Während seines Studiums der Rechts- und Kameralwissenschaften an der Königsberger Albertina wurde er 1844 Mitglied der Burschenschaft Germania.[1] Nach dem Studium trat Schweichel 1848 in der Revolution von 1848/1849 als Redner im Arbeiterverein auf, verfasste scharfe Artikel für den Volksvertreter und führte die Redaktion der Blätter Ostpreußisches Volksblatt und Dorfzeitung für Preußen (1849–1850).
Wegen eines Pressevergehens 1850 in Preußen zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt, galt Schweichel als politisch vorbestraft und kam in Existenzschwierigkeiten. Er emigrierte 1855 in die Schweiz und ließ sich in Lausanne nieder, wo er am Collège unterrichtete und Professor der Akademie war. In Preußen 1861 amnestiert, konnte er nach Berlin zurückkehren, um die Redaktion der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung zu übernehmen. Von 1869 bis 1883 redigierte er die Jankesche Deutsche Roman-Zeitung. Zeitweilig war er Präsident des deutschen Schriftstellerverbandes.
Schweichels Ehefrau war die Schriftstellerin und Sozialdemokratin Elise Schweichel, geborene Langer (1831–1912).[2][3]
Von 1897 bis 1903 erschienen in der 1897 gegründeten Wochenzeitschrift In freien Stunden. Romane und Erzählungen für das arbeitende Volk zwölf Erzählungen von Robert Schweichel, zumeist Nachdrucke, unter dem Sammeltitel Aus dem Leben der Entrechteten, worüber sowohl Robert wie auch Elise Schweichel sich sehr freuten.[4] Im Dezember 1898 erschien Schweichels Hauptwerk unter dem Titel Um die Freiheit. Geschichtlicher Roman aus dem deutschen Bauernkrieg 1515.[5] Es sollte das einzige seiner Werke bleiben, das auch später immer wieder neu aufgelegt wurde.
An der Trauerfeier zu Robert Schweichel am 28. April 1907 hielt August Bebel in der Halle des Gemeindefriedhofs Schöneberg dem Freund die Gedenkrede und vom Schöneberger Arbeitergesangsverein vorgetragene Lieder umrahmten die Trauerfeier, als der Sarg heruntergelassen wurde.[6]
Werke
Novellensammlungen
In Gebirg und Thal (1864)
Jura und Genfer See (1865)
Im Hochland (1868)
Aus den Alpen (1870, 2 Bde.)
Italienische Blätter (1876, 3. Aufl. 1880)
Romane
Der Axtschwinger (1868, 3. Aufl. 1880)
Der Bildschnitzer vom Achensee (1873, 3 Bde.; 3. Aufl. 1876)
Die Falkner von St. Vigil (1881, 3 Bde.)
Der Krämer von Illiez (3. Aufl. 1882)
Der Wunderdoktor (3. Aufl. 1882)
Camilla (1886) u. a., sämtlich in Berlin erschienen.
Um die Freiheit, Roman aus den Bauernkriegen 1525 (1898)
In seinem Arbeitszimmer (1891)
Italienische Blätter (1877)
Artikel (Auswahl)
Das Verhältnis der Kapital- und Junkerpartei zu den Arbeitern. In: Demokratisches Wochenblatt. Beilage Nr. 44 vom 31. Oktober 1868.
Zum Gedächtniß Wilhelm Liebknechts. In: Die Neue Zeit. 19 Jg., 1900/1901, Bd. 2, S. 571 f.
Wilhelm Liebknecht als Schriftsteller. In: Die Neue Welt, 1900, S. 332
Wilhelm Liebknecht, ein Charakterbild. In: Illustrierter Neue Welt-Kalender für das Jahr 1902, S. 36
Literatur
Wilhelm Liebknecht: Robert Schweichel. (1900) In: Heinrich Gemkow: Wilhelm Liebknecht. Erinnerungen eines Soldaten der Revolution, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 300–308
(Karl Kautsky): (Robert Schweichel zum 80. Geburtage) 3. Juli 1901. In: Die Neue Zeit. 19. Jg. 1900/1901, Bd. 2, S. 418–419[7]
Erika Pick: Robert Schweichel. Von den Schweizer Novellen zum Bauernkriegsroman.Untersuchungen zur Stoff- und Heldenauswahl. Phil. Diss. Berlin 1961
Schweichel, Robert. In: Lexikon sozialistischer Schriftsteller Deutscher Literatur. Von den Anfängen bis 1945. Monographisch-biographische Darstellungen. Leipzig 1964, S. 457–460
Ursula Münchow: Arbeiterbewegung und Literatur 1860–1914. Aufbau Verlag, Berlin 1981
Christian Deutschmann: Sozialdemokratie und Literatur der Prosaautor Robert Schweichel (1821–1907). TU Berlin Mag. Arb. 1986
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 389–392.
Robert Schweichel und das "Demokratische Wochenblatt. In: Vom mühseligen Suchen und glückhaften Finden. Rückblicke und Erlebnisse von Marx-Engels-Forschern und Historikern der Arbeiterbewegung. Kolloquium anläßlich des 75. Geburtstages von Prof. Dr. Heinrich Gemkow am 28. Juni 2003 in Berlin. Teil II. Berlin 2003, S. 30–34
Ursula Herrmann: Schweichel, Robert (1821–1907). Vom Vorsitzenden des Königsberger Arbeitervereins in der Revolution 1848/49 zum Schriftsteller und Freund von Wilhelm Liebknecht und August Bebel. In: Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49. Hrsg. von Helmut Bleiber / Walter Schmidt / Susanne Schötz. Fides, Berlin 2003, S. 787–834
↑Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 389.
↑Zu Elise Schweichel siehe Ursula Herrmann: Elise Schweichel (1831–1912). Schriftstellerin und Sozialdemokratin im Ringen um Frauenemanzipation. Trafo, Berlin 2004, ISBN 978-3-89626-397-1 (vierseitige Kurzfassung als PDF).
↑Gisela Notz (Hrsg.): Wegbereiterinnen. Berühmte, bekannte und zu Unrecht vergessene Frauen aus der Geschichte, Verein zur Förderung der sozialpolitischen Arbeit e. V., Neu-Ulm, 2018, ISBN 978-3-945959-27-5. In diesem 390-seitigen Sammelband mit allen bisher in den Kalendern erschienenen Biografien sind die S. 38 und 39 Elise Schweichel gewidmet.
↑Ursula Herrmann: Elise Schweichel (1831–1912). Schriftstellerin und Sozialdemokratin im Ringen um Frauenemanzipation. Trafo, Berlin 2004, S. 118.
↑Ursula Herrmann: Elise Schweichel (1831–1912). Schriftstellerin und Sozialdemokratin im Ringen um Frauenemanzipation. Trafo, Berlin 2004, S. 119.
↑Ursula Herrmann: Elise Schweichel (1831–1912). Schriftstellerin und Sozialdemokratin im Ringen um Frauenemanzipation. Trafo, Berlin 2004, S. 119, S. 123.
↑versehentlich abgedruckt in: Franz Mehring: Aufsätze zur deutschen Literatur von Hebbel bis Schweichel, Berlin 1961, S. 455–456.