Der 6. Psalm ist ein Psalm Davids und steht traditionell in der Reihe der sieben Bußpsalmen. Heute wird der Psalm in die Reihe der Klagelieder eingeordnet.
Seitdem wird der Psalm aber nach Hermann Gunkel eher in die Reihe der Individualklagelieder eingeordnet[3] und zuweilen in dieser Einordnung als „Krankenpsalm“ präzisiert.
Gliederung
In der Forschung gibt es sehr viele unterschiedliche Ansätze zur Gliederung des Psalmens. Der Alttestamentler Antonius Kuckhoff hat all diese Ansätze zusammengetragen.[4] Diese sind:
Der erste Vers ist nur Einleitungsvers und wird daher nicht in die Gliederung miteinbezogen.
Anmerkungen
Überschrift (Vers 1)
Die Psalmüberschrift kann verschieden gedeutet werden[5]:
Als Hinweis für den Chorleiter
für die musikalische Aufführung (Saitenspiel)
eschatologisch in Hinblick auf die Endzeit (das legt die möglicherweise falsche Übersetzung der Septuaginta nahe)
Besonders der Scholastik wurde gerne hervorgehoben, dass die Zahl Acht in der Bibel häufig vorkomme. Zum Beispiel die Beschneidung nach acht Tagen oder acht Überlebende der Sintflut.
Auslegungsgeschichte
Für Martin Luther ist der 6. Psalm sehr wichtig. Anhand dessen stellt er verschiedene zentrale Punkte seiner Theologie fest:
Die Feindschaft der Feinde solle nicht von den Feinden angenommen werden, sondern von Gott. Wer die Menschen ansehe, werde ungeduldig
Der Betende solle sich vor dem Zorn Gottes fürchten und bitten, dass er gestraft werden möge als ein Kind Gottes
Nur wer sich für verloren halte, könne die Hilfe Gottes empfangen.
Rezeption
In der Benediktsregel heißt es: „Zur Prim am Montag singt man drei Psalmen, nämlich Psalm 1, Psalm 2 und Psalm 6.“ Heinrich Schütz vertonte diesen Psalm in seinen Psalmen Davids unter dem Ach, Herr, straf mich nicht SWV 24. Der Psalm bildete die Grundlage für Johann Georg Albinis Choral Straf mich nicht in deinem Zorn (1686, Auszug; EKG 176). Der französische Komponist Henry Desmarest verarbeitete den Psalm mit den Domine ne in furore in seinem Werk Grands Motets Lorrains.
Literatur
Antonius Kuckhoff: Psalm 6 und die Bitten im Psalter: ein paradigmatisches Bitt- und Klagegebet im Horizont des Gesamtpsalters (= Bonner biblische Beiträge. Band160). V&R unipress, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-776-1.
Hans-Christian Knuth: Zur Auslegungsgeschichte von Psalm 6 (= Beiträge zur Geschichte der biblischen Exegese. Band11). Mohr Siebeck, Tübingen 1971, ISBN 3-16-131551-0.
Weblinks
Commons: Psalm 6 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Beispielsweise von Gregor dem Großen, In septem Psalmos Paenitentialis; Alkuin, Expositio in Psalmos Poenitentialis; Cassiodor, Expositio in Psalmorum; Martin Luther, Dictata super Psalterium und Operationes in Psalmos
↑Kuckhoff: Psalm 6 und die Bitten im Psalter. 2011, S.14f.
↑Hermann Gunkel: Die Psalmen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1986, S.21.
↑Kuckhoff: Psalm 6 und die Bitten im Psalter. 2011, S.37ff.