Rize (lasischრიზინიRizini) ist eine nordosttürkische Stadt am Schwarzen Meer und liegt am Fuße des Kaçkar-Gebirges, des östlichsten und höchsten Teils des Pontischen Gebirges in einer Höhe zwischen 5 und 160 Metern. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Rize und zugleich Zentrum eines direkt dem Gouverneur unterstellten Kreises, des zentralen Landkreises (Merkez).
Die Stadt liegt etwa 660 km Luftlinie östlich der Landeshauptstadt Ankara und 110 km von der georgischen Grenze (Batumi) entfernt.
Der Name könnte sich möglicherweise vom altgriechischen ῥίζαrhíza „Fuß eines Berges, (und daher) unter dem Berg“ herleiten.
Der zentrale Landkreis grenzt im Westen an den Kreis Derepazarı, im Südwesten an den Kreis Kalkandere, im Süden an den Kreis İkizdere, im Osten an den Kreis Güneysu und im Nordosten an den Kreis Çayeli.
Der Kreis gab 1987 (Schaffung des Kreises Güneysu) bzw. 1990 (Schaffung der Kreise Derepazarı und İyidere) etwa 45 % seines Territoriums (bezogen auf die Flächenangaben von 2014) an die drei neuen Kreise ab. Bezogen auf die Zahlen der 1985er Volkszählung waren dies 28,3 % der damaligen Kreisbevölkerung.[2]
Ende 2020 bestand der zentrale Landkreis neben der Provinzhauptstadt aus drei weiteren Belediye (Gemeinden): Salarha (2298), Muradiye (2652) und Kendirli (3023 Einw.). Des Weiteren gehören zum zentralen Landkreis noch 60 Dörfer (Köy) mit durchschnittlich 391 Bewohnern. Ambarlık (1431), Karasu (1028), Küçükçayır (1019), Veliköy (896), Pazarköy (823), Pekmezli (812) und Akpınar (798 Einw.) sind die größten Dörfer. Weitere 13 Dörfer haben ebenfalls mehr als Einwohner als der Durchschnitt.
Klima
Das gemäßigte Klima dieser Region ist mild und äußerst regenreich. Mit jährlichen Niederschlagsmengen von durchschnittlich 2268 mm pro Quadratmeter ist Rize die Stadt mit den meisten Niederschlägen der Türkei.
Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Rize sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[3]
Jahr
Provinz
Landkreis
Stadt
absolut
anteilig (%)
absolut
anteilig (%)
absolut
2018
348.608
40,49
141.143
73,08
103.145
2017
331.041
44,50
147.317
79,87
117.664
2016
331.048
44,02
145.739
78,80
114.838
2015
328.979
43,61
143.461
77,52
111.212
2014
329.779
42,83
141.250
76,04
107.405
2013
328.205
42,40
139.150
75,45
104.991
2012
324.152
43,66
141.524
73,84
104.508
2011
323.012
43,16
139.416
73,27
102.145
2010
319.637
42,91
137.143
72,46
99.380
2009
319.569
42,29
135.148
71,41
96.503
2008
319.410
41,36
132.123
69,56
91.904
2007
316.252
42,14
133.258
71,14
94.800
Volkszählungsergebnisse
Zu den Volkszählungen liegen folgende Bevölkerungsangaben über die Stadt, den Kreis, die Provinz und das Land vor:[4]
Bevölkert wird der östliche Teil der Provinz vor allem vom südkaukasischen Volk der Lasen, die schon im 16. Jahrhundert vom georgisch-orthodoxen Glauben zum Islam übertraten und heute überwiegend in das türkische Staatsgefüge integriert sind.
Das historisch älteste Bauwerk in der Innenstadt ist die Rize Kalesi (Burg von Rize) mit der teilweise noch bis zum Strand verlaufenden Mauer. Die Anlagen sind um 550 n. Chr. zu Zeiten von Justinian I. zum Schutz gegen die Perser erbaut worden und sind teils noch in einem guten Zustand.
Außerhalb der Innenstadt befinden sich viele andere, meist kleinere Burganlagen.
Weitere historisch bedeutende Bauwerke aus der osmanischen Zeit in der Innenstadt sind einige Moscheen.
Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung
Zu byzantinischen Zeiten war Rize bekannt für seine Textilprodukte aus Leinen und Hanffasern. Sie sind in der Türkei heute noch bekannt unter dem Namen Rize Bezi (Rize-Tuch). „… besonders aber gestickte Kleider und buntfärbige Zeuge aus Leinen von Rhizäum besaßen einen hohen Grad von Kunstfertigkeit“ beschrieb der österreichische Orientalist Jakob Philipp Fallmerayer über die Zeiten des Kaisertums Trapezunt.[6] Vermutlich geht diese Kunstfertigkeit noch weiter zurück bis in die vorchristlichen Zeiten der Kolchis, die sehr berühmt für ihre Produkte aus Leinwand-Gewebe waren.
Mit der Zunahme der Massenproduktion in der Textilindustrie der Türkei seit den 1980er Jahren haben jedoch die meisten Handwerkstätten in Rize schließen müssen.
Die im Jahre 2006 gegründete Recep-Tayyip-Erdoğan-Universität hat ihren Sitz sowie den Hauptcampus in der Stadt Rize. Einige Bereiche befinden sich in den Provinzbezirken Pazar, Ardeşen, Fındıklı und Güneysu.
Der Rize-Tee, inklusive Anbau, Bearbeitung und Vermarktung, ist die Haupteinkommensquelle der Stadt und auch der Provinz Rize.
Der größte Arbeitgeber der Stadt und der Provinz Rize ist Çay İşletmeleri Genel Müdürlüğü (Çaykur – Generaldirektion für Teebetriebe) mit Hauptsitz in der Stadt Rize. Dieses staatliche Unternehmen wurde 1982 gegründet und hat das vorherige staatliche Unternehmen Çay Kurumu Genel Müdürlüğü (Generaldirektion für Teebehörde) übernommen. Çaykur beschäftigt überwiegend in den Provinzen Rize, Trabzon und Artvin in über 50 Standorten (meist Teefabriken) ca. 16.500 Mitarbeiter.[7]
Çaykur ist der größte Hersteller für Teeprodukte in der Türkei. Neben Çaykur haben auch viele private Unternehmen wie Unilever-Lipton, Doğuş Çay und viele andere ihre Teebetriebe in und um Rize.
Sehenswürdigkeiten
Rize Kalesi (Burg von Rize)
Çaykur Teemuseum
Rize Ziraat Parkı - Botanik Çay Bahçesi (Rize botanischer Teegarten)
Rize Şahin Tepesi (Aussichtshügel über der Stadt)
Anzer Yaylası (Anzer Alm)
Zilkale (oder auch Zil Kalesi - Burg von Zil)
Rize Atatürk Evi Müzesi (Atatürkhaus-Museum)
Rize Müzesi
Sport
Der Fußballverein Çaykur Rizespor spielt aktuell (Saison 2018/19) in der höchsten türkischen Fußball-Liga, der Süper Lig. Die Heimspiele finden im Çaykur Didi Stadı statt.