Rolf Cavael beschäftigte sich schon als Schüler mit der Tier- und Pflanzenwelt und der Mikroskopie und war fasziniert von der „unerhörte(n) Formenwelt“, die sich ihm hier darbot. Die reine Nachahmung dieser Naturphänomene schien ihm jedoch nie zielführend. Als einer der wenigen Maler arbeitete Cavael von Anfang an abstrakt. Er begann sein Studium 1924 an der Frankfurter Kunstschule mit dem Schwerpunkt Typografie und Angewandte Graphik. Bereits zwei Jahre später erhielt er einen Dozentenauftrag an der dortigen Berufshandelsschule. Daneben arbeitete er als Werbegraphiker.
1930/31 ließ sich Cavael als freier Künstler und Werbegraphiker in Berlin nieder und machte die Bekanntschaft von Wassily Kandinsky, der ihn in seiner Malerei beeinflusste und mit dem er sich in den Folgejahren brieflich austauschte. Im Frühjahr 1933 wurde Cavaels erste Ausstellung (Gemeinschaftsausstellung mit dem Bauhausmeister Josef Albers im Braunschweiger Schloss) bereits kurz nach ihrer Eröffnung von den Nationalsozialisten geschlossen. Als abstrakter Maler wurde er mit einem Ausstellungsverbot belegt. Ein Jahr später übersiedelte er nach Garmisch (ab 1. Januar 1935: Garmisch-Partenkirchen), das er von einem Urlaubsaufenthalt kannte und wo er 1929 seine Frau Dorothea Schemel kennengelernt hatte. In Garmisch-Partenkirchen malte Cavael im Verborgenen weiter, den Lebensunterhalt verdiente das Ehepaar Cavael mit einer Diätpension, die Dorothea Cavael in Partenkirchen leitete.
Eine Denunziation führte 1936 zur Verhaftung Cavaels. Man hatte ihn fälschlicherweise kommunistischer Agitation beschuldigt – er wurde in das KZ Dachau und später ins Münchner Gefängnis Stadelheim überstellt und erst neun Monate später nach einem Freispruch entlassen.
Nach Kriegsende arbeitete Cavael für die amerikanische Militärregierung. Er führte einige Jahre lang ein Kino im Ortsteil Garmisch und nahm seine künstlerische Arbeit auch offiziell wieder auf. 1949 gehörte er zu den Gründern der Gruppe ZEN 49. Er hielt Vorträge, beteiligte sich an diversen Ausstellungen im In- und Ausland und zeigte seine Werke auch in Einzelausstellungen.
1933: Ausstellung mit Josef Albers im Braunschweiger Schloss – kurz nach der Eröffnung Schließung durch die Nationalsozialisten
1949: Einzelausstellung in der Galerie Otto Stangl, München
1949: Deutsche Malerei und Plastik der Gegenwart, Köln
1950–1957: Beteiligung an diversen Ausstellungen der Gruppe ZEN 49
1958: Teilnahme 29. Biennale in Venedig
1963: Retrospektive im Palazzo della Gran Guardia in Verona
1968: Einzelausstellung Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
1978: Einzelausstellung im Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg
1978: Retrospektive im Lenbachhaus, München 2023
2023: Rolf Cavael (1898-1979). Malerei aus innerer Notwendigkeit,Museum Aschenbrenner
Literatur
Cavael, Rolf. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S.408 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Gerhard Leistner (Bearb.): Rolf Cavael (1898–1979). Ein Künstler des deutschen Informel. Retrospektive zum 100. Geburtstag. Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg 1998, ISBN 3-89188-083-9 (Ausstellungskatalog).
Carolin Weber (Hrsg.): Rolf Cavael. Abstraktion als lebendiger Kosmos. Galerie Maulberger, München 2007.
Museum Aschenbrenner (Hrsg.): Rolf Cavael (1898-1979). Malerei aus innerer Notwendigkeit. Katalog zur Sonderausstellung 12.07.–05.11.2023, Garmisch-Partenkirchen 2023 (mit Beiträgen von Carolin Weber und Karin Teufl).