Die 84. Rallye Monte Carlo war der erste von 13 FIA-Weltmeisterschaftsläufen 2016, sie fand vom 21. bis zum 24. Januar 2016 statt. Insgesamt wurden 16 Wertungsprüfungen gefahren auf Asphalt, Eis und Schnee.
Im Vorfeld der Rallye Monte Carlo kündigte der Automobilclub von Monaco (ACM) eine umfangreich modifizierte Route an.
Am Mittwoch vor der Rallye gab es eine neu abgesteckte Trainings-Prüfung für die WRC-Fahrer. Diese war 3,33 Kilometer lang und befand sich in Gap, der Heimatstadt des dreimaligen WRC-Weltmeisters Sébastien Ogier. Auch der Service-Park wurde, wie schon in den Jahren 2014 und 2015, in Gap eingerichtet. Dass dort auch der Shakedown stattfand, war neu.
Am Donnerstagabend begann die Rallye 2016 mit den Prüfungen Entrevaux – Rouaine und Barles – Seyne les Alpes. Am Freitag ging es, wie schon 2015, in die Region nördlich von Gap. Dort standen die Prüfungen Corps – La Salle en Beaumont, Aspres les Corps – Chauffayer und Les Costes – Chaillol jeweils zweimal auf dem Programm. Der Samstag war der längste Wettbewerbstag. Er umfasst mehr als die Hälfte der gesamten Wertungsprüfungskilometer der gesamten Rallye. Zunächst wurden zwei Prüfungen zweimal befahren: Die «Königsprüfung» Lardier et Valenca – Faye (51,17 Kilometer) sowie Saint Leger les Melezes – La Baatie Neuve (17,03), bevor es zurück ins Fürstentum Monaco ging, wo die 36,35 Kilometer lange Prüfung Sisteron – Thoard den Tag abschloss. Am Schlusstag standen zunächst die Prüfungen Col de l’Orme – Saint-Laurent, La Bollene – Vesubie Peira Cava auf dem Terminplan. Dabei ging es über den Col de Turini, bevor die bereits zuvor befahrene Wertungsprüfung Col de l’Orme – Saint Laurent ein zweites Mal gefahren wurde. Bei der abschließenden Überfahrt trug man die Power-Stage aus.[1]
Berichte
1. Tag (Donnerstag, 21. Januar)
Pünktlich um 20:18 Uhr erfolgte der Start zur ersten Wertungsprüfung der WRC-Saison 2016. Sébastien Ogier (Volkswagen) fuhr die Bestzeit in der ersten Nachtprüfung der Rallye Monte Carlo. Der amtierende Weltmeister nahm als Erster die 21,25 Kilometer lange Strecke "Entrevaux – Val de Chalvagne – Rouaine" unter die Räder. In diesem Fall war dies ein Vorteil und nicht wie sonst ein Nachteil, denn statt die Straße sauber fahren zu müssen und dabei Zeit zu verlieren, wurde mit jedem weiteren startenden Fahrer in den Kurven Schneematsch auf die Ideallinie geschleudert. In einigen Kurven gab es außerdem auch etwas Glatteis.
Kris Meeke (Citroën) büßte in WP1 rund vier Sekunden auf Ogier ein und er war nicht ganz zufrieden, da durchaus auch der erste Rang möglich gewesen wäre. Allerdings drehte sich Meeke in einer der vielen Spitzkehren auf dem Kurs. Als Dritter kam Andreas Mikkelsen (Volkswagen) ins Ziel, gefolgt vom dritten Polo mit Jari-Matti Latvala hinter dem Steuer. Bester Hyundai war nach WP1 Thierry Neuville als Fünfter mit elf Sekunden Rückstand.
Die zweite Wertungsprüfung wurde auf der Strecke "Barles – Seyne" ausgetragen. Diese WP wurde zum ersten Mal seit 1983 wieder befahren, allerdings in der entgegengesetzten Fahrtrichtung. Es ging auf knapp 1500 Höhenmeter hinauf und über den Pass Col du Fagnet. Die Straßen waren meist vereist und die zweite Wertungsprüfung war weitaus schwieriger als die erste WP.
Meeke stand als Fünfter an der Startlinie und er war im Ziel deutlich schneller als das Volkswagen-Trio. Er distanzierte Ogier mit 6.9 und Mikkelsen mit 20 Sekunden in der Gesamtwertung. Bei der Zwischenzeit lag Latvala auf dem ersten Platz, doch überfuhr er ein Hindernis und die Radaufhängung war gebrochen. Dadurch rutschte er auf den siebten Platz ab. Auf dem vierten Rang lag Neuville mit dem neuen Hyundai i20, nach Fahrten auf Sicherheit, wie er selber sagte.
„Die erste Prüfung war in Ordnung, der Grip war gut. Die zweite war anders, viel vereister.“
Der Freitag war geprägt vom Duell zwischen Sébastien Ogier (Volkswagen) und Kris Meeke (Citroën). Insgesamt sechs Wertungsprüfungen standen in der Nähe der französischen Stadt Gap auf dem Programm. Ogier erzielte vier Bestzeiten, Meeke deren zwei. Nach der siebten Wertungsprüfung ging Meeke in Führung, doch bei der letzten WP des Tages holte sich Ogier die Spitzenposition zurück. Nach acht von insgesamt 16 Wertungsprüfungen führte Ogier mit 9,5 Sekunden Vorsprung auf Meeke.
Vizeweltmeister Jari-Matti Latvala (Volkswagen) war mit 1:08 Minuten Rückstand Dritter. Nach eigener Aussage kann er nicht mehr um den Sieg kämpfen. Ziel ist nun, einen Podestrang zu erreichen.
Schwierig gestaltete sich die Rallye für Hyundai. Am Vormittag war die Abstimmung zu weich und Thierry Neuville sowie Dani Sordo hatten mit dem Handling der Autos Mühe. Nach einem Umbau im Mittagsservice stellte sich die Reifenwahl am Nachmittag als falsch heraus. Neuville lag mit 1:47 Minuten Rückstand auf Platz fünf und Sordo hatte als Siebter schon drei Minuten Rückstand im Gesamtklassement. Hayden Paddon, der noch das alte Modell i20 fuhr, hatte schon in WP3 einen Unfall, nachdem er das Auto stehen lassen musste.
Auch für Robert Kubica (Ford) war der Tag früh beendet. Schon in der ersten Wertungsprüfung des Tages rutschte er untersteuernd von der eisigen Straße und prallte bei langsamer Geschwindigkeit gegen einen Baum. Als Elfyn Evans (Ford) an der Unfallstelle vorbei kam touchierte er den Fiesta RS WRC von Kubica mit der linken Seite seines Autos. Die Kollision hatte außer einer Beule keine Auswirkungen auf das Fahrverhalten von Evans Auto.
Bester Ford-Pilot war M-Sport-Rückkehrer Mads Østberg, der mit mehr als zwei Minuten Rückstand den sechsten Platz hielt. Østberg hatte am Nachmittag Abstimmungsprobleme mit dem für ihn neuen Auto.
Auf den Positionen acht bis zehn rundeten Stéphane Lefebvre (Citroën), Bryan Bouffier (Ford) und Ott Tänak (Ford) die ersten Zehn Ränge ab. Tänak konnte nach einem Überschlag weiterfahren bis ins Ziel.
„Wenn ich es in die Top 3 schaffe, dann wäre ich zufrieden. Wenn ich Vertrauen habe, greife ich an. Wenn nicht, dann gehe ich vom Gas.“
Im Laufe der fünf Wertungsprüfungen über insgesamt 174 gezeitete Kilometer nahm Sébastien Ogier Konkurrent Kris Meeke Zeit ab. Bis zum Mittagsservice war Meekes Rückstand auf eine halbe Minute angewachsen. Am Nachmittag kam der Ausfall für Meeke. In der Wertungsprüfung 12 überfuhr Meeke einen großen Stein, der mitten auf der Fahrbahn lag und er riss sich dabei einen Teil des Unterbodenschutzes ab. Der Schlag war so heftig, dass das Getriebe des Autos beschädigt wurde.
Hinter dem Weltmeister entwickelte sich im Laufe des Tages ein Duell zwischen Andreas Mikkelsen und Thierry Neuville. Am Vormittag pokerte Mikkelsen bei der Reifenwahl richtig und stellte in WP10 die Bestzeit auf. Am Nachmittag zeigte dann der neue Hyundai erstmals sein Potenzial auf. Neuville markierte in den Wertungsprüfungen 12 und 13 die schnellste Zeit. Somit übernachtet Mikkelsen zwar als Zweiter, aber Neuville hatte nur 12,5 Sekunden Rückstand auf den Volkswagen-Fahrer.
Nicht mehr dabei war Jari-Matti Latvala. Er beschädigte sich in WP11 bei einem Ausrutscher die linke Vorderradaufhängung. Latvala konnte den Schaden zwar notdürftig reparieren, doch er kam zu spät zur zwölften Wertungsprüfung und musste in den Service-Park fahren. Da das Rallye-2-Reglement bei der Rallye Monte Carlo nicht angewendet wurde, durfte er am Sonntag nicht mehr an den Start gehen.
„Platz drei wäre für das Team sehr gut. Ich lerne das Auto kennen und suche die Balance. Dieses Auto hat viel Potenzial!“
Mit der maximalen Punktezahl von 25 für den Sieg und drei Punkten für den Gewinn der Power-Stage hatte Sébastien Ogier die Rallye Monte Carlo zum dritten Mal in Folge gewonnen. Sein Teamkollege Andreas Mikkelsen stieg als Zweiter auf das Podest der ersten Drei. Trotz technischen Problemen kam Thierry Neuville (Hyundai) auf den dritten Rang.
M-Sport-Pilot Mads Østberg holte am Ende den vierten Rang. Große Zwischenfälle gab es nicht, aber schnelle Zeiten waren von Østberg auch nicht zu sehen. Østberg war mit neuem Beifahrer unterwegs. Ola Fløne kam von Mikkelsen zu Østberg ins Auto und bei Mikkelsen nahm Anders Jæger zum ersten Mal Platz auf dem Sozius.
Als Fünfter war Nachwuchsfahrer Stéphane Lefebvre der beste Citroën-Fahrer im Ziel. Ott Tänak (Ford) war mit seiner Reifenmarke nicht konkurrenzfähig und überquerte, hinter Dani Sordo (Hyundai), als Achter die Ziellinie.
„Außerdem ist es ein Erfolg des Teams, denn meine Eisspione haben perfekt gearbeitet.“
In der WRC2-Klasse fuhr Elfyn Evans mit dem überarbeiteten Ford Fiesta R5 souverän zum Klassensieg. Armin Kremer (Škoda) ist am Sonntag noch von Esapekka Lappi (Škoda) überholt worden. Da Lappi aber nicht für die WRC2 gemeldet war, belegte Kremer den zweiten Rang in der Gesamtwertung dieser Klasse. In der Gesamtwertung aller Klassen kam Kremer auf den zehnten Rang und gewann einen Weltmeisterschaftspunkt für das WRC-WM-Gesamtklassement.
Meldeliste
Nicht als WRC, WRC-2 und WRC-3 gemeldete Fahrzeuge wurden in dieser Liste nicht erfasst.
Das Punktesystem für die ersten zehn Fahrer ist 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1. Für die Power-Stage erhalten die drei schnellsten Fahrer jeweils 3-2-1 Bonuspunkte für die Fahrer-Weltmeisterschaft.