Rolls-Royce Holdings plc ist ein international tätiger Konzern, der aus dem Hersteller der luxuriösen Rolls-Royce-Automobile entstand, welcher aber seit 1973 nicht mehr zum Konzern gehört. Die Rolls-Royce Holdings plc ist ein im Financial Times Stock Exchange Index in London gelistetes Unternehmen, das vor allem für die Herstellung von Triebwerken und Komponenten für die zivile und militärische Luftfahrt, aber auch in den Bereichen Schifffahrt und Energietechnik bekannt ist.
Der älteste Teil des Unternehmens, die Automobilproduktion, gehört als Bentley Motors zum VW-Konzern, während die Rechte an der Marke Rolls-Royce Motor Cars an BMW gingen. Seit 2000 werden Rolls-Royce-Automobile von einer dafür gegründeten BMW-Tochter produziert.
Bereits im Frühjahr 1904 schlossen sich der Ingenieur Henry Royce und der Kaufmann Charles Rolls zusammen. Royce selbst bezeichnete sich stets als „Mechanic“, nie jedoch als Ingenieur.
Sie wollten gemeinsam Autos bauen. Am 15. März 1906 gründeten sie in Manchester die Firma Rolls-Royce Limited. Als erstes Modell wurde der 40/50 HP (1906–1925) auf einer öffentlichen Automobilmesse in London vorgestellt. Er kostete damals 305 Pfund. Das Fahrzeug verschaffte dem Unternehmen den Ruf, das beste Automobil der Welt zu bauen, da es einen neuen Langstreckenrekord aufstellte. Der erst ab 1907 als Silver Ghost bezeichnete Rolls-Royce 40/50 HP bewährte sich auch im Militäreinsatz. Der als „Lawrence von Arabien“ berühmt gewordene T. E. Lawrence schrieb in seinem Buch „Die sieben Säulen der Weisheit“ über dieses famose, zuverlässige Automobil: „Ein Rolls-Royce in der Wüste ist mehr wert als Rubine“. Ab 1911 trug er als Kühlerfigur den legendären „Spirit of Ecstasy“, eine Frauengestalt, für die Miss Eleanor Velasco Thornton dem Bildhauer Charles Sykes Modell gestanden haben soll. Der Ursprung der im deutschsprachigen Raum bekannten Bezeichnung „Emily“ für die Spirit of Ecstasy ist unbekannt. Eleanor Thornton jedenfalls wurde nie so genannt.
Expansion
Während der Weltwirtschaftskrise übernahm Rolls-Royce 1931 den in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stehenden Konkurrenten Bentley. Zunächst wurde Bentley als sportliche Marke im Unternehmen geführt; ab 1965 waren Rolls-Royce- und Bentley-Fahrzeuge weitgehend baugleich. Bereits 1946 wurde die Automobilproduktion nach Crewe verlegt.
1914 stieg Rolls-Royce mit dem Hawk in den Flugmotorenbau ein, der später mit Typen wie dem Rolls-Royce Merlin bald den größten Teil der Geschäftstätigkeit ausmachte. Während des Zweiten Weltkriegs waren ca. 50 Prozent der alliierten Flugzeuge mit Motoren von Rolls-Royce und seinen Lizenznehmern ausgestattet.
Die Entwicklung von Strahltriebwerken übernahm Rolls-Royce im Jahre 1943 von der Rover Company und lieferte im gleichen Jahr mit dem Welland den Antrieb für den Prototyp der Gloster Meteor, das erste ab 1944 in Serie produzierte strahlgetriebene Jagdflugzeug der Royal Air Force. Später wurden, beginnend 1948 mit dem Dart, auch Turboprop-Triebwerke (PTL) serienmäßig hergestellt. Nach der Übernahme von Bristol Siddeley im Jahr 1966 hatte Rolls-Royce das umfassendste Triebwerksprogramm der Welt.
Das ursprüngliche Firmenzeichen waren rote Buchstaben auf silbernem Grund. Das schwarze Logo wurde erstmals 1931 verwendet. Henry Royce gab im Jahr 1933 Anweisung, die Schriftfarbe der Buchstaben „RR“ im Firmenlogo dauerhaft von rot auf schwarz zu ändern. Diese Änderung erfolgte auf Grund zahlreicher Beschwerden hochrangiger Kunden (u. a. des Prince of Wales), dass das Rot mit manchen Wagenfarben nicht harmonierte. Schwarz wurde gewählt, weil es für alle Farben passend erschien. Die Legende, dass dieser Farbwechsel aufgrund des Todes von Henry Royce im April 1933 vorgenommen wurde, widerspricht den gegebenen Fakten.[4][5][6][7]
Konkurs – Teilung – Renaissance
1971 meldete Rolls-Royce Konkurs an, da die Entwicklung des Dreiwellentriebwerkes Rolls-Royce RB211 für die LockheedL-1011 TriStar das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten stürzte. Die britische Regierung verhinderte den Zusammenbruch mit einem großen Aufwand an Steuergeldern. Rolls-Royce wurde verstaatlicht, und 1973 wurde der Triebwerks-Hersteller vom Automobilhersteller getrennt.
Der Automobil-Hersteller firmierte nun unter dem Namen Rolls-Royce Motor Cars und der Triebwerks-Hersteller nach der Reprivatisierung 1987 als Rolls-Royce plc. 1980 wurde Rolls-Royce Motor Cars von dem RüstungskonzernVickers übernommen. 1998 wollte Vickers Rolls-Royce Motor Cars verkaufen, und alles sprach für einen Zuschlag für BMW, da diese bereits Motoren für Rolls-Royce- und Bentley-Wagen lieferten. Jedoch wurde BMW von der Volkswagen AG überboten, die schließlich Rolls-Royce übernahm. Nun wollte aber Rolls-Royce plc, die nach wie vor die Rechte an dem Markennamen Rolls-Royce besaßen, diese nicht an VW, sondern an BMW weitergeben, da sie mit BMW zusammen Flugzeug-Triebwerke herstellten (BMW-Rolls-Royce). VW besaß nun zwar das Werk und die Rechte an der „Spirit of Ecstasy“, nicht aber die an dem Namen Rolls-Royce. Daher wurde vereinbart, dass ab 2003 Rolls-Royce und Bentley getrennt werden, Volkswagen behielt die Marke Bentley und das Rolls-Royce-Werk in Crewe mit den Mitarbeitern. BMW übernahm ausschließlich das Nutzungsrecht am Namen Rolls-Royce und startete einen kompletten Neubeginn mit einem neuen Werk im südenglischen Goodwood bei Chichester, neuen Mitarbeitern und einem neuen Fahrzeug (Phantom), das zwischen 1998 und 2003 entwickelt wurde. Eigentümerin der Marke „Rolls-Royce“ bleibt jedoch der Triebwerkshersteller Rolls-Royce plc. Ironie des Schicksals ist, dass nur kurz nachdem Vickers den Verkauf und die Trennung der Marken Bentley und Rolls-Royce hinter sich gebracht hatte, Vickers selbst in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und für einen Bruchteil des Erlöses aus dem Rolls-Royce-Verkauf durch Rolls-Royce plc übernommen wurde.
Seit 2003 fertigt Rolls-Royce Motor Cars Automobile in Goodwood, dem sechsten Produktionsstandort in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Marke. Circa 10 km entfernt, in West-Wittering an der Küste, verbrachte Henry Royce seine letzten Lebensjahre; sein Haus und sein Studio befinden sich noch dort und sind in Privatbesitz. Am 1. Oktober 2019 übernahm der Konzern das Geschäft für elektrische Flugzeugantriebe von Siemens.[8]
Produkte
Luftfahrt-Triebwerke
Rolls-Royce plc bietet eine große Palette von Triebwerken für zivile und militärische Flächenflugzeuge und Hubschrauber. Die in Deutschland produzierten Triebwerke bzw. Komponenten sind bei Rolls-Royce Deutschland aufgeführt.
Im März 2021 wurde ein Flugzeug mit einem Elektrotriebwerk fertig gestellt.[9] Für größere Flugzeuge will Rolls-Royce auch die Wasserstofftechnologie vorantreiben.[10]
Militärische Triebwerke
Auf dem militärischen Markt ist Rolls-Royce plc der zweitgrößte Hersteller von Triebwerken weltweit und der größte in Europa.
Rolls-Royce Allison T56, ein Triebwerk für die Propeller-Flächenflugzeuge Lockheed C-130 Hercules und P-3 Orion sowie Grumman E-2 Hawkeye und C-2A Greyhound
Kolbentriebwerke
Rolls-Royce war über Jahrzehnte einer der bedeutendsten Flugmotorenhersteller. In einer Reihe von Triebwerken wurde die Entwicklungslinie über 30 Jahre fortgesetzt.
Insbesondere für die britischen Streitkräfte wurden an Fahrzeug- und Panzertriebwerken nach einem Baukastensystem die folgenden Triebwerksmodelle gebaut:
B40 2,8 l, Vierzylinder, Benzin z. B. im Austin Champ
Vergleichsweise wenig bekannt ist, dass Rolls-Royce auch in der Energieerzeugung aktiv ist. So werden beispielsweise Aeroderivative-Turbinen für Elektrizitätswerke und die Energietechnik hergestellt. Darüber hinaus verfügt Rolls-Royce auch über einen Unternehmensbereich, der Nukleartechnik entwickelt, z. B. für den Antrieb von Atom-U-Booten.[11]
Der Bereich Aeroderivative-Turbinen wurde 2014 an Siemens verkauft.[12]
Rolls-Royce in Deutschland
Rolls-Royce plc ist in Deutschland mit seinen Geschäftsbereichen Civil- und Defence Aerospace, Power Systems und Schiffstechnik vertreten. Innerhalb des RR-Konzerns hat Deutschland mit rund 11.000 Beschäftigten an 14 Standorten nach dem Vereinigten Königreich die zweitgrößte Belegschaft. Seit 2014 gehört die Rolls-Royce Power Systems AG (RRPS) vollständig zu Rolls-Royce. Das deutsche Traditionsunternehmen – hervorgegangen aus der Maybach-Motorenbau GmbH (bis 1918 Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH) – mit Sitz in Friedrichshafen liefert Großmotoren, Antriebssysteme und dezentrale Energieanlagen.
Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG (RRD) ist in der Luftfahrtindustrie aktiv und ist der einzige deutsche Flugtriebwerkshersteller mit Zulassung für die Entwicklung, Herstellung und Instandhaltung ziviler und militärischer Turbinentriebwerke. An seinen Standorten Dahlewitz und Oberursel hat Rolls-Royce Deutschland derzeit rund 3.600 Beschäftigte, davon etwa 1.100 in Oberursel.
Der RRD-Standort Oberursel, dessen Wurzeln bis zur Motorenfabrik Oberursel zurückreichen, ist heute ein Produktionswerk für Triebwerksbauteile. Mit modernsten Fertigungstechnologien werden hier High-Tech-Komponenten für Rolls-Royce-Triebwerke hergestellt. Der Standort ist zudem Instandhaltungs- und Wartungszentrum von Kleingasturbinen für militärische und zivile Anwendungen.
Am RRD-Standort Dahlewitz befindet sich die Entwicklung und Endmontage aller BR700-Triebwerke. Als Kompetenzzentrum für Zweiwellentriebwerke ist Dahlewitz außerdem für die Triebwerksbaureihen Tay, Spey und Dart verantwortlich. Diese Triebwerke sind Antrieb für Geschäftsreiseflugzeuge und kleinere Verkehrsflugzeuge. Insgesamt betreut Rolls-Royce Deutschland weltweit über 9.000 im Dienst befindliche Triebwerke. Weiterhin betreibt Rolls-Royce in Dahlewitz einen Prüfstand für zivile Großtriebwerke sowie ein Versuchszentrum zur Prüfung des mechanischen Verhaltens von Gasturbinenkomponenten (Mechanical Test Operation Center). Ein neuer Entwicklungs-Prüfstand für Reduktionshauptgetriebe (Power Gearbox) wurde 2017 in Betrieb genommen. Reduktionshauptgetriebe werden in künftigen Rolls-Royce-Triebwerken mit ultrahohem Nebenstromverhältnis zur Anwendung kommen.
Heute liegt die Verantwortung für folgende Triebwerke bei Rolls-Royce Deutschland:
Ende 2005 wechselte der Rolls-Royce-Anteil an dem Triebwerk V2500 des Joint-Ventures International Aero Engines für die Airbus A319/A320/A321-Familie vom englischen Derby an das deutsche Tochterunternehmen, wo jetzt in Dahlewitz bei Berlin alle Fäden zusammenlaufen. Der Grund für diese Verlagerung war die Schaffung neuer Kapazitäten für die Expansion der Trent-Familie. Der Anteil besteht aus der Produktion des Hochdruckverdichters und der Komplettmontage.