Vorsänger oder Schola singen den Text des Kehrverses und einen oder mehrere weitere Verse, die Versammlung antwortet jeweils mit dem ganzen Kehrvers oder einem Teil, dem Responsum. Der Text des Responsums ist entweder dem Psalm selbst entnommen oder bringt ein Leitmotiv des liturgischen Kontextes zum Ausdruck; auch das Halleluja wird zu bestimmten Zeiten als Responsum gesungen. Ein auf diese Weise responsorial gesungener Text (psalmus responsorius) ist die ursprüngliche Form der gemeindlichen Antwort auf die Lesungen im Stundengebet und in der heiligen Messe und seit dem 4. Jahrhundert belegt.[2] Zu den responsorialen Gesängen einer heiligen Messe zählen das Graduale und der Ruf vor dem Evangelium.
Im Laufe der Liturgiegeschichte ist das Responsorium verkürzt und verändert worden, so dass es kaum noch den ursprünglichen Psalm erkennen lässt. So ist beim Ruf vor dem Evangelium neben dem Halleluja lediglich ein Vers übriggeblieben. Auch im Stundengebet ist es zum Responsorium breve bzw. zum Versikel geschrumpft, in der heiligen Messe wurde es im Zuge der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil als Antwortpsalm wiederhergestellt. Die Langform, das Responsorium prolixum mit melismatischen Elementen, findet sich im aktuellen Stundenbuch beim Nachtoffizium.
Eine verwandte, aber andere Art des Wechselgesangs ist das antiphonale Singen.
Der deutsche Komponist Max Reger komponierte für die Lutherische Kirche in den USA eine 1914 erstmals veröffentlichte Sammlung von 20 Responsorien für verschiedene Anlässe, darunter Begräbnisse und unterschiedliche Feste im Laufe des Kirchenjahres.
Schreibweise
Der Psalmvers (Versikel) wird in den liturgischen Büchern mit ℣ (U+2123) gekennzeichnet, die Antwort (das Responsum) mit dem Symbol ℟ (U+211F).
V: Vínea méa elécta, égo te plantávi:
Quómodo convérsa es in amaritúdinem, ut me crucifígeres,
et Barrábam dimítteres?
A: Vínea méa elécta, égo te plantávi:
Quómodo convérsa es in amaritúdinem, ut me crucifígeres,
et Barrábam dimítteres?
V: Sepívi te, et lápides elégi ex te,
et aedificávi túrrim.
A: Quómodo convérsa es in amaritúdinem, ut me crucifígeres,
et Barrábam dimítteres?
V/A: Vínea méa elécta, égo te plantávi:
Quómodo convérsa es in amaritúdinem, ut me crucifígeres,
et Barrábam dimítteres?
V: Mein auserwählter Weinberg, ich habe dich gepflanzt.
Wie hast du dich in Bitterkeit verkehrt, dass du mich kreuzigtest
und den Barrabas freigabst?
A: Mein auserwählter Weinberg, ich habe dich gepflanzt.
Wie hast du dich in Bitterkeit verkehrt, dass du mich kreuzigtest
und den Barrabas freigabst?
V: Umzäunt habe ich dich
und die Steine für den Turmbau bei dir gesammelt.
A: Wie hast du dich in Bitterkeit verkehrt, dass du mich kreuzigtest
und den Barrabas freigabst.
V/A: Mein auserwählter Weinberg, ich habe dich gepflanzt.
Wie hast du dich in Bitterkeit verkehrt, dass du mich kreuzigtest
und den Barrabas freigabst.