Rudi Weissenstein wurde 1910 in der böhmisch-mährischen Kleinstadt Iglau geboren und wuchs als eines von vier Kindern eines Fabrikanten und einer Pianistin in bürgerlichen Verhältnissen auf. 1929 bis 1931 absolvierte er an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt[3] in Wien eine Ausbildung zum Buchdrucker. Im Anschluss leistete er seinen Militärdienst in der tschechoslowakischen Armee ab und arbeitete danach als Fotograf bei der Prager Zeitung.
Seit 1934 plante Weissenstein seine Auswanderung nach Palästina; Ende 1935 verließ er Europa und erreichte im Januar 1936[3]Haifa. Er arbeitete weiter als Fotograf und Journalist und heiratete 1940 Miriam Arnstein (1913–2011), die in Wien Tanz und Akrobatik studiert hatte und bereits vor Weissenstein nach Palästina ausgewandert war. Gemeinsam eröffneten sie 1940 das Pri-Or Photo House[3] in Tel Aviv in der Rehov Allenby 30.[3][4] Weissenstein dokumentierte das jüdische Alltags- und Kulturleben in Tel Aviv, zahlreiche prominente Persönlichkeiten, vor allem Künstler und Politiker, etwa Marc Chagall, Max Brod, Eleanor Roosevelt, Isaac Stern und den Maler Nahum Gutman. Seit dem ersten von Arturo Toscanini geleiteten Konzert fotografierte er für das Israel Philharmonic Orchestra. Als Weissensteins bekanntestes Foto gilt das von der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel am 14. Mai 1948 durch David Ben Gurion.[5]
Fotografisches Erbe
Rudi Weissenstein starb 1992; sein Nachlass – ein Fotoarchiv von mehr als 250.000[3] Negativen – wurde von seiner Witwe bis zu deren Tod 2011 im gemeinsamen Fotogeschäft verwaltet und betreut. Seit 2011 wird das Geschäft vom Enkel Ben Peter Weissenstein in einem neuen Ladengeschäft in der Tshernichovski Street geführt. Miriam Weissenstein und Ben Peter Weissenstein waren Teil des Dokumentarfilmes „Life In Stills“ von Tamar Tal.[6] Dieser befasste sich unter anderem mit der Geschichte des Fotogeschäftes Pri-Or, welches Rudi Weissenstein eröffnet hatte.
Die Fotografien Weissensteins wurden in Israel und außerhalb in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und mit Preisen ausgezeichnet,[4] unter anderem 1961 mit dem Preis bei der Internationalen Fotografieausstellung in Moskau für die Aufnahme „Arbeitende Hände“.[7] 2002 besuchten 150.000[3] Menschen eine sechswöchige Ausstellung seiner Werke in der Reading Power Station.[3] Die letzte Ausstellung in Deutschland Ihre glücklichen Augen im Jahr 2010 wurde noch von Miriam Weissenstein selbst eröffnet.[8]
Publikationen
Dvir Ori: Rudi Weissenstein. Israel Early Photographs. Modan Publishing House, Ben Shemen, 2008, ISBN 965-7141-10-9.
Michal Amram, Anna-Patricia Kahn, Ben Peter (Hrsg.): Rudi. Discovering the Weissenstein Archive. Kehrer Verlag, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-86828-745-5.