Rein
1989 Mike Weißmann
1990 Uwe Berndt

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde das Rennen zum Teil für Profis und Amateure ausgetragen; zum Teil wurden mehrere Rennen von verschiedenen Veranstaltern auf der gleichen Strecke durchgeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nur noch ein Amateurrennen gestartet.

Einzelnachweise

  1. Sächsische Rad- und Motorfahrer-Zeitung, XIII. Jahrg. No. 19, S. 303, 10. September 1904; vgl. jensbemme.de (2017): „Rund um Leipzig“ statt „Zittau–Leipzig“?.