Der Wahl vorausgegangen war die zweite Amtsperiode Akbar Hāschemi Rafsandschānis. Das Land war in einem schlechten Zustand. Hohe Staatsschulden, außenpolitische Isolation und ein erstarkender konservativer Oberster RechtsgelehrterAli Chamene’i prägten das politische Bild des Iran. Rafsandschānī durfte nach zwei Amtszeiten verfassungsgemäß nicht erneut kandidieren und in der iranischen Bevölkerung machte sich Hoffnung auf einen politischen Wechsel breit. Allerdings lehnte der Wächterrat von 238 Kandidaten, die sich zur Wahl aufstellen lassen wollten, 234 ab.[1][2]
Der frühere Minister für islamische Kultur, Mohammad Chātami, wurde trotz seines Rufes als gemäßigter Intellektueller zur Wahl zugelassen. Er musste zu seiner Kandidatur überredet werden, da er sich 1992 aus Protest gegen die rigorosen Machenschaften der radikalen Staatsführung aus der Politik zurückgezogen hatte und seitdem Direktor der TeheranerNationalbibliothek war. Zuvor war er vom konservativ dominierten Parlament als Minister für islamische Kultur entlassen worden. Nachdem der Wächterrat die Zulassung für seine Kandidatur erteilt hatte, führte er einen Wahlkampf mit liberalen Parolen zum Frauenrecht und Meinungsfreiheit. Auf diese Weise konnte er die Sympathien der reformerischen Iraner gewinnen, deren Zahl in den Jahren nach AjatollahChomeinis Tod beständig zugenommen hatte.
Favorit war allerdings Ali Akbar Nateq Nuri, der Parlamentssprecher und Kandidat der religiösen Führungsriege um Chāmene'ī.[3] Neben Chātamī und Nateq Nuri kandidierten noch Mohammad Mohammadi Reyschahri, ein ehemaliger Revolutionsrichter, und als einziger Nichtgeistlicher der ehemalige Staatsanwalt Reza Zavarchi für das Amt des Präsidenten. Reyschahri und Zavarchi galten schon vor der Wahl als chancenlos.[4]
Ergebnis und Folgen
Mohammad Chātamī konnte in einem triumphalen Wahlsieg fast 70 % der Stimmen auf sich vereinigen. Die Wahlbeteiligung lag bei 79,92 %.
Mit Chātamīs Wahlsieg etablierten sich die Reformer in der iranischen Regierung. Sie sahen sich allerdings einem konservativ dominierten Parlament sowie dem geistigen Führer Alī Chāmene'ī und seinen Institutionen gegenüber. Dennoch wurde Chātamīs Wahlsieg im Westen als selbstgemachter Aufbruch Irans aus der politischen Isolation gefeiert.
Tatsächlich war durch die Wahl für viele Beobachter bewiesen, dass die demokratischen Elemente im iranischen Staatssystem stark genug waren, um einen politischen Wechsel auszulösen.[6] Chātamī wurde zur Symbolfigur für Meinungsfreiheit, Demokratie, Gleichberechtigung und kritischen Dialog – Hoffnungen, die er letztendlich nicht erfüllen konnte.