Aus einer evangelischen Familie stammend, wurde der frühverwaiste scheue Junge sechzehnjährig von kaiserlichen Werbern nach Böhmen verschleppt und sollte die Heimat nie wiedersehen. Offenbar unter dem Eindruck dieser Erlebnisse trat Prokop 1627 in Wien dem Kapuzinerorden bei. Im Dienste des Ordens ging er u. a. nach Mariazell (Steiermark) sowie ins Passauer Kloster Mariahilf. Im Jahre 1662 erlebte er in Passau das große Erdbeben mit, das Stadt und Kloster schwer beschädigte. Den Ruhestand verbrachte bei den Kapuzinern von Linz, wo er mit 72 Jahren verstarb. Seine großen Sammelbände von Predigten auf das ganze Kirchenjahr sowie Marienliedern wurden zumeist in Salzburg veröffentlicht.
Er gilt durch die Volkstümlichkeit und theologische Fundierung seiner Predigten und Dichtungen als Vorläufer Abraham a Sancta Claras. Sein Deutsch wird zum sprachlich besten des 17. Jahrhunderts gerechnet.
Werke (Auswahl)
Mariae Hülff Ehren-Kräntzel. Passau 1642
Hertzen-Freud und Seelen-Trost. Passau 1659
Tugend-Spiegel aller zuchtliebenden Closter-Jungfrauen. Nürnberg 1679
Werk- und Literaturverzeichnis
Gerhard Dünnhaupt: „Prokop von Templin (1608–1680)“, in: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Band 5. Stuttgart: Hiersemann 1991, ISBN 3-7772-9133-1, S. 3239–54.
Literatur (Auswahl)
Aufsätze
Philip Brady: Prokop von Templin. „Redner“ und „Poet“; zur volksbezogenen Praxis eines dichtenden Kapuziners. In: Wolfgang Brückner (Hrsg.): Literatur und Volk im 17. Jahrhundert. Probleme populärer Kultur in Deutschland. Harrassowitz, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-02557-3, S. 527–541.
Urs Herzog: Der Roman auf der Kanzel. Prokop von Templin, ein erster Leser von Grimmelshausens „Simplicissimus“. In: Simpliciana. Band 6/7 (1984/85), S. 99–110, ISSN0259-6415.
Urs Herzog: „Der Beerin Ampt und Dienst“, geistlicherweise. Zur emblematischen Predigt des Prokop von Templin. In: Simpliciana. Band 11 (1989), S. 149–159, ISSN0259-6415.
Peter Ilgen: Prokop von Templin und das katholische deutsche Kirchenlied im 17. Jahrhundert. In: Kirchenmusikalisches Jahrbuch. Band 80 (1996), S. 81–114, ISSN0075-6199.
Leonhard Fethke: Prokopius von Templin als Dichter. Mariens Kapuziner-Poet im Dreißigjährigen Krieg; ein Beitrag zur Geschichte deutscher (Predigt)-Literatur; Wertung von Leben und Werk. Pilotkarmel-Verlag, Binningen 1998, ISBN 3-907568-16-8.
Leonhard Fethke: Prokopius von Templin. 1609–1680; Prediger und Poet im 17. Jahrhundert. Selbstverlag, Heringsdorf 2008.
Veit Gadient: Prokop von Templin. Sein Leben und seine Werke (Deutsche Quellen und Studien; Band 3). Habbel-Verlag, Regensburg 1912 (zugl. Dissertation, Universität Fribourg/CH 1912).
Eleonore Kinsky: Das Predigtwerk des Paters Prokop von Templin. Dissertation, Universität Wien 1962.
August Heinrich Kober: Die Mariengedichte des Prokop von Templin. Verlag Noske, Borna 1916 (zugl. Dissertation, Universität Münster 1916).
Sebastian Wieser: Prokopius von Templin, ein deutscher Paulus des 17. Jahrhunderts (Führer des Volkes; Band 18). Volksvereins-Verlag, Mönchen-Gladbach 1916.