Nach der Ermordung des deutschen Gesandten Freiherr Clemens von Ketteler am 20. Juni 1900 in Peking während des sogenannten chinesischen „Boxeraufstands“ engagierte sich das Deutsche Reich – im Rahmen einer Kooperation von acht Staaten (bestehend aus dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Österreich-Ungarn, Russland und den USA) – an dessen Niederschlagung. Im Sommer 1900 wurde die Kurfürst Friedrich Wilhelm als Flaggschiff von Konteradmiral Richard von Geißler gemeinsam mit ihren Schwesterschiffen Brandenburg, Weißenburg und Wörth der Brandenburg-Klasse der I. Division des Ersten Linienschiffsgeschwaders und dem Kleinen Kreuzer Hela nach Ostasien entsandt.[2] Von Kiel und Wilhelmshaven aus lief der Verband am 9. bzw. 11. Juli nach Gibraltar aus, passierte den Sueskanal und erreichte am 19. August Singapur und am 28. August Hongkong. Anschließend beteiligte er sich an der Blockade der chinesischen Marine bei Shanghai. Am 15. Februar 1902 übergab Vizeadmiral Felix von Bendemann in Singapur Geißler die Führung des kaiserlichen Ostasiengeschwaders. Sein Vertreter wurde Friedrich von Baudissin, Kommandant des KreuzersHansa. Ab dem 28. April 1902 befuhr Geißler an Bord des Kleinen KreuzersThetis den Jangtsekiang über Nanking bis Hankau, „um Flagge zu zeigen“. Am 15. Mai lief die ThetisTsingtau an und kehrte anschließend nach Singapur zurück. Am 1. September 1902 lief er mit dem Flaggschiff Fürst Bismarck und einem Kreuzer Chemulpo in Korea an.[3] 1903 besuchte Geißler den japanischen Kaiser Mutsuhito und im August die russische Pazifikflotte in Wladiwostok. Am 15. November 1903 übernahm Konteradmiral (ab 1904: Vizeadmiral) Curt von Prittwitz und Gaffron das Kommando des Geschwaders.
Erinnerungsalbum des Konteradmirals Richard von Geißler (1848–1922) über seinen Einsatz in Ostasien, Juli 1900 – August 1901. Mit Bandschnalle mit China-Denkmünze und Zentenarmedaille, 12 mont. Photographien, einigen Telegrammen, Briefen und Postkarten sowie zahlreichen montierten Zeitungsausschnitten. 16 Blatt (https://de.zisska.de/section/handschriften-buecher/page/126).
Literatur
Deutscher Hausschatz, 26. Jahrgang 1899/1900, Nr. 44, S. 827–828. Mit Porträtfotografie.
Adress-Buch des Deutschen Kiautschou-Gebiets, Tsingtau 1902. Otto Rose, Tsingtau, S. 18: Kreuzergeschwader. Flaggschiff: S.M.S. „Fürst Bismarck“. Vize-Admiral Geissler; S. 19: Kommandant: Kapitän zur See Friedrich (mit Auflistung sämtlicher Offiziere); S. 20: S.M.S. „Thetis“. Kommandant: Fregattenkapitän von Semmern.
Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die Deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, Band 5. Mundus Verlag, Ratingen 1993.
Markus A. Denzel (Hrsg.): Jahrbuch für europäische Überseegeschichte 9. Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden 2009, S. 153, Anm. 90 (https://www.uni-bamberg.de › jahrbuch-fuer-europaeische-ueberseegeschichte)
Jürgen Prommersberger: Seeschlachten des 1. Weltkriegs 1914–1918: Der Kampf um die Ostsee. Regenstauf 2016.
↑Besatzung: 91 Offiziere einschl. Ärzte, Ingenieure, Zahlmeister; 1522 Matrosen, 789 Heizer, in: J. Seibert: Der Krieg in China 1900-1901. A. Schröder, Berlin 1903
↑Horace N. Allen: A Chronological Index. Some of the Chief Events in the Foreign Intercourse of Korea, Supplement to Chronical Index. Seoul, Korea, Press of Methodist publishing house 1901, S. 12 (online)
↑Militär-Wochenblatt, 39. Jahrgang, Band 1, Nr. 9. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1904, S. 21