Die Potsdamer Erklärung vom 26. Juli 1945 legte die offiziellen amerikanisch-britisch-chinesischen Bedingungen für die Kapitulation Japans am Ende des Zweiten Weltkriegs fest. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem – zuweilen ebenso bezeichneten – Potsdamer Abkommen.
Die Potsdamer Erklärung wurde von US-Präsident Harry S. Truman sowie dem britischen Premierminister Winston Churchill im Rahmen der Potsdamer Konferenz formuliert und vom chinesischen Präsidenten Chiang Kai-shek telegrafisch mitunterzeichnet. Sie beinhaltete folgende Hauptpunkte:
- (1) Japan sollte eine (letzte) Chance gegeben werden, den Krieg zu beenden.
- (2–3) Die militärischen Operationen würden weitergeführt, bis Japan den Widerstand aufgebe. Die militärische Macht, die bereits Deutschland verwüstet habe, würde in unermesslich größerer Weise zur völligen Vernichtung der japanischen Heimat führen.
- (4–5) Die Zeit sei gekommen, da Japan sich entscheiden müsse, weiterhin den militärischen Führern zu folgen oder den Weg der Vernunft zu beschreiten. Die Alliierten würden nicht von ihren Kapitulationsbedingungen abweichen.
- (6) Einfluss und Macht der Träger der japanischen Welteroberungspolitik müssten auf alle Zeit beseitigt werden. Nur ohne den Militarismus könne Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit erzielt werden.
- (7) Bis diese neue Ordnung erreicht und der japanische Kriegsapparat ausgeschaltet sei, würde es eine gezielte Besetzung Japans durch die Alliierten geben.
- (8) Die Bedingungen der Kairoer Erklärung müssten erfüllt werden und die Souveränität Japans würde auf die vier japanischen Hauptinseln und noch zu bezeichnende kleinere beschränkt werden.
- (9) Die japanischen Streitkräfte würden nach ihrer vollständigen Entwaffnung in die Heimat zurückkehren können.
- (10) Das japanische Volk würde weder versklavt noch als Nation zerstört werden, doch würden Kriegsverbrecher hart bestraft werden. Demokratie und Menschenrechte müssten eingeführt werden.
- (11) Japan werde ein Industrieland bleiben, allerdings ohne militärisches Potential. Es werde auch wieder am Welthandel teilhaben.
- (12) Die Besatzung werde enden, sobald diese Ziele erreicht und eine vom Volk getragene friedliche Regierung eingesetzt seien.
- (13) Die Alliierten riefen die japanische Regierung zur bedingungslosen Kapitulation ihrer Streitkräfte auf. Die Alternative dazu sei sofortige und völlige Vernichtung. („The alternative for Japan is prompt and utter destruction.“)
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Der Text der Potsdamer Erklärung wurde über Radio verbreitet und auf Flugblätter gedruckt, die über Japan abgeworfen wurden. Am 28. Juli 1945 hielt der japanische Premierminister Suzuki Kantarō eine Pressekonferenz und bemerkte zur Potsdamer Erklärung, dass diese nur eine Neuauflage der Kairoer Erklärung sei. Die japanische Regierung finde darin keine wesentlichen Neuigkeiten. Suzuki verwendete im Zusammenhang mit der Haltung seiner Regierung gegenüber der Erklärung das Wort mokusatsu (黙殺), das in etwa „totschweigen“ oder „links liegen lassen“ (nicht aber „ablehnen“) bedeutet und somit eine hinhaltende, gespaltene und unentschlossene Haltung des Kabinetts in der Frage einer möglichen Kapitulation widerspiegelte. Vom Ergebnis her lieferte er den USA die Rechtfertigung für den Atombombenabwurf auf Hiroshima.[1] Am 29. Juli übersetzte ein Kommuniqué der offiziellen japanischen Presseagentur Dōmei Tsushin mokusatsu mit reject (zurückweisen). Der alliierten Öffentlichkeit erschien diese Reaktion als Unbeugsamkeit, und dieser Eindruck wurde seitens Japans auch nicht mehr korrigiert.
Am 21. Juli 1945 war Präsident Truman über den gelungenen Atomwaffentest informiert worden und hatte am 24. Juli den Befehl gegeben, den Abwurf einer Atombombe für den 3. August vorzubereiten. Aus dem Entwurf der Potsdamer Erklärung hatte er die Garantie für den Fortbestand des japanischen Kaiserhauses, die die Annahme der Kapitulation erleichtert hätte, streichen lassen. Den Vorschlag von Kriegsminister Stimson, die Japaner mit einer Probeexplosion vorzuwarnen, hatte er abgelehnt.[2] Nachdem die Politik keine Ergebnisse gezeitigt hatte, wurden zwei Atombomben am 6. und 9. August 1945 über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen.
Die Sowjetunion kam ihrer bei der Konferenz von Jalta eingegangenen Verpflichtung auf dem Tag genau nach, 90 Tage nach dem Kriegsende in Europa in Fernost den Krieg zu beginnen und sowohl Japan wie auch seine Verbündeten anzugreifen. Nachdem am 5. April 1945 der Neutralitätspakt mit Japan gekündigt wurde, übermittelte die Sowjetunion am 8. August Japan die Kriegserklärung. Tags darauf begann die sowjetische Invasion der Mandschurei, in deren Verlauf die Rote Armee mit über einer Million Soldaten die Mandschurei besetzte und den japanischen Marionettenstaat Mandschukuo auflöste.[3] Das eroberte Gebiet wurde gemäß den alliierten Kriegszielen (Kairoer Erklärung) von der Sowjetunion 1946 an die Republik China zurückgegeben.
Am 14. August 1945 entschloss sich der Tennō angesichts der ausweglosen Lage zum Kaiserlichen Erlass über das Kriegsende (終戦の詔書, shūsen no shōsho), der die Bedingungen der Potsdamer Erklärung anerkannte und am 15. August 1945 im Radio (Gyokuon-hōsō) ausgestrahlt wurde. Am 2. September wurde die bedingungslose Kapitulation der japanischen Streitkräfte mit ausdrücklichem Bezug auf die Potsdamer Erklärung unterzeichnet.
Literatur
- Robert Kramm: Potsdam und Japan, etwa 1945. In: Jürgen Luh (Hrsg.): Potsdamer Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt. Begleitband zur Ausstellung zum 75. Jahrestag der Potsdamer Konferenz, S. 158–171.
- Wieland Wagner: Tokio und die Stund Null – Der innerjapanische Streit um die Potsdamer Erklärung. In: Potsdam 1945 – Konzept, Taktik, Irrtum? Hrsg. von Heiner Timmermann, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-08876-X, S. 181–191.
Einzelnachweise
- ↑ Wieland Wagner: Tokio und die Stund Null – Der innerjapanische Streit um die Potsdamer Erklärung. In: Potsdam 1945 – Konzept, Taktik, Irrtum? Hrsg. von Heiner Timmermann, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-08876-X, S. 185 f.
- ↑ Wieland Wagner: Tokio und die Stund Null – Der innerjapanische Streit um die Potsdamer Erklärung. S. 182.
- ↑ Geoffrey Roberts: Antipodes or Twins? The Myths of Yalta and Potsdam. In: Christoph Koch (Hrsg.), Das Potsdamer Abkommen 1945–2015: Rechtliche Bedeutung und historische Auswirkungen. Peter Lang, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-631-67091-0, S. 227.
Weblinks