Ria Ressel kam 1885 in Reichenberg in Böhmen als Tochter von Wilhelm Ressel und seiner Gattin Anna, geb. Gruner, zur Welt.[1] Sowohl ihr Vater als auch ihr Großvater Josef Ressel waren schriftstellerisch tätig. Die Kunst prägte somit schon früh ihre Kindheit. Infolgedessen sammelte sie ihre ersten Erfahrungen an der Bühne bereits als Jugendliche in Dresden, wo sie von der ehemaligen Hofschauspielerin Maria Weinert ausgebildet wurde. 1904 folgte ein erstes Engagement am Stadttheater Liegnitz. Die positiven Eindrücke, die sie dort hinterließ, und ihre Popularität ermöglichten ihr im Frühjahr 1906 einige Gastspiele am Königlichen Schauspielhaus in Berlin, wo sie unter anderem als Gretchen in Goethes Faust zu sehen war. Dies führte wiederum zu einer Verpflichtung an die Königlichen Hoftheater in Wiesbaden und Berlin. Die ersten drei Jahre verbrachte sie in Wiesbaden und gab gelegentliche Gastspiele in Berlin, wohin sie schließlich 1909, möglicherweise auf Vermittlung Kaiser Wilhelms II., endgültig berufen wurde.
„Ria Reßel ist schon äußerlich wie geschaffen zur Verkörperung jugendlicher Liebhaberinnen des klassischen Dramas. Drei wichtige Verbündete stehen ihr bei: Jugend, Schönheit und Temperament. (…) Ria Reßels Domäne ist (…) das klassische Schauspiel: Goethe, Schiller, Lessing, Grillparzer, Shakespeare. Die Julia gehört zu ihren Glanzleistungen.“
– Oscar Meyer-Elbing: Ria Ressel. In: Bühne und Welt. Jahrgang 12, 1909, S. 421–425 (online).
Im Juli 1912 heiratete sie den österreichischen Hauptmann a. D. Franz Beran,[2] blieb allerdings weiterhin als königliche Hofschauspielerin in Berlin aktiv, von wo aus sie auch gelegentliche Gastspiele unternahm.[3] Nach Beendigung ihres Engagements in Berlin folgten weitere Auftritte, etwa ein vielbeachteter Ria-Ressel-Abend in Leitmeritz.[4]
Zwischen 1921 und 1923 war sie regelmäßig auf Prager Bühnen zu sehen, wobei sie ihr Repertoire zunehmend auf Komödien verlagerte, so in Der Werwolf, worin auch der junge Paul Hörbiger in einer kleineren Rolle zu sehen war.[5]
Mit einem eigenen Lustspiel-Ensemble unternahm sie schließlich in den Jahren 1927 und 1929 einige Tourneen durch die Tschechoslowakei und gastierte u. a. in Pilsen.[6] Besonders häufige Erwähnung finden zu dieser Zeit die Aufführungen der Abenteuerkomödie Eine galante Nacht. In den 1930er-Jahren wandte sich Ria Ressel von der Bühne ab und wurde im Radio[7][8] und als Synchronsprecherin[9] aktiv. Diese Tätigkeit lässt sich bis ins Jahr 1938 nachweisen.