Providencia ist zudem eine Gemeinde (municipio), zu der auch die Nachbarinsel Santa Catalina gehört. Der Hauptort (cabecera municipal) ist Santa Isabel.
In letzter Zeit ist die Zahl der Touristen auf der Insel deutlich gestiegen, da sich ihr Ruf, ein Taucher- und Schnorchelparadies zu sein, immer weiter verbreitet.
Amtierender Bürgermeister (2020) ist Jorge Norberto Gari Hooker.
Im Norden der Insel liegt der Naturpark Providencia mit 995 Hektar Fläche, davon 905 im Meer. Der Park besteht aus geschützten Korallenbänken, Mangroven, dem Mac-Bean-See und den kleinen vorgelagerten Atollen Tres Hermanos (spanisch Drei Brüder) und Cangrejo (spanisch Krebs).
Geologie
Providencia besteht aus Vulkangestein. Die Insel ist von Norden nach Süden von einer Bergkette durchzogen, die eine Höhe von 360 Meter erreicht. Dieser höchste Punkt wird El Pico (spanisch der Gipfel) genannt. An seinen Hängen befinden sich einige für die Bevölkerung wichtige Süßwasserquellen.
Bevölkerung
Die Gemeinde Providencia hat 6411 Einwohner, von denen 3587 im Hauptort Santa Isabel leben (Stand: 2022).[4] Die Insel hat laut Studien des Instituts für menschliche Genetik der Universidad Javeriana viele demographische Veränderungen hinter sich. Die beiden Volkszählungen Cabrera 1980 und DANE 1993 ergaben ein Durchschnittsalter von 30 Jahren in der Bevölkerung. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Afroantillanern.
Sprachen
Landessprache ist Spanisch. Aber Englisch dient zudem als Verkehrs-, Handels-, Geschäfts- und Bildungssprache.
Geschichte
Die zwischen 1498 und 1502 entdeckte Insel wurde 1630 von englischen Puritanern besiedelt und war damit eine der ersten englischen Kolonien in der Neuen Welt. Die Siedler stammten aus England und von den Bermuda-Inseln und waren von der Providence Island Company dorthin entsandt worden. Bedeutung erlangte die Insel aber nicht so sehr wegen der dort angelegten und von Sklaven bewirtschafteten Plantagen, sondern weil sie sich aufgrund ihrer Nähe zum spanisch beherrschten amerikanischen Festland und des hervorragenden natürlichen Schutzes durch ein sie umgebendes Riff hervorragend als Ausgangsbasis für Freibeuter eignete, die von hier aus Überfälle auf spanische Schiffe und Häfen durchführten.[5]
Um den englischen Freibeutern diese Basis zu entziehen, unternahmen die Spanier – nach zwei fehlgeschlagenen Versuchen in den Jahren 1635 und 1640–1641 erneut eine Flottenexpedition zur Rückeroberung der Insel. Gegen die deutlich überlegene spanische Invasionsstreitmacht, die im Mai 1641 auf der Insel angelandet wurde, konnten sich ihre englischen und holländischen Verteidiger nicht lange behaupten. Nachdem sie sich ergeben hatten, wurden sie von den Spaniern schließlich von der Insel weggeschafft und eine spanische Garnison eingerichtet. Die konstante Vernachlässigung der Garnison und der Inselbefestigungen in den folgenden Jahrzehnten erlaubte es schließlich dem Freibeuterkapitän Edward Mansfeldt (auch Mansveldt oder engl. Mansfield; † 1667) die Insel im Mai 1666 im Handstreich zu erobern. Mansfeldt, der auf eigene Initiative gehandelt hatte und mit dieser Aktion vor allem auch eine bisher erfolglos verlaufene Kaperfahrt zu einem doch noch erfolgreichen Abschluss bringen wollte, brachte den Großteil der spanischen Einwohner von der Insel weg, richtete eine kleine Garnison ein und verließ sie danach wieder in Richtung Jamaika.[5]
Die Insel sollte aber nur 83 Tage lang in erneutem englischen Besitz bleiben. Noch bevor ihre Garnison vom Gouverneur von Jamaika, Thomas Modyford († 1679), der ihre Eroberung quasi nachträglich legalisiert hatte, verstärkt werden konnte, war sie im August 1666 von einer vom mittelamerikanischen Festland ausgesandten spanischen Streitmacht zurückerobert worden. 1670 wechselte die Insel abermals den Besitzer, als von Henry Morgan († 1688) kommandierte Freibeuter sie in ihren Besitz brachten, um sie als Basis für ihren Überfall auf Panama zu benutzen.[5]
Providencia war der Sitz des ersten unabhängigen Staat in Zentralamerika, der 1818 gegründet wurde. Zuvor hatte Louis Michel Aury am 4. Juli 1818 die Insel erobert.[6] Dieser Staat existierte bis etwa 1821, bevor Großkolumbien die Kontrolle über diese Inseln übernahm und der Provinz Magdalena unterstellte. Kolumbien führte 1912 eine Eigenverwaltung ein, San Andrés und Providencia ist seither ein kolumbianisches Departamento (Departamento de San Andrés y Providencia).[7]
Infrastruktur
Providencias Einwohner leben zum Großteil in der Gegend von Santa Isabel. Santa Isabel ist mit den Orten Puebloviejo, Buenavista, Aguadulce, Aguamansa, Sur Oeste, Casa Baja, Punta Rocosa, La Montaña, Pueblo Libre und San Felipe über eine Straße verbunden, die einmal um die ganze Insel herumläuft. Die Verbindung mit dem Mutterland erfolgt über den Flughafen El Embrujo oder per Schiff bzw. Catamaran.
Wirtschaft
Hauptsächlich besteht die Wirtschaft von Providencia aus Ökotourismus, dem Anbau von Lebensmitteln, Fischerei und Viehwirtschaft. Überschüsse werden auf die Insel San Andrés gebracht.
Gefährdung durch Hurrikans
Providencia wurde am 29. Oktober 2005 vom Hurrikan Beta gestreift, der sich gerade von Tropensturm-Stärke zu Hurrikan-Stärke entwickelte. Der Sturm erreichte zu dieser Zeit Windgeschwindigkeiten von 130 km/h und bewegte sich nur langsam nördlich an der Insel vorbei. Laut offiziellen Angaben wurden ca. 50 % der Behausungen stark beschädigt. Die Einwohner flüchteten in die höher gelegenen Orte.
Am 16. November 2020 zog das Auge des Kategorie-5-Hurrikans Iota nur wenige Kilometer nördlich an Providencia vorbei auf die Küste von Nicaragua zu. Der Wirbelsturm erreichte zu dieser Zeit Windgeschwindigkeiten von über 250 km/h. Nach einer 14-stündigen Unterbrechung der Nachrichtenverbindungen meldeten vorläufige Informationen eine 98 %ige Zerstörung der Infrastruktur und mindestens ein Todesopfer.[8] Zum ersten Mal überhaupt wurde damit kolumbianisches Territorium von einem Kategorie-5-Hurrikan getroffen.[9]
Feiern
Carnaval de la Vieja Providencia (Karneval des alten Providencia) und Fiestas de Navidad (Weihnachten).
Literatur
Aspectos demográficos, MENDOZA, Roberto, Ignacio M. Zarante y Gustavo Valbuena, Instituto de Genética Humana, Universidad Javeriana, Bogotá
↑ abcVgl. dazu Peter Earle: The Sack of Panamá. Captain Morgan and the battle for the Caribbean. Thomas Dunne Books, New York 2007 (Orig.: 1981), ISBN 978-0-312-36142-6, S. 1–28.
↑Christian Diemer, Amalija Šeparović: Territorial Questions and Maritime Delimitation with Regard to Nicaragua’s Claims to the San Andrés Archipelago. In: ZaöRV 66 (2006), S. 167–186.