Phrygischer Modus, kurz Phrygisch, bezeichnet ursprünglich eine Oktavgattung des altgriechischen Systema Téleion, später im mittelalterlichen System der Kirchentöne den dritten Ton oder deuterus authenticus[1] (gekennzeichnet durch den Ambitus e–e1, die Repercussa c1 und die Finalis e).
Die Tonart konnte sich wegen ihrer klanglichen Besonderheiten noch relativ lange neben den neuen Dur- und Molltonarten behaupten.
Heute wird (etwa im modalen Jazz) darunter oft nur noch eine modale Tonleiter mit der gleichen Intervallstruktur verstanden.
Da die dritte Stufe der phrygischen Tonleiter eine kleine Terz zum Grundton bildet, hat sie einen mollähnlichen Charakter. Je ein Halbtonschritt liegt zwischen der ersten und zweiten sowie der fünften und sechsten Stufe, die übrigen Intervalle sind Ganztonschritte.
Die Tonart e-Phrygisch enthält die Stammtöne der westlichen Musik, denen auf Tasteninstrumenten die weißen Tasten entsprechen. Sie unterscheidet sich von der Molltonart e-Moll durch die erniedrigte zweite Stufe („phrygische Sekunde“).
Der phrygische Modus ähnelt dem indischen RagaBhairavi. In der arabischen Musik ist die Tonart als kurdischer Modus oder Beyat[2] bekannt und erfährt auch Einsatz in der populären Musik, wenngleich der zweite Tetrachord leicht verändert werden kann. In der klassischen türkischen Musik hat er neben dem MakamKürdî Ähnlichkeit mit dem Makam Uşşak. Bei letzterem wird allerdings der zweite Ton etwas höher als bei Kürdî platziert, sodass sich Uşşak einer Molltonart annähert.
↑Luigi Agustoni/Johannes Berchmans Göschl: Einführung in die Interpretation des Gregorianischen Chorals. Band 1: Grundlagen, Kapitel 1.3.2: Die acht Modi des Oktoechos. Gustav Bosse Verlag, Kassel 1995.