F-reicher, büscheliger Rabbittit neben hellgrünen Schröckingerit-Täfelchen aus der Grube Uranus bei Kleinrückerswalde (Annaberg-Buchholz), Erzgebirgskreis, Sachsen (Sichtfeld: 3,5 mm)
Rabbittit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt nach der c-Achse nadelig gestreckte Kristalle, die meist zu büscheligen oder radialstrahligen Mineral-Aggregaten zusammentreten. Das Mineral ist durchscheinend und von hellgrüner bis gelbgrüner Farbe mit einem seidenähnlichen Glanz auf den Oberflächen.
Erstmals entdeckt wurde Rabbittit durch Mary E. Thompson und Alice Mary Weeks, als sie im Juli 1952 die „Lucky Strike Mine No. 2“ im Bergbaubezirk San Rafael innerhalb des Emery Countys in Utah (USA) zusammen mit anderen Geologen der United States Geological Survey (USGS) besichtigten. Zusammen mit Alexander M. Sherwood beschrieben die beiden das Mineral 1955 und benannten es nach dem amerikanischen Geologen und damaligen Leiter der USGS-Abteilung „Spurenelemente“ John Charles Rabbitt (1907–1957).
Im zuletzt 2018 überarbeiteten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. V/F.04-030. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Nitrate, Carbonate und Borate“ und dort der Abteilung „Uranylcarbonate [UO2]2+–[CO3]2−“, wo Rabbittit zusammen mit Albrechtschraufit, Línekit, Sharpit und Urancalcarit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer V/F.04 bildet.[8]
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Rabbittit in die neu definierte Klasse der „Carbonate und Nitrate“ (die Borate bilden hier eine eigene Klasse) und dort in die Abteilung der „Uranylcarbonate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis zwischen der Uranylverbindung [UO2]2+ und dem Carbonat-Anionen-Komplex [CO3]2−, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2 : CO3 = 1 : 4“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 5.ED.25 bildet.
Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Rabbittit wie die veraltete Strunz’sche Mineralsystematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Carbonate – Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 16b.07.03 innerhalb der Unterabteilung „Carbonate - Hydroxyl oder Halogen“ zu finden.
Außer an seiner Typlokalität „Lucky Strike Mine No. 2“ und der nahe gelegenen „Lucky Strike“ im Bergbaubezirk San Rafael im Emery County wurde Rabbittit in den Vereinigten Staaten noch in der „Hideout Mine“ im Bergbaubezirk Deer Flat (White Canyon) im San Juan County sowie in der Little Eva Mine bei Yellow Cat Mesa im Grand County in Utah entdeckt.
In Deutschland fand sich das Mineral bisher nur in der Grube Uranus bei Kleinrückerswalde (Annaberg-Buchholz) und im aufgelassenen Schacht 306 bei Erla-Crandorf im Erzgebirgskreis sowie einer Ag-Cu-Pb-Vererzung bei Bärenhecke im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen.
Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Grube Elias und der Schacht Barbora bei Jáchymov (Sankt Joachimsthal) in Tschechien sowie die Nickel-Uran-Lagerstätte oder auch „Fünf-Metall-Formation“ (englisch five metal formation) „Beloretschensk“ etwa 60 km südlich der gleichnamigen Stadt und 25 km westlich von Maikop der zum Föderationskreis Südrussland gehörenden Republik Adygeja (Stand 2022).[11]
Aufgrund der Toxizität und der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Rabbittit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen, aufbewahrt werden. Ebenso sollten eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.
Literatur
Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band39, 1954, S.1037–1039 (englisch, rruff.info [PDF; 198kB; abgerufen am 15. April 2022]).
Mary E. Thompson, Alice Mary Weeks, Alexander M. Sherwood: Rabbittite, a new Uranyl Carbonate from Utah. In: American Mineralogist. Band40, 1955, S.201–206 (englisch, minsocam.org [PDF; 360kB; abgerufen am 15. April 2022]).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.321 (englisch).
↑ abcd
Rabbittite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 67kB; abgerufen am 15. April 2022]).
↑ abcdRabbittite. In: www.mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 15. April 2022 (englisch).
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Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.