Piemontit kristallisiert im monoklinenen Kristallsystem und entwickelt meist prismatische Kristalle, findet sich aber auch in Form radialstrahliger bis körniger Aggregate. Die durchscheinenden bis undurchsichtigen Kristalle sind von rötlichbrauner bis tiefroter oder rotvioletter bis fast schwarzer Farbe und zeigen auf den Oberflächen einen glasähnlichen Glanz.
Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Piemontit in die Abteilung der „Gruppensilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatgruppen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Gruppensilikate mit gemischten SiO4- und Si2O7-Gruppen; Kationen in oktaedrischer [6]er- und größerer Koordination“ zu finden ist, wo es zusammen mit Epidot, Epidot-(Pb), Epidot-(Sr), Klinozoisit, Klinozoisit-(Sr), Tweddillit, Mukhinit und Piemontit-(Sr) sowie den hier als hypothetisch (H) geltenden Chromotawmawit, Ferriepidot, Ferriepidot-(Pb), Ferriepidot-(Sr), Klinozoisit-(Pb), Manganipiemontit, Mukhinit-(Pb), Mukhinit-(Sr), Piemontit-(Pb), Vanadoepidot, Vanadoepidot-(Pb) und Vanadoepidot-(Sr) die „Epidotgruppe“ mit der System-Nr. 9.BG.05a bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Piemontit in die bereits etwas feiner unterteilte Abteilung der „Gruppensilikate: Insulare, gemischte, einzelne und größere Tetraedergruppen“ ein. Hier ist er allerdings ebenfalls in der „Epidotgruppe (Klinozoisit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 58.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Gruppensilikate: Insulare, gemischte, einzelne und größere Tetraedergruppen mit Kationen in [6] und höherer Koordination; Einzel- und Doppelgruppen (n=1,2)“ zu finden.
Weltweit konnte das Mineral bisher (Stand: 2010) an rund 200 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität Piemont wurde es in Italien noch in den Regionen Aosta, Ligurien, Lombardei und der Toskana gefunden werden.
Piemontit hat außer als Mineralprobe nur geringe wirtschaftliche Bedeutung. Er wird gelegentlich zu Schmucksteinen verarbeitet, allerdings besteht Verwechslungsgefahr mit der roten Zoisit-Varietät Thulit. Unter anderem bestehen Thulite aus Norwegen selten aus reinem Thulit, sondern fast immer aus einem Gemenge aus Thulit, Piemontit, Quarz, Muskovit-Glimmer, Tremolit und Calcit. Oft sind auch die Piemontite so stark mit Quarz durchsetzt, dass sie als „Piemontit-Quarz“ bezeichnet werden müssten. Bei Piemontit-Muskovit-Quarzen mit einem deutlichen Gehalt an Muskovit-Glimmer entsteht ähnlich wie bei der Oligoklas-Varietät „Sonnenstein“, dem Aventurin-Quarz oder dem synthetischen Goldfluss ein auffälliger „Glitzereffekt“. Im Handel wird dieser Stein entsprechend häufig als sogenannter „roter Aventurin-Quarz“ angeboten.[12]
Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S.214.
Mariko Nagashima, Masahide Akasaka: X-ray Rietveld and 57Fe Mössbauer studies of epidote and piemontite on the join Ca2Al2Fe3+Si3O12(OH) – Ca2Al2Mn3+Si3O12(OH) formed by hydrothermal synthesis. In: American Mineralogist. Band95, 2010, S.1237–1246 (rruff.info [PDF; 1,9MB; abgerufen am 28. Februar 2017]).
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↑Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.585.
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↑ abcdefPiemontite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. Mai 2019 (englisch).
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Adolph Kenngott: Das Mohs'sche Mineralsystem, dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft gemäss. Carl Gerold & Sohn, Wien 1853, S.75 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 220kB; abgerufen am 7. Mai 2019]).
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Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.