Er war einer der beiden Söhne von Georg Jacob Decker dem Jüngeren und somit Enkel des Gründers der Geheimen Hofbuchdruckerei des preußischen Königshauses, Georg Jacob Decker des Älteren. Sein Bruder war Karl Gustav Decker (1801–1829).
Nach dem Schulbesuch am Gymnasium zum Grauen Kloster trat er 1818 in die Schriftgießerei des Vaters ein. Anschließend machte er ab 1821 eine Lehre als Schriftsetzer und absolvierte danach einige Wanderjahre in Sachsen, Hessen, der Schweiz, Frankreich, England und Italien. 1827 kehrte er nach Berlin zurück und trat gemeinsam mit seinem Bruder Karl Gustav die Nachfolge seines 1819 verstorbenen Vaters an. Das Unternehmen war seit dem Tod des Vaters zunächst als Konsortium weitergeführt worden, bis die Söhne volljährig wurden. Da der Bruder schon 1829 starb, war Rudolf Ludwig Decker ab dem 27. Mai 1830 Alleineigentümer des nun als Königliche Geheime Oberhofbuchdruckerei (R. v. Decker) firmierenden Unternehmens.
Unter seiner Ägide wurden neben den staatlichen Druckaufträgen (beispielsweise die Allgemeine Preußische Zeitung, der Königlich Preußische Staats-Anzeiger, das Strafgesetzbuch für den Norddeutschen Bund), dem Topographisch-statistischen Handbuch des Preußischen Staats[1], dem Preußischen Terminkalender und einer Spezialisierung auf staats- und rechtswissenschaftliche Literatur auch typografisch kunstvolle Buchausgaben produziert. Zu den bedeutendsten dieser Produktionen gehören die 1840 gefertigte Prachtausgabe des von Karl Lachmann herausgegebenen Bandes Zwanzig alte Lieder von den Nibelungen, eine 1846 bis 1857 entstandene 30-bändige Ausgabe der Werke Friedrichs des Großen(Oeuvres de Frédéric le Grand) in 200 Exemplaren, eine aus Anlass der Londoner Weltausstellung von 1851 entstandene Prachtausgabe von Martin Luthers Neuem Testament von 1545 in einer Auflage von nur 80 Exemplaren, die Herausgabe von Werken Friedrich von Bodenstedts und die Dante-Werkausgabe von Karl Witte(Divina Commedia) 1862 in nur zwei Exemplaren. Decker gehört außerdem zu den Hauptverlegern der Werke Theodor Fontanes.[2] Er verlegte auch mehrere Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins (z. B. die Berlinische Chronik), und Militärliteratur. Darüber hinaus druckte Decker die Zeitung Berliner Fremden- und Anzeigenblatt mit einer Auflage von 40.000 Exemplaren und beteiligte sich an mehreren Zeitungsverlagen.
Die Verlagssparte (R. v. Deckers Verlag), deren Inhaber Rudolf Ludwig Decker von 1828 bis 1877 war, wurde an privat verkauft. Das Archiv des Verlags wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der Verlag R. v. Decker ist heute ein Imprint der Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm in der Mediengruppe Süddeutscher Verlag.
Literatur
August Potthast: Die Abstammung der Familie Decker – (Rudolf Ludwig Decker). R. v. Decker-Verlag, Berlin, 1863 (Digitalisat)
Paul Heichen: Taschen-Lexikon der hervorragenden Buchdrucker und Buchhändler seit Gutenberg bis auf die Gegenwart: Ein Handbüchlein für Geschichte und Geographie der Buchdruckerkunst in alphabetischer Ordnung. Leipzig, 1884.
Karl Friedrich Pfau: Biographisches Lexikon des Deutschen Buchhandels der Gegenwart: Unter Berücksichtigung der hervorragenden Vertreter des Buchgewerbes der alten Zeit und des Auslandes. Leipzig, 1890.
Michael Kamp: Vom Staatsdruck zum ID-Systemanbieter. 250 Jahre Identität und Sicherheit. Die Unternehmensgeschichte der Bundesdruckerei, August Dreesbach Verlag, München 2013, ISBN 978-3-944334-14-1.
Einzelnachweise
↑Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats, enthaltend die sämmtlichen Städte, Flecken, Dörfer … mit Angabe des Gerichts erster Instanz … Unter Benutzung der Akten des Königlichen Justiz-Ministeriums. Deckersche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1856 (Digitalisat).
↑Roland Berbig, Bettina Hartz: Theodor Fontane im literarischen Leben. Zeitungen und Zeitschriften, Verlage und Vereine. Walter de Gruyter, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-11-016293-8 (Theodor-Fontane-Gesellschaft: Schriften der Theodor-Fontane-Gesellschaft Nr. 3).
↑Giacomo Meyerbeer: Briefwechsel und Tagebücher. Herausgegeben und kommentiert von Sabine Henze-Döhring, Band 7: 1856–1859. Walter de Gruyter, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-11-018030-8, S. 366 ff.