Rudolf Kobert studierte Rechtswissenschaft und Medizin in Tübingen und Halle und wurde ebenda 1877 mit einer Arbeit zur Terpentinölwirkung promoviert. Er gehörte der Burschenschaft Palatia Tübingen im ADB an.[1] Zunächst war er an der medizinischen Klinik und Poliklinik in Halle unter der Leitung von Weber, später als Assistent von Goltz in Strassburg, dann sechs Jahre als Assistent von Schmiedeberg tätig. Ohne habilitiert zu sein, wurde er 1886 zum Professor der Pharmakologie, Diätetik und Geschichte der Medizin in Dorpat ernannt. Im Jahr 1890 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.[2]
Aus dieser Zeit stammen seine grundlegenden pharmakologischen Arbeiten über Saponine, Rizin, Amanita phalloides usw. Wegen der Russifikation der Universität legte er 1896 sein Amt nieder. Auf Anraten von Ernst von Leyden übernahm er im März 1897 als Nachfolger von Wilhelm Achtermann, der nach Bad Laubach am Rhein wechselte, die Leitung der Brehmerschen Lungenheilanstalten zu Görbersdorf in Schlesien. Wie ernst er auch diese ihm fern liegende Aufgabe auffasste, zeigen seine Anstaltsberichte. Im Dezember 1898 nahm er einen Ruf als Professor der Pharmakologie, physiologischen Chemie und Medizingeschichte an der Universität Rostock an und seine Ernennung erfolgte am 14. Januar 1899. In Rostock blieb er bis zu seinem Tod am 27. Dezember 1918. Koberts Nachfolger in Görbersdorf wurde für kurze Zeit der aus dem ostpreußischen Insterburg stammende Carl Schlössing.
Werke
Kobert verfasste eine große Anzahl vor allem pharmakologischer und toxikologischer Schriften, befasste sich mit Mutterkornpräparaten (und entwickelte 1884 bis 1886 das dem Ergotinin ähnliche, aber besser lösliche Cornutin)[3][4] und trat ebenso als Herausgeber medizinhistorischer Werke hervor.
Über kieselsäurehaltige Heilmittel, insonderheit bei Tuberkulose. - Rostock : Warkentien, 1918. Digitalisierte Ausgabe
Beiträge zur Kenntnis der vegetabilischen Hämagglutinine : eine auf Veranlassung der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften ausgeführte und durch Verleihung des Liebigstipendiums unterstützte Experimentaluntersuchung. - Berlin : Parey, 1913. Digitalisierte Ausgabe
H. Buess: Rudolf Kobert (1854–1918); a pioneer of pharmacology, toxicology, pharmacohistory and public health. Schweiz Med Wochenschr. 1954 Apr 17;84(16):448–50.
Jörg Lübbe: Rudolf Kobert (1854–1918), sein Beitrag zur Entwicklung der Pharmakologie und zu der Geschichtsschreibung der Medizin. Diss. FU Berlin 1983
Detlef Ties: Rudolf KOBERT (1854–1918) als Toxikologe und Gerichtschemiker. In: T + K (Toxichem + Krimtech), Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie 71/1 (2004), S. 17–31 (ausführliche Biographie mit Porträtfotos) als PDF-File
Hubertus Averbeck: Von der der Kaltwasserkur bis zur physikalischen Therapie, EH Verlag Bremen 2012, ISBN 978-3-86741-782-2, S. 459–460
↑Kobert, Rudolph, Dr. jur. et med., Geh. Medizinalrat, Excellenz, Univ.-Prof., K. russ. Staatsrat, Rostock, Georgstr. 72. In: Georg Schwartzer (Hrsg.): Adreßbuch des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes. Stand vom 1. Juli 1914, Magdeburg 1914, S. 30.