Rudolf Carl wuchs im Kaiserlichen Waisenhaus in Wien auf, da sein Vater gestorben war, als Rudolf erst vier Jahre alt war und seine Mutter die Familie nicht allein erhalten konnte. Danach durchlief er eine Lehre in einer Eisenwarenhandlung. Im Ersten Weltkrieg diente er als einfacher Infanterist. Nach Kriegsende schlug er die Schauspielerlaufbahn ein und trat in der Laienbühne „Dilettantenverein Nestroybühne Brünn“ auf. Es folgte ein Engagement am BrünnerDeutschen Theater, wo er sich bald als jugendlicher Charakterkomiker hervortat. Im Jahr 1922 bekam er seine erste kleine Rolle in einem Stummfilm.
Immer mehr spezialisierte sich Rudolf Carl auf die urkomische – wenn auch manchmal klamaukhaft übertriebene – Darstellung naiver und leicht dümmlicher Charaktere und brachte es im Laufe seiner Karriere auf mehr als 200 Filme. Große Popularität erlangte er durch das Fernsehen mit der Darstellung des Haberl in der legendären StegreifserieFamilie Leitner.
Mitte der 1960er-Jahre zog er sich weitgehend vom Filmgeschäft zurück.
Rudolf Carl betätigte sich auch als Filmregisseur und als Sänger. Mit dem Schlager Liebe kleine Schaffnerin hatte er 1942 beachtlichen Erfolg.
Rudolf Carl war seit 1928 mit der Kaufmannstochter Valerie Hagen verheiratet. Nach deren Tod ehelichte er 1974 die Freundin seiner verstorbenen Frau, Henriette Ahlsen. Rudolf Carl war der Schwiegervater des Operettenkomponisten Ludwig Schmidseder.
1989: Zum Gedenken an die Geburt des Schauspielers vor 90 Jahren sollte eine im sechsten Wiener Gemeindebezirk zur Benennung anstehende Verkehrsfläche den Namen Rudolf-Carl-Platz erhalten. Jedoch war der von der Bezirksfraktion der ÖVP zugunsten von Carl eingebrachten Initiative nicht zuletzt in Anbetracht der ehemaligen Mitgliedschaft Carls in der NSDAP kein Erfolg beschieden.[4]
Literatur
Rudolf Carl – Mein Leben war lebenswert (nacherzählt von Gerda Klimek, Autobiografie, 1979).
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 673 f.