Rudolf Greinz wurde als ältestes von fünf Kindern des Baurates Anton Greinz und seiner Ehefrau Maria geb. Kapferer geboren. Seine jüngeren Brüder Hugo (1873–1946) und Hermann (1879–1938) wurden ebenfalls Schriftsteller. 1879 zog die Familie nach Salzburg; dorthin war sein Vater versetzt worden.[1]
1883 legte Rudolf Greinz am k.k. Staatsgymnasium in Salzburg die Matura ab. Anschließend studierte er Deutsche Sprache und Literatur, Klassische Philologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Graz und Innsbruck. Krankheitsbedingt musste Greinz die vorgesehene wissenschaftliche Laufbahn aufgeben. Daraufhin entschied sich für den Schriftstellerberuf. Als freier Schriftsteller ließ er sich in Meran nieder.[2]
In Meran lernte Rudolf Greinz die aus einer bedeutenden jüdisch-britischen Familie stammende Zoe Basevi kennen, die Tochter eines dort als Rentier lebenden pensionierten Seeoffiziers, eine Großnichte des englischen Staatsmanns Benjamin Disraeli. 1899 heirateten sie.[3] 1905 zog er mit seiner Familie nach Innsbruck. Dort arbeitete er an der Zeitschrift Der Föhn mit, gemeinsam mit Richard Wilhelm Polifka, Rudolf Brix und Franz Kranewitter. Seine Beiträge stießen allerdings zunehmend auf Kritik und Ablehnung seiner Schriftstellerkollegen, weswegen er 1911 nach München übersiedelte. Dort arbeitete er unter dem Pseudonym „Tuifelemaler Kassian Kluibenschädel“ an der Zeitschrift Jugend mit.[4]
1934 starb seine Frau Zoe. Zwei Jahre darauf zog Rudolf Greinz auf den Ansitz Rosenegg in Aldrans, einem Dorf oberhalb von Innsbruck. Die „Villa Rosenegg“ hatte Greinz 1926 erworben, jedoch anfangs nur als Sommerfrische genutzt.[5] Zahlreiche Reisen führten ihn zu Dichterlesungen im gesamten deutschen Sprachraum. 1939 stellte Greinz den Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer, dem rückwirkend mit 1. Juli 1938 stattgegeben wurde.[6]
Rudolf Greinz starb an seinem 76. Geburtstag. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof in Ampass.[7]
Werk
Das Frühwerk von Rudolf Greinz erinnert an Ludwig Thoma.[8] Bekannt wurde Greinz vor allem durch seine Romane, insbesondere durch historische Romane. Wie Rudolf Greinz selbst sind viele seiner Romanfiguren tief religiös geprägt. Sein Verhältnis zur Kirche war jedoch stets ambivalent.[9] In seinen Schriften hielt er höheren Klerikern einen dem Nachfolge Jesu nicht gemäßen Lebenswandel und die Abkehr von den armen und einfachen Leuten vor. Kirchenkritisch ist z. B. der 1915 erschienene Roman Äbtissin Verena.
Seit 1912 erschienen seine Bücher im Verlag Ludwig Staackmann in Leipzig. Alfred Staackmann, dem Verlagsinhaber, war Greinz als Freund und als literarischer Berater verbunden. Beinahe im Jahresrhythmus legte Greinz einen neuen Roman, eine Sammlung von Erzählungen und/oder ein neues Bühnenstück vor. Insgesamt veröffentlichte Greinz zu Lebzeiten 132 Bücher, die Neuausgaben nicht gerechnet. Ein zeitgenössischer, damals vielgelesener Literaturführer nannte ihn – süffisant, aber nicht ganz unzutreffend – einen „Allerweltsmann, der Lyrik, Bauerngeschichten und Volksdramen nur so aus dem Ärmel schüttelt“.[10] Seine Bücher erreichten – in der Summe – eine Millionenauflage. Allein sein Roman Allerseelen wurde mehr als 100.000 Mal verkauft.[11] Greinz galt zumal außerhalb von Österreich, bei seinen Lesern in Deutschland und in den USA, als der typische Vertreter des heimatverbundenen, bodenständigen Schrifttums in Tirol.[12]
Gemeinsam mit seinem Onkel Josef August Kapferer hat Rudolf Greinz ab 1889 die Bändchen "Tiroler Volkslieder" und "Tiroler Schnadahüpfeln" in jeweils zwei Folgen zuerst beim Verlag Liebeskind in Leipzig, später bei Cotta in Stuttgart herausgegeben. Sie zählen zu den ersten Drucken mit Liedern aus Tiroler Überlieferung.
Ehrungen
Noch zu Lebzeiten benannte die Stadt Innsbruck die Rudolf-Greinz-Straße in Pradl nach ihm.
Seit 1955 erinnert in der Wiener Donaustadt (22. Bezirk) die Greinzgasse an ihn.
Im Kärntner Feld am See, wo sich Greinz wiederholt aufhielt, gibt es einen Rudolf-Greinz-Weg.
Schriften (Auswahl)
Romane
Der jüngste Tag (1893)
Der Herrenschreiber von Hall. Eine Tiroler Geschichte aus dem 16. Jahrhundert (1895)
Die Rose von Altspaur. Eine Tiroler Geschichte aus dem 15. Jahrhundert (1896)
Das Gymnasium oder die systematische Verdummung der Jugend (1895)
Von Innsbruck nach Kufstein. Eine Wanderung durch das Unterinntal (1902)
Marterln und Votivtaferln des Tuifelemalers Kassian Kluibenschädel. Zu Nutz und Frommen der verehrlichen Zeitgenossen (1905)
Außerdem gab Rudolf Greinz die Gedichte von Hermann von Gilm zu Rosenegg heraus, die Sammlung Unter dem Doppelaar. Kriegsnovellen aus Österreich (1915) sowie zahlreiche weitere Anthologien, insbesondere für Reclams Universal-Bibliothek, und literarische Jahrbücher, darunter das Taschenbuch für Bücherfreunde und Staackmanns Almanach.
Literatur
Paul Rossi: Rudolf Greinz. Der Mann und das Werk. Staackmann, Leipzig 1926.
↑Iris Kathan, Christiane Oberthanner: Innsbruck. Ein literarischer Stadtführer. Haymon-Verlag, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-85218-581-1, S. 224.
↑Ferruccio Delle Cave, Bertrand Huber: Meran im Blickfeld deutscher Literatur. Eine Dokumentation von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart (= Literarische Zeugnisse aus Tirol, Bd. 6). Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1988, ISBN 88-7014-494-1, S. 91.
↑Josef Nadler: Literaturgeschichte Österreichs. Otto Müller, Salzburg 1951, S. 386.
↑Josef Feichtinger, Gerhard Riedmann: Begegnungen. Tiroler Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Texte und Kommentare. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1994, ISBN 88-7014-801-7, S. 410.
↑Adolf Bartels: Die Deutsche Dichtung der Gegenwart. Die Alten und die Jungen. Avenarius, Leipzig, 8. Aufl. 1910, S. 352.
↑Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938, Bd. 2: Belletristische Verlage der Ersten Republik. Böhlau, Wien 1985, ISBN 3-412-05585-9, S. 535.
↑Eduard Castle (Hrsg.): Geschichte der deutschen Literatur in Österreich-Ungarn im Zeitalter Franz Josephs I., Bd. 2: 1890–1918. Fromme, Wien 1938, S. 1299.
↑Die Thurnbacherin. In: Deutsche Nationalbibliothek. Abgerufen am 23. Oktober 2024. Stefan Ott: Greinz, Rudolf. In: Deutsche Biographie, München. Abgerufen am 23. Oktober 2024: „Von den Bühnenstücken hat sich die »Thurnbacherin« (1910) [...] auf der Bühne behauptet.“