Rose Otto besuchte bis zur mittleren Reife das Lyzeum. Erst nach dem Tod des Vaters holte sie in Berlin die drei Schuljahre zum Abitur im Privatunterricht innerhalb eines Jahres nach. Zum Studium ging sie nach Freiburg. Von dort wechselte sie nach München. Hier studierte und promovierte sie 1910 bei dem Volkswirtschaftler Lujo Brentano mit dem historischen Standardwerk „Über Fabrikarbeit verheirateter Frauen“. Sie war neben Marie Bernays eine der ersten Frauen, die in der renommierten Reihe über nationalökonomische Themen des „Vereins für Socialpolitk“ veröffentlichte. Letztgenannte publizierte: „Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie“ (1910), gefolgt von Rosa Kempf: „Das Leben der jungen Fabrikmädchen in München“ (1911), Elisabeth Hell: „Jugendliche Schneiderinnen in München“ (1911) und Käthe Mende: „Münchner jugendliche Ladnerinnen zu Hause und im Beruf“ (1912).
Wohnungsinspektorin in Halle
Als zweite Frau im Deutschen Reich wurde sie hauptamtliche Wohnungsinspektorin in Halle. Diese Stelle war gerade neu geschaffen worden, da aufgrund der verbesserten hygienischen Verhältnisse mehr Kinder überlebten und die Familien größer wurden. Sie sollte im Einzelnen feststellen, wie die Wohnverhältnisse der Familien waren. Von ihrem Vorgesetzten, dem Oberbürgermeister in Halle, wurde sie 1911 auf den Zweiten Deutschen Wohnungskongress nach Leipzig geschickt, der sich mit den städtischen Wohnverhältnissen beschäftigte angesichts der starken Zunahme der Wohnbevölkerung in Leipzig. Der Kongress wurde von Karl von Mangoldt, ihrem späteren Mann, den sie 1912 heiratete, organisiert. Da das geltende Beamtenrecht eine Berufstätigkeit für verheiratete Frauen nicht erlaubte, musste Rose von Mangoldt ihre Stelle verlassen[1].
Tätigkeit als Bibliothekarin
Neben Familie mit drei Kindern und Haushalt begann sie wieder zu arbeiten, und zwar von 1921 bis 1924 in der Redaktion der Sozialen Praxis und Volkswohlfahrtssorge. 1926 trat sie als Mitarbeiterin in die Geschäftsstelle des Deutschen Vereins für Wohnungsreform ein, wo sie sich der Neuordnung und der Pflege des Buchbestandes widmete und ihn zu einer umfangreichen Spezialbibliothek für das Wohnungswesen ausbaute. In den Jahren 1933 bis 1935 erschienen die ersten drei Bände zum Literaturverzeichnis des Wohnungs- und Siedlungswesen. Dieses von Rose von Mangoldt zusammengestellte Literaturverzeichnis, das vom Deutschen Verein für Wohnungsreform herausgegeben wurde, lag bis 1941 in gedruckter Form vor.
Außerdem redigierte sie verschiedene Sammelwerke, darunter das „Handwörterbuch des Wohnungswesens“ und das „Wörterbuch der Wohnungs- und Siedlungswirtschaft“ und war Mitarbeiterin des Sammelwerks „Städtebau und Wohnungswesen der Welt“. Außerdem schrieb sie Aufsätze für die Zeitschrift „Die Wohnung“ und andere Fachblätter.
Das vorhandene Material der Bibliothek kam gegen Kriegsende z. T. nach Liegnitz und teilweise nach Westfalen. Nach Kriegsende wandte sich der Magistrat der Stadt Berlin in einem Schreiben vom 15. April 1946 an das Internationale Komitee für Bau- und Wohnungswesen mit der Bitte, die Bibliothek von Liegnitz nach Berlin zu überführen. Dem wurde nicht entsprochen und die Bibliothek gilt seitdem als verschollen[2].
Literaturnachweis des Wohnungs- und Siedlungswesens Wasmuth, Berlin, 1/2.1933/34(1936); 3.1935(1936) - 9.1941(1942)[?]
Jahrbuch der deutschen Siedlung. Hrsg. mit Unterstützung d. Stiftung zur Förderung von Bauforschungen, Verlag Verl. Siedlung und Wirtschaft, Berlin, 1936
Zeitschriftenartikel
Soziale Praxis, Centralblatt für Sozialpolitik
Die Arbeitszeit der Arbeiterinnen nach dem Bericht der Gewerbeaufsichtsbeamten 1910, 21. Jhg., Nr. 8, 1911
Wohlfahrtspflege und Wohlfahrtsges. Im Lichte sächsischer Erfahrungen, 31. Jhg., S 587, 1922
Verelendung des deutschen Volkes, 32. J. S 57, 1923
Archiv f. d. civilistische Praxis. N.F. 13+14
Löschung der Hypotheken in der Rückwirkungszeit. Unrichtigkeit des Grundbuchs und Anwendung des § 892 BGB im Aufwertungsrecht XIV 81, 1931
Die Wohnung. Zeitschrift für Bau- und Wohnungswesen. Berlin
Schönheit der Arbeit, 45, 9.+10. Jhg., 1934/35
Leistungen der deutschen Heimstätten 146, 12. Jhg., 1937
Entwicklung der deutschen Bauwirtschaft und die Arbeitsbeschaffung im Jahre 1936, 121, 12. Jhg., 1937
Problem der 2. Hypothek, 200, 13. Jhg., 1938
Hochbau oder Flachbau? 12, 14. Jhg., 1939
Gefährdung der Heimstättenbildung, 55, 14. Jhg., 1939
Leistungen und Erfahrungen der Industrie auf Gebiet d. Arbeiterwohnstättenbaues im Jahr 1938, 13, 15. Jhg., 1940
Grundsteuer und Heimstätten, 36, 16. Jhg., 1941
Wohnungsaufsicht in Hamburg, 45, 16. Jhg., 1941
Die Frauenbewegung
Arbeiterinnenschutz und Gewerbeordnungsnovelle von 1908, 151, 168, 18. Jhg., 1912
Das rote Kreuz
Wie es in kleinen Wohnungen tatsächlich aussieht, 697, 30. Jhg., 1912
Blätter für Volksgesundheitspflege
Vorbildung der Wohnungsaufsichtsorgane, 7, 14. Jhg., 1914
Die Frau
Wirtschaftliche Vorbedingungen für kultur. Häusliches Leben, 311, 27. Jhg., 1921