Unter Prostratio, auch Prostration oder Prosternation (von lateinischprostratio‚das Niederwerfen‘), versteht man in der römisch-katholischen, altkatholischen, anglikanischen und orthodoxenLiturgie das ausgestreckte Sichniederwerfen eines Menschen im Altarraum als Zeichen der Demut, Hingabe und flehentlichen Bitte. Mancherorts ist es üblich, bei der Prostratio die Arme waagerecht auszustrecken, sodass die Person in Kreuzform vor dem Altar liegt.
Die Prostratio ist die intensive Form der Verbeugung und der Kniebeuge, die den ganzen Körper einbezieht. Dieser Ritus hat sein Vorbild im Judentum (Ps 95,6 EU); er ist in der Liturgie heute selten und daher besonders eindrucksvoll.[1]
Die Prostratio war auch ein zentrales Element des mittelalterlichen Herrschaftsrituals der Deditio, einer symbolischen Unterwerfung des Rangniederen gegenüber einer ranghöheren Person bei der Beendigung von Konflikten durch Fuß- bzw. Kniefall.[2]
in gleicher Weise bei der feierlichen Profess und bei der Jungfrauenweihe. Die Professen bzw. Kandidatinnen prosternieren sich zum Gesang der Allerheiligenlitanei.
Altkatholische Kirchen
In Altkatholischen Kirchen ist die Prostratio am Karfreitag ebenfalls üblich, dabei prosternieren sich alle am Altar Dienenden (also auch Ministranten und Lektoren). Die Prostratio bei Weihen erfolgt ebenso wie in der römisch-katholischen Kirche.
↑Rupert Berger u. a.: Gestalt des Gottesdienstes. Sprachliche und nichtsprachliche Ausdrucksformen. In: Gottesdienst der Kirche. Handbuch der Liturgiewissenschaft Teil 3. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1987, ISBN 3-7917-1045-1.
↑Gerd Althoff: Das Privileg der „Deditio“. Formen gütlicher Konfliktbeendigung in der mittelalterlichen Adelsgesellschaft. In: Otto G. Oexle (Hrsg.): Nobilitas. Funktion und Repräsentation des Adels in Alteuropa (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 133). Göttingen 1997, ISBN 3-525-35448-7, S. 27–52.