Die Police grand-ducale[A 2] (deutschGroßherzogliche Polizei; luxemburgischGroussherzoglech Police), auch Police Lëtzebuerg genannt, ist ein Organ der Exekutive in Luxemburg. Sie untersteht dem Minister für innere Sicherheit und entstand in ihrer heutigen Form am 1. Januar 2000, als die vormalige Großherzogliche Gendarmerie und die dezentral organisierte staatliche Polizei fusionierten. Sie ist für die Innere Sicherheit, Aufrechterhaltung der Öffentlichen Ordnung sowie die Durchsetzung der Gesetze verantwortlich.[E 2]
Während die Geschichte der Gendarmerie aus der Zeit der französischen Besatzung im damaligen Département Forêts begann und damit vergleichsweise jung war, gehen die Wurzeln der Polizei bis ins 13. Jahrhundert zurück.[E 3] Gräfin Ermesinde II. konnte zu ihren Lebzeiten nicht nur ihr Herrschaftsgebiet verdreifachen, sie erhöhte durch eine umfassende Verwaltungsreform auch den Wohlstand und die Sicherheit. Unter Anwendung des Rechts von Beaumont[E 4] „befreite“ sie viele Städte und Dörfer. Nach der heutigen Quellenlage waren die Hauptaufgaben der damaligen Polizei:
Patrouille zur Verbrechensvorbeugung,
Festsetzung von Deserteuren und Vagabunden,
Überwachung der Sonn- und Feiertagsruhe,
Überwachung der Schulpflicht.
Ab 1531 kamen die folgenden Aufgaben zur Gewährung von „Einheit und gegenseitigem Verständnis zwischen den Untertanen und Seiner Majestät“ hinzu:
Währungs- und Zollüberwachung, Notare, Konkurswesen;
Monopolwesen und Lebensmittel- und Preiskontrolle;
Aufsicht von Obdachlosen, Armen, Landstreichern;
Aufgaben des Standesamtes: Widmungen, Hochzeiten;
Einschreiten bei Mord, Trunkenheit, Pferdediebstahl, Lästerer.
Mit der Einführung einer einheitlichen und funktionsfähigen Verwaltung nach der Französischen Revolution entfielen einige Aufgaben wieder. Fokus der Arbeit war jetzt „de veiller et tenir la main, dans l'étendue de chaque municipalité, à l'exécution des lois et règlements de police“ (etwa: „im Bereich jeder Gemeinde die Ausführung der Gesetze und Polizeiverordnungen zu überwachen und zu unterstützen“), bis heute Schwerpunkt der Polizeiarbeit.
Gründung der Gendarmerie
Die Maréchaussée in Luxemburg wurde während der Herrschaft der Habsburger am 3. Februar 1733 gegründet. Von 1795/1801 bis 1814 geriet das Land als Département Forêts nach dem Einzug der französischen Revolutionstruppen unter französische Herrschaft. Die Maréchaussée wurde Teil der Gendarmerie nationale. Der Wiener Kongress legte 1815 fest, dass das nun zum Großherzogtum erhobene Land ein Bundesstaat des neu gegründeten Deutschen Bundes wurde. Gleichzeitig führten die Kongressbeschlüsse zu einer Personalunion mit dem Königreich der Vereinigten Niederlande. 1840 entstand die Maréchaussée royale grand-ducale, deren Name 1863 unter Wilhelm III. in Königlich Grossherzogliche Gendarmerie Kompagnie geändert wurde. Unter deutscher Besatzung ab 1940 wurde die Gendarmerie der deutschen Pölizei eingegliedert. Das Gesetz vom 23. Juli 1952 legte die gesetzlichen Grundlagen für die Gendarmerie neu fest. Sie war ebenso wie die Armee und die Polizei Teil der Force publique.[E 5]
Verstaatlichung der Polizei
Den ersten Schritt zur Verstaatlichung der Polizei ging man 1930, wobei die vorher ausschließlich den jeweiligen Gemeindebehörden unterstellten Polizeibeamten unter nationalstaatliche Befehlsgewalt kamen.[E 6][E 7]
In den folgenden Jahren unternahm man weitere Schritte im Sinne dieser Verstaatlichung: ab 1952 trug die Polizei – sicher auch wegen der unliebsamen deutschen Besatzung – nicht mehr die Bezeichnung Lokalpolizei, sondern Police. Außerdem wurde in diesem Jahr die Polizei der Armee und der Gendarmerie rechtlich gleichgestellt, was eine Ausweitung der Machtbefugnisse bedeutete[E 5].
Im Jahr 1968 nahm man mit einem weiteren Gesetz das Problem der Finanzierung in Angriff. Fortan wurden die Personalkosten zu 60 % durch den Staat und zu 40 % durch die Gemeinden getragen, während die Kosten für das Material der Polizei gänzlich durch den Staat übernommen wurden. Darüber hinausgehende Kosten mussten weiter durch die Gemeinden getragen werden.[E 8]
1980 wurden die territorialen Einschränkungen die schutzpolizeilichen Zuständigkeiten betreffend abgeschafft[E 9].
Im Jahre 1989 wurden die gerichtspolizeilichen (kriminalpolizeilichen) Zuständigkeiten der Polizei auf das ganze Land ausgeweitet, wodurch für diese nunmehr keine territorialen Einschränkungen mehr bestanden.[E 10]
Nach wie vor waren die meisten Teile der Ausbildung sowie die Dienstgrade bei Gendarmerie und Polizei identisch. Auch fanden Versetzungen von Beamten zwischen beiden Zweigen der Exekutive statt.
Fusion am 1. Januar 2000
Am 1. Januar 2000 wurden die Großherzogliche Gendarmerie und die dezentral organisierte staatliche Polizei zur Police grand-ducale fusioniert. Die früher militärischen Dienstgrade der Gendarmerie wurden jedoch bei der heutigen Großherzoglichen Polizei durch zivilere Bezeichnungen ersetzt (z. B. Inspektor, Kommissar).
Im Jahr 2019 verfügte die Police grand-ducale über 1.838 Polizisten und 365 Zivilbeschäftigte.[E 11]
Organisation
Die nach der Reform vom 18. Juli 2018 gültige Organisationsstruktur der Police grand-ducale sieht wie folgt aus:
Generaldirektion
4 Zentraldirektionen
Direction Centrale de Police Administrative (DCPA), Zentraldirektion der Verwaltungspolizei
Direction Centrale de Police Judiciaire (DCPJ), Zentraldirektion der Kriminalpolizei
Direction Centrale de Ressources et de Compétences (DCRC), Zentraldirektion für Ressourcen und Kompetenzen
Direction Centrale des Stratégies et des Performances (DCSP), Zentraldirektion für Strategie und Leistung
4 Nationale Einheiten, die an die DCPA gegliedert sind (Unités nationales)
Das Hauptquartier der Generaldirektion der Polizei befindet sich in der Nähe des Flughafens von Luxemburg (Ortschaft Findel der Gemeinde Sandweiler). Dort sind auch die vier Zentraldirektionen angesiedelt.
Die Direktionen der vier Polizeiregionen sind in Diekirch, Esch-an-der-Alzette, Grevenmacher und Luxemburg-Stadt angesiedelt[E 12]. Jede von diesen vier Polizeiregionen setzt sich neben der Regionaldirektion aus „Commissariats à 3 roulements“ (kurz: C3R; auf 3 Schichten laufende Kommissariate, also rund um die Uhr) und den lokalen „Commissariats à 2 roulements“ (kurz: C2R; auf zwei Schichten laufende Kommissariate) (alles Schutzpolizei) zusammen. Jede Polizeiregion verfügt außerdem über einen „Service Régional de Police de la Route“ (Regionaldienst der Verkehrspolizei, SRPR) sowie einen „Service Régional de Police Spéciale“ (Regionaler Sonderpolizeidienst).
Region
Kommissariat
Schichtbetrieb
Norden
Commissariat Ettelbruck
C2R
Commissariat Ourdall - Site Clervaux
C2R
Commissariat Turelbaach
Site Heiderscheid
C2R
Site Grosbous
C2R
Commissariat des Ardennes
Site Bavigne
C2R
Site Wiltz
C3R
Commissariat Atert
Site Rambrouch
C2R
Site Rédange
C3R
Commissariat Diekirch/Vianden
Site Diekirch
C3R
Site Vianden
C2R
Commissariat Echternach
C3R
Commissariat Troisvierges
C3R
Süd-Westen
Commissariat Käerjeng/Pétange
Site Käerjeng
C2R
Site Pétange
C2R
Commissariat Belvaux
C2R
Commissariat Esch
C3R
Commissariat Esch Centre
C2R
Commissariat Kayldall
Site Kayl
C2R
Site Rumelange
C2R
Commissariat Porte de l'Ouest
Site Bertrange
C2R
Site Strassen
C2R
Commissariat Porte du Sud
C2R
Commissariat Réiserbann
Site Roeser
C2R
Site Bettembourg
C2R
Commissariat Capellen/Steinfort
Site Capellen
C3R
Site Steinfort
C2R
Commissariat Differdange
C3R
Commissariat Dudelange
C3R
Zentrum-Osten
Commissariat Ernz
Site Junglinster
C2R
Site Larochette
C2R
Commissariat Syrdall - Site Roodt/Syre
C2R
Commissariat Walferdange
C2R
Commissariat Mersch
C3R
Commissariat Museldall
Site Grevenmacher
C3R
Site Wormeldange
C2R
Site Wasserbillig
C2R
Commissariat Remich/Mondorf
Site Remich
C3R
Site Mondorf
C2R
Hauptstadt
Commissariat Bonnevoie
C2R
Commissariat Gare/Hollerich
C2R
Commissariat Gasperich
C2R
Commissariat Hesperange
C2R
Commissariat Kirchberg/Cents
Site Kirchberg
C2R
Site Cents
C2R
Commissariat Limpertsberg
C2R
Commissariat Merl
C2R
Commissariat Ville-Haute
C2R
Commissariat Luxembourg
C3R
Commissariat Luxembourg - Groupe Gare
C3R
Die zentrale, landeseinheitliche Rufnummer lautet 113.
Bisherige Generaldirektoren
2000–2001: Charles Bourg
2001–2008: Pierre Reuland
2008–2015: Romain Nettgen
2015–2024: Philippe Schrantz
seit 2024: Pascal Peters
Sonstiges
Das Logo der Police Lëtzebuerg (vgl. Infobox) bekam 2020 den German Design Award in der Kategorie Excellent Communications Design/Corporate Identity.[E 13]
↑Tony Jungblut: Ein Interview mit Polizeidirektor J. M. Weis. In: Tony Jungblut (Hrsg.): FEINDE der Gesellschaft (= A-Z : Luxemburger illustrierte Wochenschrift. No. 30). Genossenschaftsdruckerei, Esch-sur-Alzette 1935.
↑Es kennzeichnet alle Fahrzeugverbände, in welchen sich ein Mitglied des Großherzoglichen Hofs befindet.
↑Armee und Großherzogliche Polizei bilden in Luxemburg gemeinsam die sogenannte Öffentliche Macht (französischforce publique) im Sinne des ersten Artikels des Gesetzes über die Organisation des Militärs vom 23. Juli 1952.